Foto: Manfred_Sickmann/Manfred_Sickmann

„Chorus Delicti“ singt seit 30 Jahren gemeinsam. Der Ichenheimer Chor feiert das Jubiläum am kommenden Wochenende mit einem Konzert.

Mit groovender Chormusik nimmt „Chorus Delicti“ seit drei Jahrzehnten in der Musikszene in der Region – und auch weit darüber hinaus – eine Sonderstellung ein. Das Jubiläum wird am Samstag, 21. Oktober, um 20 Uhr mit einem Konzert in der Lindenfeldhalle gefeiert.

„Wer hat Lust, Beatles-Lieder zu singen?“ Mit dieser Anzeige im Neurieder Amtsblatt fing im Frühjahr 1993 alles an. „Ein Chor war damals zunächst nicht geplant, die Aufgabe eines Chorleiters für mich noch kein Thema“, erinnert sich Ulrich Hanbürger, der zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin und heutigen Ehefrau Johanna Henninger das Inserat aufgegeben hatte. Der Musiklehrer war ein Jahr zuvor mit seiner Partnerin aus Berlin in deren Heimat Ichenheim gezogen und hatte eine Anstellung als Musiklehrer an der Realschule in Offenburg gefunden. „Ich wollte durch die Anzeige Leute kennen lernen und Musik machen“, erzählt er. In Berlin hatte er an einer Musikschule unterrichtet und viel Jazzmusik gemacht.

Zwölf Interessierte hatten sich auf die Anzeige hin gemeldet und trafen sich zum Singen zunächst in den Räumen der Praxis für Krankengymnastik von Johanna Henninger. Nach einiger Zeit kristallisierte sich der Gedanke heraus, einen Chor zu gründen und Konrad und Rosemarie Helger hatten die Idee für den Namen „Chorus Delicti“. Irgendwann sei aus den Gesangstreffen mehr geworden. Es kamen immer mehr Freunde der Sänger hinzu, die zum Teil auch außerhalb von Neuried wohnten.

Gesang und die Aussage der Texte stehen im Mittelpunkt

Der Dirigent begann, mehr Jazz-Elemente einzubauen oder Musikstile und Lieder neu zu arrangieren. So ging etwa das Volkslied „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ in einen Samba über – dieser Mix wurde zum Markenzeichen. Instrumente werden spärlich eingesetzt, der Gesang und die Aussage der Texte stehen im Mittelpunkt. Der Zeitgeist wird aufgegriffen und es wird über Themen wie Flüchtlinge, Frieden und Umweltzerstörung gesungen.

Der erste Auftritt sei bei einer Feier des Turnvereins Ichenheim gewesen, erinnert sich Hanbürger. Bald wurde „Chorus Delicti“ auch von anderen Chören für gemeinsame Konzerte eingeladen. Da der Chor auf 30 Sänger angewachsen war – die Zahl hat sich gehalten – wurden die Proben in die Dundenheimer Lindenfeldhalle verlegt. Inzwischen trifft man sich im Proberaum in der Altenheimer Halle. Nicht nur musikalisch, auch privat wuchs der Chor eng zusammen. So gab es mehrere Reisen mit Auftritten im Ausland, etwa in Spanien, Frankreich, Italien und sogar Gambia. Ein Höhepunkt war 2011 die Teilnahme am Badischen Chortreffen in Donaueschingen, bei dem Chorus Delicti die Auszeichnung „Konzertchor“ erhielt. Bis zu sechs Auftritte im Jahr gab es, was viel Engagement und Disziplin von den Sängern forderte.

Mit Videochats gelang es Chorleiter Hanbürger, den Chor auch während der Pandemie, zusammen zu halten. Eine Festschrift, die beim Jubiläumskonzert erhältlich sein wird, gibt Auskunft über die vielen Stationen des Chores. Etwa ein Drittel der heutigen Sänger ist seit Anbeginn mit dabei, neue Sänger werden immer wieder gerne aufgenommen. „Ich mache mir natürlich Gedanken, wie es weitergeht“, sagt Ulrich Hanbürger der heute 72 Jahre alt ist. „Aber ich halte es mit einem Lied von Wolf Biermann: ‚Das kann doch nicht alles gewesen sein‘.“