In Ettenheim bekommen zwar alle Kinder einen Kita-Platz, jedoch nicht immer in der gewünschten Einrichtung. Foto: Kästle (Symbolbild)

Einen Kindergarten-Platz erhalten in Ettenheim alle Kinder, manche müssen jedoch warten oder kommen in einer anderen Kita als gewünscht unter. Sandra Kaufmann vom Hauptamt gab einen Überblick über die Betreuungssituation in der Stadt.

Für einen Kindergarten- oder Krippenplatz im Zeitraum vom 1. September 2023 bis 31. Januar 2024 gingen bis zum Anmeldestichtag am 31. Januar dieses Jahres 146 Anmeldungen bei der Stadtverwaltung ein. Das berichtete Sandra Kaufmann im Ausschuss für Verwaltung, Kultur und Soziales. Erfreulich: beim anschließenden Platzvergabetermin konnte erzielt werden, dass für alle Anmeldungen ein Platzangebot unterbreitet werden kann. Eine Einschränkung trübt die grundsätzlich positive Nachricht: Nicht immer kann dieser Platz direkt zum gewünschten Aufnahmezeitpunkt oder in der Erstwunsch-Kita angeboten werden. Manche Eltern müssen bis zu sechs Monaten warten und diesen Zeitraum überbrücken.

Der bisher absehbare Bedarf für das Kindergartenjahr 2023/24 beziffert sich auf 784 Plätze, verfügbar aber sind 741 Plätze. Bei den Ü 3-Kindern steht 597 verfügbaren Plätzen ein voraussichtlicher Bedarf von 627 Plätzen und bei den U 3-Kindern den 144 verfügbaren Plätzen ein Bedarf von 157 Plätzen gegenüber. Der Verwaltung zieht in Betracht, so Kaufmann, dass der Bedarf durch Zuzüge und Migration noch weiter steigt.

Zugute kommt der Situation, dass im geplanten Neubau des Kindergartens auf den Espen – für den bisherigen Kindergarten in der Neumannstraße; seine Inbetriebnahme wird aber wohl erst 2025 realisiert werden können – eine weitere U 3-Gruppe mit zehn Plätzen sowie bei der aktuellen Erweiterung des Kindergartens Fürstenfeld eine weitere Ü 3-Gruppe mit 25 Plätzen absehbar sind.

Die Sichtweise des Hauptamts fällt nüchtern aus: „Eine Ausweitung der Platzkapazitäten wird weiterhin erforderlich sein.“ Bürgermeister Bruno Metz konnte das nur bestätigen: „Wir haben bislang schon investiert, wir kommen nicht drum herum, auch weiterhin zu investieren.“

In der an den Bericht sich anschließenden Aussprache der Ratsmitglieder kam zum Ausdruck, dass in derzeit zwölf Kindergärten der Gesamtstadt (drei in städtischer Trägerschaft, sechs von der katholischen Kirche betrieben) derzeit zwölf Ausbildungsplätze angeboten sind.

Vorrang für Kinder, die bereits in U 3-Gruppe waren

Auf Anfrage bestätigt wurde vom Hauptamt, dass grundsätzlich das Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ angestrebt wird, will heißen: den Eltern möglichst einen Platz im nächstgelegenen Kindergarten anzubieten. Ebenso bestätigt, dass Kinder, die bereits eine U3-Gruppe besuchen, Vorzug beim Übergang in eine Ü3-Gruppe vor Kindern, die bis zum dritten Lebensjahr von den Eltern betreut werden. Hauptamtsleiterin Julia Zehnle relativierte: „Das ist in Ettenheim nicht so sehr Thema.“

Die Überbrückung von Angebot und Bedarf bei den U3-Kindern versuche man verstärkt durch die Gewinnung von Tagesmüttern zu bewerkstelligen. Ob denn auch Kinder von auswärts die Ettenheimer Kindergärten besuchen, wurde gefragt: „Soweit dies vermeidbar ist: nein“, so die Rückmeldung. Genauso wurde auch die Anzahl von Wünschen, Kindergärten in andern Stadtteilen zu besuchen, deutlich relativiert.

Der Perspektivbericht über die Platzsituation im neuen Kindergartenjahr gab Anlass zum Blick auf die bauliche Situation der Kindergärten in Kernstadt und Ortsteilen.

Kindergarten Fürstenfeld: Der derzeitige Erweiterungsbau in der Straßburger Straße soll zum neuen Kindergartenjahr fertig gestellt sein. Er wird dann eine weitere Ü3-Gruppe aufweisen. Der Kindergarten soll auf Wunsch des Kindergartenteams „Städtischer Kindergarten Pusteblume“ heißen.

