Die Haslacher Bürgerwehr wurde im Jahr 1990 neu gegründet. Zuvor war sie im Zuge der Badischen Revolution aufgelöst worden. Foto: Störr

Die Haslacher Bürgerwehr wird 30 Jahre alt – und der Schützenverein sogar 400 Jahre. Das wird am Sonntag, 4. September, ab 11 Uhr groß gefeiert.

Haslach - Eigentlich war die Feier für 2020 geplant, was aufgrund der Pandemie dann nicht möglich war.

Das Schützenwesen in Haslach hatte schon viele Namen und die unterschiedlichsten Funktionen. Schützengilde und Schützengesellschaft sind alte Worte für Schützenverein, Wehren haben eher militärischen Charakter, aber oft war der Übergang der jeweiligen Zeit geschuldet. Gerade in Vor-Kriegszeiten stand bestenfalls die Verteidigung der Stadt, schlimmstenfalls die Vorbereitung zu einer Entsendung in eine Schlacht im Vordergrund.

Das älteste Dokument, das eine Schützengesellschaft in Haslach ausweist ist aus dem Jahr 1620, damals war das sonntägliche Schießen Bürgerpflicht.

Das heutige Scheibenschießen wurde erst sehr viel später eingeführt. Im Jahr 2012 hat sich innerhalb des Schützenvereins eine Böllergruppe gegründet, die in historischem Gewand zu herausragenden Ehrungen und traditionellen Anlässen Schüsse abfeuert. So wird sie auch den Festsonntag um 11 Uhr mit Schüssen bei der Stadthalle eröffnen, bevor sich der Schützenzug in Richtung Kirchplatz bewegen wird.

Dort findet das Jubiläumsfest beim Vereinsheim "St. Elisabeth" der Bürgerwehr statt und wird durch deren Vorsitzenden Klaus Buchholz sowie Erhard Neumaier vom Schützenverein eröffnet. Ab 13 Uhr unterhält die Gruppe "Handgemacht".

Bereits im Jahr 1827 ging erstmals eine Bürgerwehr aus den Reihen der Schützengesellschaft hervor. Damals mit 50 Mann Infanterie, 20 Mann Kavallerie und einem Musikcorps, die sich 1848 in die Badischen Revolutionstruppen einreihten. Im Zuge der Revolution wurde die Haslacher Bürgerwehr aufgelöst und erst im Jahr 1990 neu gegründet.

1620 war das Schießen am Sonntag noch Bürgerpflicht

Als Grundlage dienten authentische Berichte Heinrich Hansjakobs, Unterlagen aus dem Badischen General-Archiv und dem Haslacher Stadtarchiv. Für die Uniform dienten als historisches Vorbild die Badischen Leibgrenadiere von 1820. Im März 1991 wurde die Haslacher Bürgerwehr in den Landesverband der Bürgerwehren und Milizen in Baden und Hessen aufgenommen. Dort findet sie viel Anerkennung und ist mit Vorsitzendem Klaus Buchholz in unterschiedlichen Gremien vertreten.

1995 folgten unter dem damaligen Vorsitzendem Alois Krafzcyk die gemeinsame Vereinsgründung mit den Haslacher Bürgerinnen und die Benennung als "Historische Bürgerwehr und Bürgerinnen Haslach". Krafzcyk war Gründungsmitglied, 21 Jahre lang Vorsitzender und 26 Jahre lang Kommandant der Historischen Bürgerwehr, wofür er 2016 zum Ehrenkommandanten ernannt wurde.

Die Haslacher Bürgerinnen hatten sich 1987 anlässlich des großen Hansjakob-Fests zu dessen 150. Geburtstag zusammengefunden. Als Vorlage der Gewänder dienten Gemälde von Carl Sandhaas und Louis Blum, die immer wieder Haslacher Bürgerleute porträtiert hatten. Erste Sprecherin der Bürgerinnen war Waltraud Baier (acht Jahre), danach Else Köhrer (15 Jahre) und seit 2010 ist es Elke Müller.

Nach der Neugründung der Haslacher Bürgerwehr engagierten sich die Mitglieder zunächst für den Zugang und den Erhalt des letzten Bierkellers auf Haslacher Gemarkung. Bis zur Corona-Pandemie fanden dort immer wieder Bierkeller-Feste statt. 2008 folgte mit der grundlegenden Sanierung des Hauses "St. Elisabeth" bei der katholischen Kirche die Schaffung eines eigenen Vereinsheims.