Kommandant und Vorstand Tim Waldenmeyer (links) und Vereinsgründer und Ehrenkommandant Major Dieter Buss Foto: Jehle

Bürgerwehr feiert ihr 40-jähriges Bestehen. "Erhalt dieses historischen Hintergrunds".

Wolfach - Thomas Geppert ist nach seiner Wahl zum Bürgermeister von ihr mit drei Ehrensalven gegrüßt worden und mit großem Zapfenstreich hat sie seinen Vorgänger Gottfried Moser verabschiedet: die Wolfacher Bürgerwehr. In diesem Jahr nun feiert sie ihr 40-jähriges Bestehen.

Die Wurzeln des 1976 gegründeten Vereins indes reichen zurück bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts, als die Stadt befestigt wurde und vermutlich eine organisierte Verteidigung dazu gehörte. Urkundlich erwähnt werden Büchsen- und Armbrustschützen 1566, dokumentiert ist die Einrichtung des "Bürgermilitärs" zwischen 1824 und 1827.

"Uns geht es um den Erhalt dieses historischen Hintergrunds", verdeutlicht Kommandant und Vorstand Tim Waldenmeyer Sinn den Zweck des Vereins – und die Pflege der Kameradschaft, die nehme auch großen Raum ein. Der Auftritt sei ein Schauspiel, der einen Teil der mehr als 900-jährigen Wolfacher Geschichte auch nach außen repräsentiere.

Mit "dem Krausbeck Sepp" in Chronik über Historie der Vereinigung recherchiert

"Einige witzeln über die Soldätlespielerei", weiß Vereinsgründer und Ehrenkommandant Major Dieter Buss um das Unverständnis mancher Außenstehender. Auch als seinerzeit die Wiedergründung der Bürgerwehr als Verein aus der Taufe gehoben wurde, war der damalige Bürgermeister Arthur Martin skeptisch. Dann sei er aber sogar der Wehr beigetreten. Drei Jahre später kam auch der Spielmannszug dazu.

Mit "dem Krausbeck Sepp" machte sich Buss in der Chronik über die historischen Stadtwehren kundig. Es sollte ja nach etwas aussehen und kein "Hamperleverein" werden. Die historischen Uniformen und Ausrüstungsteile im Wolfacher Heimatmuseum standen Modell für den Zuschnitt der heutigen Montur. (siehe Info). Dort zu sehen ist auch der Schiffshut des Majors der Bürgerwehr von 1827, nach dessen Vorbild der Zweispitz von Hauptmann Waldenmeyer in Leipzig gefertigt wurde.

Sieben Mal knallt die Kanone fürs Jubiläumsfest der Wolfacher Bürgerwehr

Die farbenprächtige Kulisse der Paraden hat auch den damals 14-Jährigen bewogen, sich der Wehr anzuschließen. Außerdem waren früher die Teilnahmen an oft zweitägigen Veranstaltungen wie Kreistrachtenfeste eine große Sache.

Das heutige Überangebot in der Freizeitgestaltung hat auch vor der Bürgerwehr nicht halt gemacht. "Zudem ist das Drumherum wie die Busfahrten zum Veranstaltungsort teurer geworden und für unseren kleinen Verein schwierig zu finanzieren", schildert der Kommandant weitere Einschnitte.

In das Amt des Vorsitzenden ist Waldenmeyer hineingewachsen. Nach acht Jahren als Schriftführer im Vorstand hat "Rattenfänger" Heiner Oberle ihn solange bearbeitet, bis er zusagte, den Posten zu übernehmen. Ein Waffenschein wird für die Vorderlader übrigens nicht benötigt.

"Wir haben trotzdem einen Mann von der Kripo eingeladen, um sich die Lagerung anzuschauen", meint Waldenmeyer. Die Bürgerwehr beantragt regelmäßig beim Landratsamt die Genehmigung zum Führen von Vorderladerwaffen und Seitengewehren, jede Parade benötigt ebenfalls eine Genehmigung.

Verantwortungsvoll ist der Umgang mit den Kanonen, vor allem mit der restaurierten Vorderladerkanone. "Böllern" dürfen ausschließlich volljährige Personen, die im Besitz eines Pulverscheins sind.

Am Jubiläumstag, 5. Juni, werden Böllerschüsse aus sieben Kanonen das Fest eröffnen. Um die 200 Teilnehmer des Landesverbands werden mit den Wolfachern in einer farbenprächtigen Parade aufmarschieren. Das Biwak beginnt mit einem ökumenischen Gottesdienst. Danach wird Aufstellung genommen und zum Festplatz in den unteren Kinziganlagen marschiert.