Feierstunde im „Blauen Salon“: Sabine Fink (Zweite von links) und Thorsten Mietzner (Zweiter von rechts) von der Stadt überreichten den Café-Besitzern Roland und Adelheid Wagner einen historischen Stadtplan aus dem 18. Jahrhundert. Das Gebäude, in dem 1898 das „Süße Löchle“ gegründet wurde, ist darauf bereits eingezeichnet. Foto: Bender

Das „Süße Löchle“ wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Grund zu feiern – und zwar standesgemäß: im kleinen, aber feinen Rahmen.

Der „Blaue Salon“ war brechend voll am Freitagvormittag. Dafür reichten gut zwei Dutzend Gäste. In Wohnzimmer-Atmosphäre hatten sich Menschen zusammengefunden, die laut Kaffeehaus-Besitzerin Adelheid Wagner „alle dazu beigetragen haben, dass wir heute dieses Jubiläum begehen dürfen“.

Historiker Walter Caroli erinnerte daran, dass es zahlreiche Zufälle, oder besser: glückliche Fügungen brauchte, damit das am 1. Oktober 1898 eröffnete „Süße Löchle“ noch heute am Urteilsplatz im Herzen der Stadt zu finden ist. Zuletzt verhinderte erst eine von Bürgern gegründete gemeinnützige Aktiengesellschaft die Schließung, dann übernahm ein engagiertes Ehepaar die Lahrer Institution.

So betonte auch die Chefin des Stadtplanungsamts Sabine Fink: Es sei „alles andere als selbstverständlich“, dass das „Süße Löchle“ zwei Weltkriege überstanden habe – als Gebäude und als Café. Dass Adelheid und Roland Wagner das Kaffeehaus 2017 von der AG übernahmen und liebevoll restaurierten, käme für Lahr einem „Lottogewinn“ gleich. Der Lohn der Mühe: 2020 wurde das „Süße Löchle“ mit dem baden-württembergischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet.

Zur Symbolfigur des „Süßen Löchle“ ist für Lahrer wie Besucher Hildegard Seidl geworden. Sie war bis 2004 Besitzerin des Cafés und sage und schreibe 65 Jahre darin tätig. Mit emotionalen Worten erinnerte Mit-Retter Uwe Baumann an Seidl – und daran, dass es nicht nur gute Zeiten gab. So konnte 2004 eine Zwangsversteigerung nur abgewendet werden, „weil die zuständige Mitarbeiterin des Gerichts einen Tag zuvor krank wurde“.

Schließlich übernahm die AG mit rund 150 Aktionären. Der einstige Vorstand Thorsten Mietzner dankte im Rückblick jenen, die nicht nur Herzblut, sondern auch Geld fließen ließen. Zur Gruppe der „Anpacker“ gehörte lange Zeit der Freundeskreis des „Süßen Löchle“, der ungezählte Veranstaltungen organisierte, renovierte – und sich schließlich zurückzog, als die Familie Wagner übernahm.

Als sie gefragt wurden, ob sie das Café kaufen wollten, hätten ihr Mann und sie für die Entscheidung „nur ein paar Schritte bis zum Alten Rathaus gebraucht“, berichtete Adelheid Wagner. Es sei der Reiz des Neuen, gepaart mit dem langjährigen Bestand gewesen, der sie damals getrieben habe.

Für die Zukunft wünschte Sabine Fink stellvertretend für alle Geburtstagsgäste, die zwischen den Redebeiträgen dem Klavierspiel von Alexandru-Ionut Hergane lauschten, dem „Süßen Löchle“ viele Besucher. „Damit dieses Kleinod und Alleinstellungsmerkmal Lahrs eine lange Zukunft hat.“ Der aktuellen Pächterin Arzu Kesim sei dabei ein glückliches Händchen zu wünschen.