Die spinnen, die Menschen! Foto: Melanie Geitlinger

Die steigende Kaufwut lässt manche Supermärkte zu ungewöhnlichen Mitteln greifen. Aldi etwa hatte diese Woche Mehl im Angebot. Ja, dachte ich auch: ausgerechnet. In der Filiale in der Geroldsecker Vorstadt lagerten die Zweieinhalb- Kilo-Packungen nicht wie zu erwarten in einem Extra- Regal, sondern im für Kunden unzugänglichen Bereich. Wer sich das Schnäppchen sichern wollte, musste einen vorm Rolltor postierten Mitarbeiter darum bitten. Der gab das Mehl aus, aber – streng reglementiert – nur einen Artikel pro Person. Ein Vorgehen, das man normalerweise aus Elektronikmärkten kennt, wo sündhaft teure Hightech-Kleingeräte hinter verschlossenem Glas ruhen, um sie vor Langfingern zu schützen. Mehl – das iPhone der Lebensmittelbranche.

Anderer Ort, anderes Produkt, gleiches Phänomen: Im Edeka- Markt in der »Arena« steuert eine Frau auf die Kasse zu. In ihren Händen und Armen balanciert sie so gekonnt Speiseöl-Flaschen, dass jede Oktoberfest-Bedienung neidisch werden würde. Eine Mitarbeiterin erklärt ihr freundlich, aber bestimmt: »Maximal fünf, bitte!« Durchaus enttäuscht, aber widerspruchslos lässt die Frau ihre Literlast ab.

Man ist versucht zu sagen, die Leute sollten statt Lebensmitteln lieber Verstand horten. Ich meine, was will man mit Unmengen Mehl, eine Wurmzucht eröffnen? Oder mit kübelweise Öl, den Motor des Diesels schrotten? Man täte den Menschen unrecht. Wie schon das Hamstern zu Beginn der Pandemie ist auch das jetzige, vom Ukraine-Krieg ausgelöste Ausdruck tiefer Verunsicherung und des sehnlichen Wunsches, die Selbstbestimmung
über das eigene Leben zurückzugewinnen.

Allzu verständlich, aber sicher der falsche Weg. Denn Hamstern ist auch egoistisch und schlicht unnötig. Mein Vorschlag: Lassen Sie uns alle gemeinsam bunkern – und zwar eine gehörige Portion Gelassenheit.