Zehn Kinder in zwei Gruppen Foto: Störr

Der Carl-Sandhaas-Schulkindergarten feiert am 8. Oktober sein 50-jähriges Bestehen. Leiterin Luitgard Buchholz gewährt Einblicke in den Alltag. Was die Bestrebungen der Politik, Schulkindergärten abzuschaffen, bedeuten, sei noch nicht absehbar.

Nach den Sommerferien startet der Carl-Sandhaas-Schulkindergarten mit zehn Kindern in zwei Gruppen. Einst von der Lebenshilfe im Kinzig- und Elztal gegründet, befinden sich die Carl-Sandhaas-Schule sowie der Schulkindergarten seit 49 Jahren in der Trägerschaft des Ortenaukreises.

Was sich in all den Jahren am deutlichsten verändert hat, ist das herausfordernde Verhalten der Kinder. „Früher kamen wir ohne Eingliederungshilfe aus, heute wird in diesem Bereich durch den Club82 sehr viel geleistet“, erklärt Luitgard Buchholz und sieht dafür einen Grund in der Zunahme von Beeinträchtigungen aus dem Autismus-Spektrum. Das sei im ganzen Land und Bund zu erkennen, das Fachpersonal müsse sich darauf einstellen. Ohne unterstützender Kommunikation wäre der Kindergarten-Alltag unmöglich. Mit den Kindern werde über das Hören, Sehen und Handeln in Kontakt getreten. Die Sprache werde dabei auf das Wesentliche reduziert, sehr viel mit Symbolen gearbeitet und auch Gebärden würden zur Kommunikation genutzt. „Wir machen erwartungsfrei verschiedene Angebote, damit die Kinder eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme haben“, verdeutlicht die Leiterin. Klare Strukturen im Raum und im Tagesablauf, wiederkehrende Rituale, klare Regeln und häufige Wiederholungen wären weitere Bausteine.

Sprache wird auf das Wesentliche reduziert

Im Zuge der Inklusion hat sich der Anspruch auf einen besonderen Kindergartenplatz dahingehend geändert, dass nur noch Kinder aufgenommen werden dürfen, deren Förderung im Regel-Kindergarten nicht gewährleistet werden kann.

„Früher hatten wir beispielsweise Kinder mit Down-Syndrom, die jetzt im Regel-Kindergarten mit Eingliederungshilfe inkludiert werden“, erklärt Luitgard Buchholz. Und obwohl das Autismus-Spektrum dem sozial-emotionalen Bereich zugeordnet wird, und damit eigentlich nicht als geistige Behinderung zählt, nimmt die Anzahl dieser Kinder zu. Zum Team des Schulkindergartens gehören Fach-Lehrkräfte Sonderpädagogik, Sonderschul-Lehrkräfte, betreuendes Personal und „Bufdis“.

Die Eltern sind vor Aufnahme ihres Kindes in der Pflicht, die medizinische Untersuchung und die Abklärung der Behinderung vorzuweisen. „Es ist immer ein abwägen, wer einen Kindergartenplatz bekommt. Man muss jedes Kind und jede Familie einzeln betrachten“, erklärt die Fach-Lehrkraft Sonderpädagogik, die sich aktuell zur Sonderpädagogin weiterbildet.

Jede Familie, jedes Kind wird einzeln betrachtet

Seit achteinhalb Jahren obliegt Luitgard Buchholz die Leitung des Carl-Sandhaas-Kindergartens und sie bedauert, dass es immer wieder Kinder gibt, die keinen Platz bekommen können. Denn gerade für die Eltern extrem herausfordernder Kinder wären Auszeiten elementar wichtig. Das Problem sei das große Einzugsgebiet im Altkreis Wolfach und die Entfernung von jeweils 30 Kilometern zu den nächsten Einrichtungen. Dass es jetzt auch noch Bestrebungen zur Abschaffung von Schulkindergärten seitens des Kultusministeriums gebe, sehe sie mit großer Sorge. Man stehe an einem Scheideweg und könne die Richtung noch nicht absehen. „Aber wir haben Kinder, die nirgends mehr reinpassen“, verdeutlicht Luitgard Buhholz abschließend.

Die Kooperation

Die Carl-Sandhaas-Kinder besuchen von Ostern bis Oktober die Gruppen des Waldkindergartens und von Oktober bis Ostern wird umgekehrt besucht. „Das ist etwas ganz besonderes, weil man die Kinder im Kontext einer großen Gruppe erlebt“, erklärt Luitgard Buchholz. Daraus lasse sich ein Stück weit ablesen, ob ein Kind möglicherweise den Schritt in den Regelkindergarten schaffe, oder welche Schule die Richtige ist. Allein beim letzten Wechsel wurden sieben Kinder in fünf unterschiedliche Schulen vermittelt. Die Waldkinder würden im Gegenzug den Umgang mit dem Anderssein erleben.