Der Berliner Autor Igal Avidan mit dem Original-Praxisschild des ägyptischen Arztes Mod Helmy, über den er ein Buch geschrieben hat. Foto: Masson

Ort und Thema passten perfekt zusammen: Der Berliner Autor Igal Avidan hat in der ehemaligen Kippenheimer Synagoge ein Buch über einen Ägypter, der Juden rettete, vorgestellt.

KippenheimIgal Avidan, 1962 in Tel Aviv geborener und seit 32 Jahren in Berlin arbeitender Freier Journalist, ist in Kippenheim kein Unbekannter. Er hatte dort erst vor wenigen Monaten eine Rundfunksendung über die ehemalige jüdische Gemeinde für den SWR produziert. Jetzt stellte er in der ehemaligen jüdischen Synagoge auf Einladung von deren Förderverein sein 2017 erschienenes Buch vor: "Mod Helmy – Wie ein arabischer Arzt in Berlin Juden vor der Gestapo rettete".

Auf das Thema gestoßen war Avidan durch einen Zeitungsartikel über den 1982 verstorbenen Helmy. Der gehört zu den ganz wenigen Arabern, die in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt werden. Das brachte Avidan dazu, sich in anderthalbjähriger Recherchearbeit samt vielen Archivbesuchen und Gesprächen mit noch lebenden Zeitzeugen in die Geschichte des Arztes und seiner Schützlinge zu vertiefen.

Und diese war außergewöhnlich: Der Ägypter Mod (Mohamed) Helmy hatte nach seinem Medizinstudium in Berlin dort seit 1931 als Arzt gearbeitet. Nach Kriegsausbruch 1939 war er für acht Monate interniert worden, denn Ägypten stand damals noch unter britischem Protektorat – einem der Kriegsgegner des Dritten Reiches. Anschließend erhielt Helmy den Auftrag, einen einberufenen deutschen Arzt zu vertreten und erhielt dafür eine eigene Praxis in Berlin.

Dort nahm Helmy ein damals 17-jähriges rumänisch-jüdisches Mädchen auf: Anna Boros. Die sollte in ihr Ursprungsland deportiert werden und war durch ihre jüdische Herkunft massiv gefährdet. Helmy versteckte sie an wechselnden Orten, zumeist in einer Gartenlaube. Die Gestapo suchte erfolglos. Der Arzt half auch Annas Mutter und Großmutter unter eigenem Lebensrisiko. Alle überlebten den Holocaust.

Anschaulich schilderte Igal Avidan 16 Zuhörern die damaligen Zeitumstände und beleuchtete die Motivation des mutigen Arztes, sich unter ständiger Lebensgefahr für seine jüdischen Mitbürger einzusetzen. "Solche Beispiele könnten dazu beitragen, das Verständnis zwischen Muslimen und Juden zu fördern", hofft Avidan. Das sah auch Jürgen Stude, Vorsitzender des Fördervereins der ehemaligen Synagoge Kippenheims, nicht anders.

Übrigens hatte Avidan nach seiner Buchveröffentlichung aus einem Nachlass das Original-Praxisschild von Mod Helmy geschenkt bekommen: Das hatte er nun auch nach Kippenheim mitgebracht.

Weitere Veranstaltungen des Förderkreises

Die Ausstellung »Es ist normal, verschieden zu sein« vom "Offenen Atelier Lahr" und der "Künstlergruppe der Reha Offenburg" wird am Sonntag, 8. Mai, ab 14 Uhr in der ehemaligen Synagoge eröffnet. 

Ein Lied- und Poesie-Abend erwartet die Besucher der Gedenkstätte am Sonntag, 15. Mai, ab 17 Uhr. Vorgetragen werden Lieder der jüdischen Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, vorgetragen von der Sopranistin Ursula Vetter und Clara Börger (Rezitation). Tatjana Schlegel und Wolfgang Joho begleiten und umrahmen den Abend mit Musik. 

Eine Führung über den jüdischen Friedhof in Schmieheim ist am Sonntag 12. Juni, ab 18 Uhr. Der Treffpunkt ist am Parkplatz an der Friedhofsmauer. Männer müssen Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen.