Für die Erstellung eines Flächennutzungsplan "Windkraftanlagen" hat die Verwaltungsgemeinschaft Wolfach/Oberwolfach die Prüfung von Suchräumen in Auftrag gegeben. Foto: dpa

Windkraft: Stillstand bei Flächennutzungsplan Wolfach/Oberwolfach wegen Suchräumenbei Forschungsinstitut.

Wolfach/Oberwolfach - Um die geplanten Windkraftanlagen im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Wolfach/Oberwolfach scheint es ruhig geworden zu sein. Doch raus ist die Luft aus dem Thema noch lange nicht, wie Nachfragen des SchwaBo zeigen.

Für die Erstellung eines Flächennutzungsplan "Windkraftanlagen" hat die Verwaltungsgemeinschaft Wolfach/Oberwolfach die Prüfung von Suchräumen in Auftrag gegeben. 14 Standorte auf Wolfacher und zehn Standorte auf Oberwolfacher Gemarkung werden vom beauftragten Planungsbüro Fischer für den Teilflächennutzungsplan "Windenergie" in Betracht gezogen. Gegen diese Planungen hat sich die Bürgerinitiative (BI) "Radlos – Windvernunft an Wolf und Kinzig" gebildet.

Doch zum aktuellen Stand der Dinge in Sachen "Windkraft" wissen die Mitglieder "im Moment nicht viel". BI-Kassierer Wilhelm Schmider meint: "Die Verfahren ruhen im Moment." Grund dafür seien die erforderlichen Abstände zum Black Forest Observatory (BFO), das mit feinsten Messinstrumenten geowissenschaftliche Grundlagenforschung im Heubachtal betreibt, die Grube Clara und naturschutzrechtliche Gründe. Auch die Zuwegung müsse gesetzlich geregelt werden.

Seitens der BI beschäftige man sich derzeit mit naturschutzrechtlichen Dingen und habe Anfragen bei diversen Ämtern laufen. Doch von der Seite bekommmen die BIler nur ein "ist in Bearbeitung" zu hören. Schmider und seine Vorstandskollegen um den Vorsitzenden Theo Feger haben zwar herausgefunden, "dass im Moment etwas beim Ministerium liegt". Doch da aktuell die Bildung einer neuen Regierung ansteht, rechnet die BI noch nicht so schnell mit weiteren Erkenntnissen.

Auch der Antrag im Petitionsausschuss wird laut Schmider wohl noch weiter warten müssen. Ende Juli sei da die nächste Sitzung.

"Wir hoffen nicht so schnell auf Neuigkeiten", berichtet Schmider. Denn die BI hält sämtliche Suchräume und mögliche Windkraftanlagen im Bereich Wolfach/Oberwolfach für unrentabel. Zu "windarm" sei die Gegend. Betriebswirtschaftlich würden sich daher die Anlagen nur wegen der EEG-Umlage rechnen. Ohne diesen Zuschuss nicht, so Schmider. Deshalb hoffen sie auf weiteres Warten.

"Nichts Neues", weiß auch Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert. Als in Sachen "Windenergie" für die Verwaltungsgemeinschaft Wolfach/Oberwolfach zuständig wartet man dort im Rathaus noch auf die Stellungnahmen des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie des Wissenschaftsministeriums. Auch die Stellungnahme der Landesbergbaudirektion steht zum Suchraum Gitschkopf noch aus. Und es gilt laut Geppert abzuwarten, "was Grün-Schwarz verhandelt". Vor allem in puncto Abstandsregelung zur Wohnbebauung und Dichte der Windkraftansiedlungen werde sich zeigen, wie die regionalplanerischen Vorgaben bleiben.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac, die sich seit ihrer Zeit im Stadtrat von Wolfach mit dem geowissenschaftlichen Gemeinschaftsobservatorium (Black Forest Observatory/BFO) im Heubachtal beschäftigt, hat bezüglich der nahen Windkraftanlagen eine Anfrage beim Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gestartet. Hintergrund ist die weltweit anerkannte Forschungsleistung des BFO. Das Institut registriert Erdbeben-Aktivitäten auf der ganzen Welt und trägt laut einer Mitteilung von Kovac eine nicht zu unterschätzende Aufgabe in der Prävention von Erdbeben.

Im Zuge der Energiewende und für den Ausbau von Windkraftanlagen wurde unter anderem der Schutzstatus des BFO von zehn Kilometer auf drei Kilometer reduziert. Dieser Entscheidung stehen laut Kovac Bedenken gegenüber, dass die Vibration von mehreren Windkrafträdern die Messungen stören und die Ergebnisse verzerren könnte.

Eine ältere Studie der Universität Stuttgart und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) kommt zwar zu dem Ergebnis, dass bei einem Mindestabstand von drei Kilometern die langperiodische Datenqualität nicht beeinträchtigt ist. Da jedoch von der Landesregierung nicht ausgeschlossen werden konnte, dass die kurzperiodischen Aufzeichnungen gefährdet sind, wandte sich Kovac in einem Schreiben an Ministerpräsident Kretschmann.

Nun liegt der Bundestagsabgeordneten eine entsprechende Antwort vor. Laut Aussagen des zuständigen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gehe man den vorgebrachten Bedenken nach. Eine neue fertiggestellte Studie vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) soll den Sachverhalt abschließend klären.

Kovac hofft, dass die vorgebrachten Bedenken sachlich und unvoreingenommen geprüft werden. "Das Vorsorgeprinzip der aktuellen Umwelt- und Gesundheitspolitik, welches der Gefahren- und Risikominimierung dient, sollte nicht verletzt werden. Die verantwortungsvolle Aufgabe der Erdbebenforschung muss ohne Einschränkungen gewährleistet werden", so Kordula Kovac.

Da sich am BFO aktuell die Anfragen zum Thema Windkraft häufen, haben die Wissenschaftler dort beschlossen, die Pressestelle alle Fragen beantworten zu lassen. Die Anfrage des SchwaBo konnte diese gestern nicht beantworten.