Vor dem Preis der Gemeinde Neuried, einem S***-Springen, lag Alexander Schill bei den Landesmeisterschaften in Ichenheim in Führung. Er startete daher als Letzter in den Parcours, leistete sich einen Abwurf und verpasste so den Titel. Foto: Künstle

Ein Abwurf im letzten Parcours hat Alexander Schill die Landesmeisterschaft beim Springturnier in Ichenheim gekostet. Der Lokalmatador wurde Zweiter hinter Günter Treiber vom RV Eppelheim. Bei den Kindern gab es derweil nur eine Starterin.

Hochspannung bis zur letzten Minute und Springsport der Spitzenklasse hat es am Wochenende vor großer Kulisse bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften im Springreiten in Ichenheim gegeben. Erst der letzte Starter entschied über den Sieg im Preis der Gemeinde Neuried, einem S***-Springen, und über Gold in der Meisterwertung der Reiter (Senioren). Mehrere Hundert Zuschauer drückten Lokalmatador Alexander Schill vom Reiterverein Ichenheim die Daumen. Er war mit der elfjährigen Stute „Chelsea Gravelotte“ in den ersten beiden Wertungsprüfungen für die Meisterschaftswertung fehlerfrei geblieben und führte zu diesem Zeitpunkt in der Wertung, so dass er als Letzter starten musste. Ein Abwurf im letzten Parcours bedeutete für ihn den elften Rang in diesem schwierigen Springen und Silber in der Meisterwertung.

Neuer baden-württembergischer Meister wurde Günter Treiber vom RV Eppelheim mit „Cassis S 3“. Für den Heidelberger ist Ichenheim ein gutes Pflaster, er hatte hier erst vor wenigen Wochen bei den südbadischen Meisterschaften den Großen Preis gewonnen. Bronze in der Meisterschaft errang Sascha Braun aus Achern. Er brachte das Kunststück fertig, mit zwei Pferden beim Großen Preis der Gemeinde Neuried fehlerfrei zu bleiben und auf die Hundertstelsekunde dieselbe Zeit zu benötigen. So belegte er in dem S***-Springen mit „Commander Joe“ und „Horse Gym’s Cylana“ zweimal den zweiten Platz, Dritter wurde Günther Treiber. Das S***-Springen gewann Markus Kölz von den PSV Burkhardshof mit „Dornadello“.

Einen hervorragenden fünften Platz belegte in dem S***-Springen Franziska Ritter aus Meißenheim mit „Con Stakky“. Ihre Leistung ist umso höher zu bewerten, weil sie als Anwältin arbeitet und trotzdem bei den Profi-Springreitern vorne mit dabei ist. In der Meisterwertung der Damen gewann sie Silber, knapp geschlagen von Hannah Schleef vom RV Mannheim.

Anzahl der Springturniere im Land wieder ähnlich wie vor Corona

Zufrieden mit den gezeigten Leistungen zeigte sich Springreiter-Landestrainer Jürgen Kurz. Er war begeistert von den „tollen Bedingungen“ in Ichenheim. „Hier stimmt alles, vom Abreiteplatz bis zum Parcours“, lobte er.

Einzig bei den unter 14-Jährigen, den Kindern, war er nicht zufrieden. Hier startete nur eine Reiterin. Mia Cara Brugger vom RFV Rindelbach gewann dann auch Gold. Zwei ihrer Altersgenossen waren an dem Wochenende bei der EM am Start und zwei weitere Reiter durften in Ichenheim nicht starten, weil die Impfpässe ihrer Pferde nicht den Vorschriften entsprachen.

Mariam Abel, die Geschäftsführerin der baden-württembergischen Kommission für Pferdeleistungsprüfungen, war auch in Ichenheim und sah die Ursache für die fehlenden Starter bei den Kindern in den Einschränkungen in der Corona-Zeit. „Damals durften die Nachwuchsreiter nicht mit einem Trainer üben und es gab keine Turniere, so dass sie keine Erfahrungen sammeln konnten“, stellte Abel fest. Und die Anforderungen bei den Landesmeisterschaft seien recht hoch, denn auch bei den deutschen Meisterschaften und der EM müssen solche Höhen überwunden werden.

Abel war sehr angetan von den „Top-Bedingungen“ in Ichenheim. Inzwischen sei die Zahl der Turniere in Baden-Württemberg wieder mit der vor der Corona-Zwangspause zu vergleichen – aber die Zahl der Turnierreiter und damit der Starter sei zurück gegangen.

In die Ortenau gingen bei den Meisterschaften noch zwei Medaillen: Nachwuchstalent Nick Armbruster vom RV Schutterwald gewann Bronze bei den Junioren (bis 18 Jahre). Es siegte Jessica Angst vom Hofgut Meisterhaus. Bei den Amateuren gewann Lisa Schill-Huber, die Ehefrau von Alexander Schill, die ebenfalls für den RV Ichenheim startet, Bronze. Gold ging an Kim Carolin Müller von der RSG Riedwiese Fischbach.

Thomas Teufel dreht eine große Ehrenrunde mit der Familie

Bei den jungen Reitern (bis 21 Jahre) sicherte sich Julian Holzmann von der PSG Schriesheim den Sieg. Die Meisterschärpe bei den Ponyreitern holte sich Vroni Grüber vom RFV Robern. Sie gewann auch noch Bronze im etwas leichter gestalteten Championat der Junioren. Hier siegte Lenny Maier von der RSG unterm Hohenrechberg.

Am Samstagabend stand ein Reiter im Mittelpunkt, der schon viele S-Springen gewann: Thomas Teufel aus Altenheim bekam vor großer Kulisse vom Präsident des Pferdesportverbandes Baden-Württemberg, Klaus Dieterich, das begehrte Goldene Reitabzeichen verliehen. Viele befreundete Springreiter, darunter sein ebenfalls mit dem Goldenen Reitabzeichen ausgezeichnete Bruder Jochen, sein kleiner Neffe Tjark und dessen Schwester Rieke im Ponysattel, geführt vom Bruder Gerd Teufel und dessen Frau Nina, begleiteten ihn bei der feierlichen Zeremonie und der Ehrenrunde.