Die Stadtkapelle Wolfach hat sich bei ihrem Kirchenkonzert am ersten Advent selbst übertroffen und das Publikum mit ihren fulminanten Interpretationen hingerissen. Foto: Schrader

An Perfektion nur schwer zu übertreffen: Hingerissenes Publikum dankt im Stehen mit Applaus.

Wolfach - Mit anspruchsvoller Blasmusik von höchster Qualität begeisterte die Stadtkapelle Wolfach bei ihrem geistlichen Konzert in der St. Laurentiuskirche unter der Leitung von Musikdirektor Joachim Riester.

Als festliche Ouvertüre ertönte die Orchesterbearbeitung des Chorsatzes "August lebe, lebe König" aus Johann Sebastian Bachs weltlicher Kantate BWV 207a. Der leichte, tänzerische Schwung der Vorlage verflüchtigte sich allerdings ein wenig in Musikdirektor Joachim Riesters romantisch inspirierter Interpretation à la Leopold Stokowski.

Schien Bachs Musik beinahe mit wagnerianischer Opulenz vorgetragen, schlich sich Richard Wagners "Feierlichem Zug zum Münster" aus "Lohengrin" zunächst fast bachisch-subtil ins weite Kirchenschiff von St. Laurentius, um sich in einem andauernden Crescendo zu großer Schlussapotheose zu steigern mit allem, was die 80 Musizierenden an kraftvollsten Forte aufzubieten hatten.

Die folgenden vier Stücke machten deutlich, dass Blasmusik immer dann am besten und stimmigsten klingt, wenn es sich um Originalkompositionen von Blasmusikkennern handelt mit feinem Gespür für einen effektvollen und idiomatischen Einsatz aller Instrumente. Bert Appermonts "Jericho" beschwor musikalisch den Geist bildgewaltiger Bibelfilme herauf. Die Stadtkapelle glänzte hier mit einer brillanten Ensembleleistung, bei der jedes Detail der Geschichte plastisch vor Ohren trat und selbst im wildesten Freudentaumel der siegreichen Israeliten alles von akkurater Präzision durchwoben war.

Fantasievoll variierte Jan de Haan in seinem "Te Deum" das alte Kirchenlied "Großer Gott wir loben dich". Mit der 15-minütigen "Russian Christmas Music" von Alfred Reed, einer überwältigenden Komposition von sinfonischen Ausmaßen, übertraf sich die Stadtkapelle selbst, die wohl selten zuvor eine solch hohe Spielkultur erreichte. Vom ruhigen Beginn mit Glockenschlägen und tiefen E-Kontrabass-Tönen bis hin zum "Finale Furioso" war diese Darbietung des Orchesters an Perfektion nur schwerlich zu übertreffen.

Nach diesen wirklich bewegenden Momenten folgte als besinnliche Einstimmung in die Adventszeit Jan de Haas Choralbearbeitung "Macht hoch die Tür". Ein hingerissenes Publikum bedankte sich stehend mit langem Beifall für dieses herrliche Konzert.