Die Breitmatten in Kuhbach sollen nach dem Willen der Stadtverwaltung zur Fahrradstraße werden. Doch im Ortschaftsrat hält man nicht viel von diesen Plänen. Foto: Endrik Baublies/Endrik Baublies

Sollen Fahrradfahrer in den Breitmatten und der Hexenmatt bald Vorfahrt haben? In den Dorfgremien in Kuhbach und Reichenbach lautete die Antwort Nein. Der Tenor in beiden Stadtteilen: Weshalb etwas ändern, was bisher gut funktioniert?

Der Kuhbacher Ortschaftsrat hatte das Thema Fahrradstraße in der Breitmatten am Dienstag auf der Tagesordnung. Die Kollegen aus Reichenbach berieten über die Vorfahrt für Radler in der Hexenmatt dann am Mittwoch. In Kuhbach stimmten acht Räte gegen die Empfehlung der Stadtverwaltung. Klaus Herbert Jung (SPD) enthielt sich. In Reichenbach stimmte nur Hermann Kleinschmidt (SPD) dem Vorschlag zu. Acht Räte waren gegen die Empfehlung für eine Fahrradstraße in der Hexenmatt.

Vonseiten der Stadtverwaltung erklärten Martin Stehr und Marius Winkler vom Stadtplanungsamt, weshalb eine durchgehende Achse von Lahr ins Schuttertal für Fahrradfahrer wichtig sei. In der Sitzung in Kuhbach war auch Carina Stuber (Ordnungsamt) dabei.

In Kuhbach sind die Kosten der Radstraßen ein Thema

Generell haben die Radler auf der Straße dann freie Fahrt. In den Fahrradstraßen, auf denen Tempo 30 gilt, sind sie vorfahrtsberechtigt. Wenn hier zum Beispiel Schüler morgens oder mittags nebeneinander fahren, ist das erlaubt. Die Änderung der Vorfahrt in der Breitmatten wie auch der Hexenmatt ist nur möglich, wenn beide Straßen als Fahrradstraßen ausgewiesen werden, erklärte Stuber. In Tempo-30-Zonen gelte ansonsten generell rechts vor links. Aus Sicht der Stadtplaner ist die Achse zwischen Lahr und dem Schuttertal mit Vorfahrt für Fahrradfahrer wichtig für die geplante Verkehrswende. Tenor in beiden Ortschaftsräten: Das Problem sei, dass beide Straßen durch Gewerbegebiete führen.

In Kuhbach wiesen alle Redner auf die Kosten hin. Da das unbestritten hohe Aufkommen an Radlern, vor allem auf dem Weg von und zur Schule und zur Arbeit oder nach Hause, bisher gut funktioniere, seien die Ausgaben von etwa 50 000 Euro in der Breitmatten für die Ausweisung der Strecke als Fahrradstraße viel zu hoch. Die Anregung, dass eine andere Parkregelung auch Abhilfe schaffen würde, konterten die Stadtplaner mit dem Hinweis, dass auch da eine neue Beschilderung Ausgaben zur Folge haben würde. Mehrere Räte monierten, dass eine Entscheidung zugunsten der Fahrradstraße bereits gefallen sei.

In Reichenbach kamen die Kosten für die Ausweisung von Radstraßen dagegen nicht in der Debatte vor. Auch hier wurde als Argument gegen die Fahrradstraße vorgebracht, dass der Verkehr von Radlern und dem Schwerlastverkehr nebeneinander nahezu reibungslos funktioniere. Eine neuralgische Stelle, da waren sich alle einig, sei die Wendestelle für Lkw an der Einfahrt in die Hexenmatt aus Richtung Hammerschmiede.

Dieses Problem würde durch die Ausweisung einer Fahrradstraße überhaupt nicht entschärft, so die Räte. Ein weiteres Argument der Reichenbacher war, dass radelnde Schüler aufgrund der Vorfahrt in einer Fahrradstraße weniger Rücksicht nehmen würden. So würden sie dann automatisch für mehr Gefahr sorgen, hieß es aus dem Reichenbacher Gremium.

Nach der jeweils deutlichen Ablehnung der Fahrradstraßen in den Breitmatten in Kuhbach und der Reichenbacher Hexenmatt durch beide Ortschaftsräte wird der Beirat für Verkehrsangelegenheiten in seiner Sitzung am 4. Juli über das Thema beraten und danach eine Empfehlung aussprechen. Anschließend wird der Lahrer Gemeinderat in der Sitzung am 17. Juli die Einrichtung von Fahrradstraßen auf der Tagesordnung haben. Auch hier wird der Gemeinderat allerdings nur eine Empfehlung aussprechen. Die endgültige Entscheidung, ob in Kuhbach und Reichenbach Fahrradstraßen ausgewiesen werden, ist Sache der unteren Verkehrsbehörde. Eine bindende Wirkung hat das ablehnende Votum in den Stadtteilen also nicht.