Polizisten mussten sich in der Nacht auf Mittwoch in Achern einer Mutter erwehren, die versuchte, ihren vorläufig festgenommenen Sohn aus der Obhut der Beamten zu befreien. Foto: Gentsch

Weil ein 21-Jähriger bei einer Polizeikontrolle „erheblichen Widerstand“ geleistet hat, nahmen ihn die Beamten vorläufig fest. Damit zeigte sich jedoch die Mutter des Delinquenten gar nicht einverstanden – und handelte sich eine Anzeige ein.

Mutterliebe kennt offenbar keine Grenzen – das haben Beamte bei einem Einsatz in Achern miterleben dürfen. Mehrere Notrufe hatten in der Nacht auf Mittwoch die Polizei erreicht. Die Anrufer berichteten von einem lautstarken Streit zwischen einem jungen Mann und einer Frau auf der Straße. Die hinzugezogenen Beamten konnten die beiden gegen Mitternacht ausfindig machen, teilt die Polizei mit.

Sobald der 21-jährige Mann die Streife kommen sah, versuchte er zu Fuß zu flüchten und so einer Kontrolle zu entgehen. Er wurde jedoch von den Beamten gestoppt. Während der anschließenden Kontrolle leistete er „erheblichen Widerstand“, was eine Fixierung durch die Beamten notwendig machte, heißt es in der Polizeimitteilung. Kurzzeitig beruhigte sich die Situation und der Mann nahm im Streifenwagen Platz.

Allerdings griff in diesem Moment seine Mutter ein. Die resolute Frau versuchte den vorläufig Festgenommenen aus dem Fahrzeug zu befreien. Das wiederum animierte den 21-Jährigen dazu, sich erneut gegen die Beamten zur Wehr zu setzen – die Polizisten mussten nun also mit Mutter und Sohn fertig werden.

„Es ging ihr offenbar in erster Linie darum, ihren Sohn aus dem Auto zu ziehen“, erläutert Polizeisprecher Wolfgang Kramer im Gespräch mit unserer Redaktion. Das versuchten die Beamten zu verhindern, dabei sei auch von der Mutter ausgehend zu „Gegenwehr gegenüber den Beamten“ gekommen.

21-Jähriger soll mit Drogen gehandelt haben

Was genau die Frau bewog, sich mit den Ordnungshütern anzulegen, könne man nicht sicher sagen, so Kramer. Er vermute jedoch, dass angesichts der zahlreichen Vorstrafen ihres Sohnes die Sorge um den 21-Jährigen ihre Mutterinstinkte aktivierte.

Im Rahmen der Folgeermittlungen stellten die Beamten in der Nähe des 21-Jährigen verschiedene Gegenstände und Betäubungsmittel sicher. Des Weiteren wurde klar, dass er eine Handtasche absichtlich weggeworfen hatte, die die am Streit beteiligte junge Frau zuvor dabei hatte.

Diese enthielt eine nicht geringe Menge Haschisch von etwa 70 Gramm. Nachdem der 21-Jährige die restliche Nacht in polizeilichem Gewahrsam verbringen musste, wurden am frühen Mittwoch die Wohnung des jungen Mannes und der mutmaßlichen Besitzerin der Handtasche durchsucht. Dabei wurden Kleinstmengen an Haschisch gefunden.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Baden-Baden erließ der Ermittlungsrichter des Amtsgerichts am Mittwoch gegen den erheblich vorbestraften und unter Bewährung stehenden 21-Jährigen einen Haftbefehl wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und versuchter Körperverletzung. Da der Beschuldigte in Kürze eine Drogentherapie antreten soll, wurde der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt.

Auch die Mutter des jungen Mannes habe sich eine Anzeige wegen „Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte“ eingehandelt, berichtet der Polizeisprecher.