Hunde, Katzen, Hamster und Meerschweinchen gibt es mittlerweile im Aufnahmezentrum Offenburg. Auf unserem Foto hält eine 13-Jährige stolz einen ihrer Hamster in die Kamera, den sie aus ihrer Heimat retten konnte. Foto: Armbruster

320 der 500 Plätze im Aufnahmezentrum auf der Offenburger Messe sind mittlerweile belegt. Im Schnitt bleiben die Flüchtlinge rund eine Woche dort, bevor sie weiterverteilt werden. Die Ankündigungen des Bundes sind weiterhin unzuverlässig.

Offenburg - Fast zwei Wochen ist das Aufnahmezentrum für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nun schon im Betrieb. Mittlerweile sind 320 der insgesamt 500 Plätze belegt, teilt das Regierungspräsidium Freiburg auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Zuweisung durch den Bund weiter chaotisch: Die Koordination der Flüchtlingsströme durch den Bund hatte die Planung im Aufnahmezentrum zu Beginn erschwert – häufig trafen deutlich weniger Menschen ein, als angekündigt (wir berichteten). "Leider läuft die Koordination des Bundes immer noch nicht rund", konstatiert Heike Spannagel, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg, gegenüber unserer Zeitung. "In den vergangenen Tagen wurden 200 bis 250 Personen angekündigt, angekommen sind jeweils nur rund zehn Prozent." Die Ursache scheint eine missglückte Kommunikation zu sein. "Offenbar besteht das Problem darin, dass die Leute vor Ort in Berlin oder Hannover gar nicht in die Busse einsteigen, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt", berichtet die Pressesprecherin unserer Zeitung. 

Menschen bleiben etwa eine Woche: Im Schnitt bleiben die Menschen bisher eine Woche im Aufnahmezentrum in der Messehalle 1, bevor sie in die vorläufige Unterbringung kommen. Seit Anfang vergangener Woche wurden Flüchtlinge in den Ortenaukreis und den Landkreis Rastatt verteilt. "Diese Woche stehen weitere Verteilungen in den Kreis Lörrach sowie wieder nach Rastatt an", erläutert die Sprecherin des Regierungspräsidiums.

Bildungsangebote gibt es nicht: Mittlerweile gebe es für die Kinder im Aufnahmezentrum ein Spielmobil der Stadt Offenburg, Malbücher und die Rasenfläche auf Messe stehe für Ballspiele zur Verfügung. Unterrichtet werden die Kinder und Jugendlichen nicht. "Da die Leute nur circa eine Woche bleiben, gibt es auf der Messe keine Bildungsangebote", erläutert Spannagel. Die Integration in den Schulbetrieb solle in den Landkreisen stattfinden. "Allerdings können die Jugendlichen am Fernunterricht teilnehmen, den das ukrainische Bildungsministerium ab Klasse 5 anbietet."

 Viele retten ihre Haustiere aus dem Kriegsgebiet: "Wir haben Hunde, Katzen, Hamster und Meerschweinchen", berichtet Heike Spannagel. Ein Problem würden die Tiere jedoch nicht darstellen, versichert die Pressesprecherin. Tierboxen für kleine und große Vierbeiner seien vorhanden, für Tierfutter sei auch gesorgt. Die zu Beginn in Aussicht gestellte tierärztliche Versorgung sei jedoch noch offen. Tierfutterspenden oder ähnliches würden derzeit nicht benötigt, versichert Spannagel.

Rund ein Prozent wird positiv auf Corona getestet: Bei Ankunft und Abreise werden die Flüchtlinge auf Corona getestet – ebenso bei Symptomen. Positiv sind etwa ein Prozent der Menschen. "Aktuell haben wir acht positiv getestete Personen", so Spannagel. Sie werden in einer Halle separat untergebracht und versorgt, vorerst jedoch nicht weitergeleitet.

Lob für Messe und Malteser:  Zu Beginn der vergangenen Woche übernahmen die Malteser den Regelbetrieb des Aufnahmezentrums – »mit großer Professionalität« wie Spannagel betont. Zu den fünf Maltesern die tagsüber Dienst tun, komme vor Ort Personal für die Security, das Catering, Dolmetscher und vier Personen vom Regierungspräsidium – insgesamt rund 15 Leute. »Die Zusammenarbeit mit der Messe-Gesellschaft inklusive Catering hat von vorne herein hervorragend geklappt«, lobt die Pressesprecherin.