Kindergarten St. Bartholomäus: Bekanntermaßen soll der bisherige Kindergarten in der Neumannstraße durch einen Neubau „Auf den Espen“, südlich des städtischen Bauhofs, in direkter Nachbarschaft zum vorgesehenen Neubau des Pflegeheims, ersetzt werden. Nach derzeitigem Planungsstand gehen die Verantwortlichen von einer Inbetriebnahme ab Sommer 2025 aus. Der neue Kindergarten soll dann sechsgruppig geführt werden, mit vier Ü3- und zwei U3-Gruppen.

Kindergarten Wunderfitz: Zum Kindergartenjahr 2017 wurde in der Kita Wunderfitz in der Leistnerstraße als Notlösung eine kleine U3-Gruppe mit fünf Kindern eingerichtet. Diese sollte nach städtischer Vorstellung bis zum Neubau der Kita St. Barbara in Supperten I beibehalten und dann rückgebaut werden. Aufgrund der steigenden Kinderzahlen und der knappen Plätze wurde diese Kleingruppe bis heute beibehalten. „Eine Schließung dieser Gruppe ist mit Blick auf die aktuellen Kinderzahlen nicht denkbar“, so der Situationsbericht des Hauptamts. Sobald die Platzsituation es zulässt, soll sie aufgelöst werden.

Kindergarten St. Nikolaus: Die seit Jahren als dringlich angemeldete Dachsanierung des Altdorfer Kindergartens hat bei der Stadt Überlegungen hinsichtlich eines Ausbaus des Dachgeschosses ausgelöst. Eine Nutzung der neu gewonnenen Räume für den Kindergarten wie eventuell für Wohnraum werden in Betracht gezogen. Das beauftragte Architekturbüro Rauer aus Altdorf hat verschiedene Planvarianten erarbeitet. Christoph Biehler sieht dringenden Handlungsbedarf. „Es zieht hier wie Hechtsuppe“, schilderte er verwies auf die verheerende Energiebilanz. „Mit Abstand das schlechteste Gebäude im Energiebericht“, so der CDU-Stadtrat, der die Fenster einmal ausgewechselt wissen möchte. Michael Biehler, ebenfalls Altdorf, stellte in Frage, ob die Planung von Wohnraum im Dachgeschoss sinnvoll sei, ob der Raum nicht für weiteren Kindergartenbedarf vorgehalten werden sollte. Man werde zu gegebener Zeit entscheiden, so Bürgermeister Metz, der energetische Fragen an Klimaschutzmanager Benz weiterleiten will.

Kindergarten Wirbelwind: „Die Entwicklung der Kinderzahlen wird beobachtet“, heißt es hinsichtlich der eingruppigen Einrichtung in Ettenheimweiler. 22 Kinder im U3- und Ü3-Alter werden dort gemeinsam betreut. Die räumliche Situation wird als beengt, der Platzbedarf als steigend bezeichnet. Stabhalter Heinz Ketterer sieht steigenden Bedarf in Weiler, zumal eine solche Einrichtung viel mehr als ein Hort für Kinderbetreuung, sondern eine wichtige Begegnungsstelle für Familien darstelle.

Kita Zwergenoase: Gespräche zwischen der Stadt und der privaten Betreiberin um eine weitere, dann vierte Gruppe in der Altdorfer Kita sind geführt, auch im Bemühen um eine gute Lösung hinsichtlich der Betriebskostenbeteiligung.

Kita Waldwichtel: Im Gespräch ist die Stadt mit der Reha Südwest hinsichtlich der Erweiterung um eine Gruppe in Münchweier. Die Kita Waldwichtel ist eine Einrichtung für Kinder mit und ohne Behinderung. Wie es in der Sitzungsvorlage heißt, haben die Verantwortlichen signalisiert, dass sie einer Erweiterung positiv gegenüber stehen.

Kritik an Landespolitik

Einmal mehr nutzte Metz die Diskussion zur Kritik vor allem an der Landespolitik. Baden-Württemberg stelle die höchsten Anforderungen an bauliche und personelle Standards im Bereich der Kinderbetreuung, lasse die Träger der Einrichtungen aber bezüglich der finanziellen Förderung im Stich, vor allem wenn Neubauten erforderlich seien. In diesem Zusammenhang zeigte Metz den finanziellen Aufwand der Stadt bei der Kinderbetreuung auf. Die Betreuung eines U3-Kindes koste 10 000 bis 20 000 Euro pro Jahr; den Eltern in Rechnung stellen könne man indes nur 3 000 Euro. Die Kosten für die öffentliche Hand hätten sich verdreifacht, so Metz.