Rund 150 Personen haben sich zu einem "Montags-Spaziergang" in Wolfach getroffen und sind gegen die Corona-Vorschriften durchs Städtle gezogen. Foto: Kovac

Die sogenannten "Montagsspaziergänger" haben sich nun auch in Wolfach versammelt. Eine Gruppe von rund 150 Menschen ist mit Fackeln durchs Städtle gezogen und hat ihren Unmut gegen die Corona-Vorschriften zum Ausdruck gebracht.

Sie rufen zu einem "Spaziergang" auf, laufen teilweise mit Tausenden von Menschen gemeinsam durch die Städte und demonstrieren gegen die Corona-Vorschriften. Auch in Wolfach hat sich am Montag ein Pulk aus 150 bis 200 "Montagsspaziergängern" gebildet, der mit Fackeln durchs Städtle gezogen ist. Laut Polizeisprecher Ansgar Gernsbeck war der "Montags-Spaziergang" nicht etwa "ein Aufmarsch der Rechten, sondern das ganze Spektrum der Bevölkerung war vertreten", auch Familien mit Kindern seien dabei gewesen.

Veranstaltung war womöglich nicht angemeldet

Allerdings sei die Veranstaltung womöglich nicht angemeldet gewesen. Das prüfe die Polizei aktuell. Falls die Teilnehmer ihre Demonstration tatsächlich im Vorfeld nicht mitgeteilt haben, droht dem Veranstaltungsleiter eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen die Versammlungsfreiheit (siehe Info). "Solange sich das alles im rechtlichen Rahmen bewegt, müssen wir das allerdings aushalten und gehört es zur Demokratie dazu", konstatiert Gernsbeck.

Auch im Wolfacher Gemeinderat hat die Versammlung am Abend schnell Wellen geschlagen, denn die Gruppe hatte sich während der Gemeinderatssitzung versammelt, weshalb diese dann schnell beendet wurde.

Aufruhr vor dem Boser-Haus

Ratsmitglied Carsten Boser trat sofort nach der Nachricht den Heimweg an. "Gerade aus der Erfahrung von Abgeordneten anderer Regionen und der vergangenen Zeit war ich schon sensibilisiert. "Meine 16-jährigen Söhne waren zuhause und ich wollte nachschauen, ob alles in Ordnung ist und nicht das Haus abfackelt", berichtet Boser. Seine Frau Sandra als Staatssekretärin im Landtag und andere Abgeordnete bekämen immer wieder E-Mails, "die aus diesen Kreisen kommen und schon als Drohung verstanden werden können." Deshalb sei er inzwischen sensibilisiert, sagt der Grünen-Vorsitzende des Ortsverbands Mittleres Kinzigtal.

Anwohner bilden Gegenbewegung zu Demonstranten

In einem Telefonat schildert er die Situation, nachdem er zuhause angekommen war: Die Demonstranten machten sich nach ihrem Zusammenkommen am Rathaus auf ihren Weg durch die Stadt und hielten auch in der Nähe, aber nicht unmittelbar vor seinem Haus an. Als Nachbarn und Anwohner im Wolfacher Gassensteg auf die "Freiheit, keine Demokratie"-Parolen mit "Haut ab!"- Rufen aus ihren Fenstern reagierten, schaukelte sich die Situation hoch. "Da wurde es dann schon mal richtig laut, irgendein Demonstrant hat auch mit einem Gegenstand auf den Boden geschlagen. Viele engagierte Wolfacher haben sich aber eingemischt und die Leute konfrontiert."

Die meisten Wolfacher halten sich an die Regeln

Dennoch könne er nicht beurteilen, ob die Aktion gegen ihn und seine Frau persönlich gerichtet war. "Eigentlich habe ich es nicht als direkte Bedrohung wahrgenommen, allerdings sind in der Vergangenheit auch ab und zu Einzelpersonen vor unserer Tür gestanden und wollten Diskussionen anfangen. Ich habe das Gefühl, die Hemmschwelle wird niedriger", berichtet Boser. Er sei aber davon überzeugt, dass mindestens 5700 der 5800 Wolfacher Einwohner nicht mit der Meinung der Demonstranten übereinstimmen, sondern sich über diese ärgern und entgegen der "Spaziergänger" die Regeln wie Maskenpflicht und Abstand befolgen. "Dass die Menschen dann später in Gruppen bei Bier und Glühwein zusammenstehen und augenscheinlich sehr viel Spaß haben, während auch hier in Wolfach die Intensivstation überfüllt ist, finde ich absolut unverständlich. Es ist bedenklich, dass erwachsene Menschen sich so über geltende Regeln hinwegsetzen und dafür die Versammlungsfreiheit missbrauchen."

In sozialen Netzwerken rufen die Anhänger dazu auf, sich immer wieder zusammenzuschließen und gegen die Corona-Vorschriften auf die Straße zu gehen. Laut einer Facebook-Gruppe sind auch in Haslach und Zell Versammlungen geplant.

Versammlungsfreiheit im Grundgesetz

Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist im Artikel 8 die Versammlungsfreiheit festgeschrieben. Darin heißt es: "Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht aber beschränkt werden.