Der Strompreis, den die Stadtwerke Haslach erheben, ist enorm gestiegen. Über die Gründe und zukünftige Preissenkungen gibt es einen Streit mit der Linken Liste Ortenau. Foto: Stadtwerke

Die Linke Liste Ortenau wirft der Stadt Haslach fehlende Transparenz bei der Strompreisentwicklung vor. Diese reagiert nun auf die Anfragen des Bündnisses – und verteidigt sich. Die Linke Liste hat daraufhin allerdings neue Fragen.

Haslach - Die Linke Liste Ortenau und die Stadtwerke Haslach sind aufgrund des hohen Strompreises im Streit. Die Linke Liste wirft der Stadt vor, bei der Erklärung des hohen Preises nicht transparent zu agieren und stellte daher einige Nachfragen. Auf folgende Punkte antwortete die Stadt nun – und die Linke Liste reagierte wiederum darauf.

Der Stromeinkauf: Da der Dienstleister gekündigt hatte, hätten die Stadtwerke den Strom für 2023 kurzfristig selbst einkaufen müssen – und das zu einer "Hochpreisphase" am Strommarkt, wie aus dem Antwortschreiben der Stadt hervorgeht. "Zu dem Zeitpunkt war die Entwicklung des Stromeinkaufspreises zum Jahresende 2022 nicht abzusehen", heißt es in dem Schreiben. Ende des vergangenen Jahres sank der Strompreis nämlich wieder im relevanten Maße.

Die Linke Liste sieht die Frage für den Strompreis 2024 damit allerdings als nicht beantwortet an. "Strompreissenkungen für 2024 sollten doch möglich sein, da die Strompreise aktuell niedriger als vor einem Jahr sind. Ist es vielleicht möglich, jetzt für 2024 Strom einzukaufen und somit die zwei Jahresvertragspreise nachträglich zu senken?", heißt es in ihrer Antwort an die Stadt.

Eine weitere Frage des Bündnisses an die Stadt war, was der Einkauf "in Blöcken" bedeutet. "Hierbei handelt es sich um eine Risikominimierungsmaßnahme, die verhindern soll, dass zu viel Energie eingekauft wird, die dann, wenn nicht gebraucht, mit Verlust wiederverkauft werden müsste. Bisher wurde dieses Mengenrisiko vom bisherigen Dienstleister getragen", so die Stadt. "Wird hier pro Tag, Woche, Monat oder Jahr in einem Block eingekauft? Unterscheidet sich der Preis von einem Block oder ist der fest definiert für das ganze Jahr 2023 und nur die Menge wird durch den Blockeinkauf geregelt?", fragt wiederum die Linke Liste.

Die Eigenerzeugung: Das Jahr 2022 war für die Stadtwerke für die Eigenerzeugung von Strom schwierig, denn ein Gros der Energie stamme aus den drei Wasserkraftwerken der Kinzig. "In Betriebsjahren, in denen die Wasserdarbietung der Kinzig gut ist, können Werte von zwölf bis 15 Prozent Eigenerzeugung erreicht werden. Das Jahr 2022 war eines der schlechtesten Jahre in der Erzeugung, die Kinzig führte einfach zu wenig Wasser. Die kommunalen Wasserkraftanlagen mussten extrem früh den Betrieb einstellen und konnten extrem spät – mit Wasserdarbietung – wieder in Betrieb gehen", so die Stadt auf die Frage der Linken Liste, wie die Eigenerzeugung von Strom geregelt ist.

"Ich verstehe Ihre Antwort so, dass bei einem nicht so trockenen Wetter und besseren Pegelstände der Gewässer im Jahr 2023 für die Kalkulation der Preise für das Jahr 2024 dann positive Verbrauchereffekte erzeugt werden können. Also dann die Preise niedriger ausfallen dürften, da sich die erzeugte Menge Strom der Stadtwerke Haslach direkt in der jeweils nachfolgenden Kalkulation niederschlagen. Wären die Stadtwerke in solch einem Fall bereit, auch die Preise der zwei Jahresverträge nachträglich nach unten anzupassen?", fragt die Linke Liste.

Der Strom über PV-Anlagen: "Grundsätzlich steht es jedem PV-Anlagen-Betreiber frei, die erzeugte Energie in die Direktvermarktung zu geben", betont die Stadt. Dies sei allerdings zumeist unwirtschaftlich für den Betreiber. Die privaten PV-Anlagen-Betreiber verkauften die erzeugte Strommenge allerdings nicht an die Stadtwerke Haslach, sondern die Stadtwerke seien als Netzbetreiber dazu verpflichtet, die gesamte erzeugte "EEG-Menge" zunächst aufzunehmen. Diese werde dann an den Übertragungsnetzbetreiber kostenneutral weitergeleitet.

"Die Stadtwerke Haslach verdienen an dieser Stelle nichts. Vielmehr sind wir verpflichtet, einen Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, der die weitergegebene EEG-Menge in einem speziellen Testat beurkundet. Die nicht unerheblichen Kosten hierfür müssen von den Stadtwerken Haslach getragen werden", so Ralf Rösch, der Technische Werkleiter der Stadtwerke in der Mitteilung.

Der Grundpreis: Laut Rösch sehe die Linke Liste die Ursachen für den hohen Grundpreis in einer Abwälzung von Abteilungskosten der Stadt Haslach. Das Bündnis berufe sich hierbei auf die Aussagen von zwei ehemaligen Stadtwerkemitarbeitern. "Dies ist sachlich falsch", entgegnet Rösch. Der Grundpreis setze sich aus mehreren Komponenten zusammen. "Dazu gehört die Zählergebühr, aber auch andere Faktoren, wie insbesondere die Kosten für die gesamte EDV-Abwicklung. Hierbei gibt es Bereiche, die nicht von den Stadtwerken Haslach selbst abgearbeitet werden." Externen Dienstleistern wie auch der Kommune seien korrekte Entgelte bezahlt worden.

Auch hier sieht die Linke Liste die Fragen nicht abschließend geklärt. "Warum ist denn nun der Grundpreis um drei Euro höher als der Durchschnitt? Was machen andere Dienstleister besser als die Stadtwerke?", will das Bündnis wissen.

Die Linke Liste Ortenau setzt am heutigen Samstag, 14. Januar, ihre Unterschriften-Aktion auf dem Wochenmarkt in Haslach fort. Dort wolle man Unterschriften für die Petition zu mehr Transparenz und Preissenkungen bei den Stadtwerken Haslach sammeln. Die Versammlung mit Infostand läuft von 9 bis 13 Uhr.