Übergewicht ist eine mögliche Ursache einer "Wohlstandsleber" – Abnehmen und Bewegung kann also helfen. Foto: AOK

Zahl der Betroffenen wächst seit Jahren.

Ortenau - Dachte man bei dem Begriff Fettleber noch vor wenigen Jahren sofort an Alkohol als Ursache, so weiß man heute: Neben Fettstoffwechselstörungen, einer Hepatitis-C-Infektion, Mangelernährung oder Alkohol spielen auch die Lebensgewohnheiten und die zunehmende Komplexität medikamentöser Therapien eine große Rolle, teilt die AOK Südlicher Oberrhein mit.

Bis zu 30 Prozent der Erwachsenen betroffen

2019 waren wegen einer Leberverfettung 3629 Versicherte der AOK Südlicher Oberrhein in ambulanter oder stationärer Behandlung – Tendenz steigend. "Dies ist in der Fünf-Jahres-Betrachtung der höchste Wert", erklärt Tobias Rauber, Leiter des AOK-Kundencenters in Offenburg. "Vor fünf Jahren kletterte die Zahl der behandelten Versicherten knapp über die 3000er-Marke, 2018 wurden schon über 3500 Versicherte gezählt." Der Anteil in der Ortenau ist zwischen 2015 und 2019 um 2,2 Prozent pro Jahr gestiegen – im Land um zwei Prozent. Männer und Frauen seien dabei ähnlich stark betroffen.

Bis zu 30 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland sind von einer "Wohlstandsleber" betroffen. Eine echte Zivilisationskrankheit also. "Heute ist die nichtalkoholische Fettleber die häufigste Lebererkrankung", berichtet AOK-Mediziner Hans-Peter Zipp. Die Krankheit kann über Jahre völlig unbemerkt und ohne Beschwerden verlaufen. Die Leber lagert Fett ein und schwillt an – in schweren Fällen bis auf die doppelte Größe. "Die Belastung zeigt sich allenfalls durch Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen", so der Mediziner.

Die gute Nachricht: In der Regel ist die Einlagerung von Fett in die Leberzelle reversibel. "Häufig genügen schon eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise, genügend Bewegung und der Verzicht auf Alkohol", erläutert der Mediziner. Wenn aber die Fetteinlagerung im Laufe der Zeit zu einer Entzündung der Leber führt, drohen schwerwiegende Folgen: Das Lebergewebe kann verhärten, vernarben und schließlich sogar eine Leberzirrhose entwickeln. "Dann kommt möglicherweise nur noch eine Lebertransplantation infrage", so Zipp.

Eine gesicherte medikamentöse Behandlung gegen Leberverfettung gibt es nicht. Wirksam seien eine Gewichtsnormalisierung, Bewegung, eine optimale Therapie bei Diabetes und das Weglassen auslösender Medikamente. "Das sollte aber auf jeden Fall mit dem Arzt besprochen werden", warnt die AOK vor gefährlicher Eigeninitiative.