Die Breitmatten in Kuhbach sind eine der fünf Straßen, die zur Fahrradstraße werden sollen. Foto: Baublies

Haben Radfahrer in fünf Lahrer Straßen küntig Vorfahrt? Mit dieser Frage hat sich der Verkehrsbeirat bei seiner Sitzung befasst. Die Räte haben mehrheitlich für die Errichtung von Fahrradstraßen gestimmt, es gab aber auch Kritik an den Plänen.

Auf fünf Straßen in Lahr könnten Radfahrer künftig Vorfahrt haben: Die Stadtverwaltung möchte Fahrradstraßen errichten. Seit Monaten wird das Thema heiß diskutiert.

Nun hat der Verkehrsbeirat in seiner Sitzung mehrheitlich die Einrichtung empfohlen. Kritik an den Plänen gab es von FDP, CDU und den Freien Wählern, besonders in Bezug auf die Straßen Breitmatten in Kuhbach und Hexenmatt in Reichenbach.

Welche Pläne hat die Stadt?

„Bis 2030 soll der Radverkehrsanteil im Vergleich zu 2019 von 14 Prozent auf 21 Prozent steigen.“ Dieses Ziel hat sich die Stadtverwaltung gesetzt. Erreicht werden soll es unter anderem mit der Einrichtung von Fahrradstraßen – diese werden im aktualisierten Radverkehrskonzept empfohlen – in der Altmühlgasse, Am Mauerfeld und im Klostermattenweg in der Kernstadt sowie in den Breitmatten und der Hexenmatt in den Ortsteilen Kuhbach und Reichenbach. Ursprünglich war der Rosenweg anstelle des Klostermattenwegs vorgesehen, wird aber wegen Neuplanungen zunächst zurückgestellt.

So könne auf den Achsen vom Bahnhof in die Kernstadt und von der Kernstadt in das Schuttertal eine durchgängige Radverkehrsverbindung erreicht werden, hieß es von Martin Stehr und Marius Winkler vom Stadtplanungsamt bei der Sitzung des Verkehrsbeirats. Die Fahrradstraßen standen dort schon zum zweiten Mal auf der Tagesordnung.

Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Nach einer Diskussion im Verkehrsbeirat im Oktober vergangenes Jahr hatte es im Februar eine Infoveranstaltung gegeben. Zahlreiche Gewerbetreibende aus den Breitmatten und der Hexenmatt, die sich Sorgen um die Betriebsabläufe gemacht hatten, waren gekommen. Auch in den Ortschaftsräten in Kuhbach und Reichenbach war das Thema aufgekommen – die Dorfgremien hatten sich jeweils gegen die Fahrradstraßen ausgesprochen.

Was gilt auf einer Fahrradstraße?

In einer Fahrradstraße haben Radfahrer generell Vorfahrt, andere Verkehrsteilnehmer müssen sich unterordnen und besonders Rücksicht nehmen. Außerdem dürfen die Radler auch nebeneinander herfahren. Es gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern in der Stunde.

Was wird sich in den Straßen ändern?

Mittels Markierungen und neuer Beschilderung sollen die Fahrradstraßen an den fünf Standorten errichtet werden. In der Breitmatten ist außerdem eine Haltverbotszone geplant. Be- und Entladen bleibe möglich, hieß es. Die Verkehrsuntersuchungen in Kuhbach und Reichenbach hätten gezeigt, dass der Radverkehr in den beiden Straßen bereits eine der wichtigsten Verkehrsformen sei. Außerdem gebe es in den Ortsteilen bis auf die B 415 kein weiteres Angebot.

Empfohlen werde die Umsetzung des gesamten Plans, Priorität liege aber auf der Achse Kernstadt ins Schuttertal. Guido Schöneboom, Vorsitzender des Beirats, betonte: „Wir müssen den Fahrradfahrern jetzt einen gewissen Vorteil einräumen.“

Was haben die Fraktionen gesagt?

„Nicht jede Straße ist als Fahrradstraße geeignet“, erklärte Klaus Girstl (Freie Wähler). Reichenbachs Ortsvorsteher nahm damit Bezug auf die Pläne in Kuhbach und Reichenbach. Dort führen die geplanten Fahrradstraßen durch Gewerbegebiete. Er sprach zudem von einer „trügerischen Sicherheit für Radfahrer“.

„Es ist fachlich und politisch richtig, was Sie vorschlagen“, so Dorothee Granderath (Grüne) zu den Plänen der Stadtverwaltung. Neben einer „perfekt ausgebauten Bundesstraße“ war sie deshalb auch für die Einrichtung einer Fahrradstraße. Der Mut zur Verkehrswende sei notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.

Auch Roland Hirsch (SPD) sprach sich für die Pläne aus. „Die Fahrradstraße muss in den Köpfen erstmal Platz finden. Veränderung schafft immer Vorbehalte“, erklärte er. Lediglich die Zahl an Verkehrszeichen kritisierte er: „Das sind Kröten, die man schlucken muss.“

Für die in den Breitmatten und Hexenmatt angesiedelten Gewerbebetriebe ergriff Ilona Rompel (CDU) Partei. Diese hätten Sorgen und fühlten sich eingeschränkt. „Die Betriebe sind wichtig, sie schaffen wohnortnahe Arbeitsplätze“, so Rompel. Die CDU sei nicht grundsätzlich gegen Fahrradstraßen – aber gegen die geplanten in den Lahrer Ortsteilen.

Jörg Uffelmann (FDP) wünschte sich eine klarere Aufschlüsselung der Finanzen – 250 000 sind insgesamt für die fünf Straßen eingeplant. Wenn er genau wisse, welche Kosten auf welches Projekt entfallen, könne er bei den Straßen in der Kernstadt auch mitziehen.

„Den Radverkehr nach vorne zu bringen, diese Aufgabe haben wir alle“, betonte Lukas Oßwald (Linke Liste). Kuhbach und Reichenbach seien stark geplagt vom Pendlerverkehr, weshalb man das Fahrrad als Alternative wahrnehmen und annehmen müsse.

Wie haben die Räte abgestimmt?

Bei den geplanten Straßen in der Altmühlgasse, Am Mauerfeld und Klostermattenweg gab es Gegenstimmen von Ilona Rompel (CDU), Annette Korn (CDU) und Jörg Uffelmann (FDP). Gegen die Pläne in den Breitmatten und der Hexenmatt stimmte zudem Klaus Girstl (Freie Wähler). Mehrheitlich empfahl der Verkehrsbeirat die Einrichtung der fünf Fahrradstraßen.

So geht es weiter

Nach der Empfehlung des Verkehrsbeirats wird auch der Lahrer Gemeinderat in der Sitzung am 17. Juli die Einrichtung der fünf Fahrradstraßen auf der Tagesordnung haben. Auch hier wird der Gemeinderat allerdings nur eine Empfehlung aussprechen. Die endgültige Entscheidung ist Sache der unteren Verkehrsbehörde.