Angelica Hámori interpretiert am Piano im Musikzimmer des MFO die "Musiktitanen" Beethoven und Chopin. Foto: Schrader Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Pianistin gestaltet Abend am MFO

Nach drei Jahren Pause setzte das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) seine kleine, aber feine Kammermusikreihe mit einem Klavierabend von Angelica Hámori im Musikzimmer mit großem Erfolg fort.

Von Frank Schrader

Oberwolfach. Drei der berühmtesten Klaviersonaten Ludwig van Beethovens standen auf Hámoris anspruchsvollem Programm, dazu vier Nocturnes von Chopin. Entsprechend hoch waren die Erwartungen der knapp 40 Musikfreunde, die Professor Stephan Klaus, der wissenschaftliche Administrator des MFO, mit großer Freude im Institut begrüßen konnte.

Schon nach den ersten Takten der "Pathétique" war klar, dass Hámori eine sehr romantische Sichtweise auf Beethoven vertritt und mit ihrem emotional geprägten Stil darauf abzielte, mehr die Gefühle als den Verstand der Zuhörer anzusprechen. So geriet vielleicht die eine oder andere Stelle für den einen oder anderen Besucher, dem ein analytischeres Musikverständnis zu eigen ist, eine Spur zu sentimental. Auch die Mondscheinsonate brachte viele intime, lauschige Stimmungsbilder, die in dieser sehr melodiebetonten, getragenen Interpretation die Seele berührten.

Hámori schaffte es dank ihrer guten Spieltechnik, auch die virtuos auftrumpfenden Partien mit ihren perlenden Läufen in sehr ansprechender Qualität zu meistern, ohne sich zu sehr mit ihrem eigenen Können in den Vordergrund zu drängen. Sie setzte sich damit wohltuend ab von jenen Pianisten, die selbstverliebt allein ihre Fingerakrobatik zu demonstrieren versuchen und denen der vom Komponisten intendierte Sinngehalt der Musik egal ist, so lange sie sich nur im Glanz der eigenen Überheblichkeit sonnen können.

Die vier Nocturnes von Frédéric Chopin spielte die Pianistin ebenfalls mit Zartgefühl und romantischem Schmelz. Beethovens "Appassionata" bildete den krönenden Abschluss des Programms. Hier wirkte alles stets sehr kontrolliert und beherrscht, wobei sich die Interpretin treu blieb in ihrer romantischen Ausdeutung des deutschen "Musiktitanen". Stehend erklatschte sich das Publikum schließlich noch von der sehr freundlich und bescheiden auftretenden Pianistin eine Nocturne von Chopin als Zugabe.