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Pascal Schiefer spricht über die zu bewältigenden Herausforderungen der Firma Leipold.

Wolfach - Die Leipold Group ist mit 225 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber Wolfachs. Das in vierter Generation geführte Familienunternehmen agiert weltweit mit insgesamt vier Produktionsstandorten in Deutschland und in den USA.

Das Stammhaus der Firma, gegründet 1919 in Nussbach bei Triberg und seit 1921 in Wolfach, soll nach Aussage von Pascal Schiefer, Vorsitzender der Geschäftsführung, auch hier bleiben – trotz vielfältiger Herausforderungen, denen sich der Hersteller von Präzisionsteilen in Sachen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber sieht.

Mit an erster Stelle steht dabei der Breitbandausbau. "Das obere Kinzigtal ist weit weg", stellt Schiefer fest. Die Einschränkungen des Datentransfers seien als schwerwiegender Faktor zu werten. Unter dem Stichwort "Industrie 4.0", also der Verzahnung der industriellen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik, habe dies vor allem zukünftig große Bedeutung.

Ähnliches gilt laut Schiefer für die problematische Verkehrsanbindung von Wolfach mit dem momentan viel diskutierten Nadelöhr Haslach. Viele Kunden von Leipold arbeiten nach dem sogenannten "Milkrun"-Konzept. Darunter wird verstanden, dass die Speditionen der Kunden auf einer festen Route verschiedene Lieferanten meist täglich anfahren, unabhängig davon, wie viel tatsächlich von jedem Lieferanten abgeholt wird. "So entfällt aufwendiges Planen von täglich veränderten Routen", erklärt

Auch die schwierige topografische Lage von Wolfach macht Leipold zu schaffen. Bekanntlich möchte das Unternehmen in Wolfach die Produktionsfläche beträchtlich erweitern. "Das Thema ist ein Prozess, der dauert, aber auch zeigt, dass wir uns zu Wolfach bekennen", bekräftigt der Firmenchef. Ihm sei von Anfang an eine hohe Transparenz des Vorhabens wichtig gewesen. Die Strategie war, auch wegen der dazu nötigen Umgestaltung des Stadions, zu einem sehr frühen Zeitpunkt Beteiligte wie Vereine und Organisationen wie BUND in die Pläne miteinzubeziehen. Dadurch seien Erwartungen hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs geweckt worden, die unter anderem aufgrund umfangreicher Genehmigungsverfahren nicht erfüllt werden können.

"Eine Flächennutzungsplanänderung ist notwendig, in die sehr viele Behörden, Ämter und Sachverständige involviert sind", führt Schiefer aus. Grundlage einer solchen Planung müsse immer eine sogenannte "maximale Ausbaustufe" sein, die sich in mehrere Bauphasen gliedere und nicht auf einen Schlag realisiert werde. Zudem spiele die wirtschaftliche Entwicklung eine Rolle. Mit einer Prognose ist der Geschäftsführer also vorsichtig, auch um "den Druck rauszunehmen".

Klar sei aber das Bekenntnis zu Wolfach, versichert Schiefer, auch wenn derzeit in Millionenhöhe in den Produktionsausbau am Standort Windsor in USA investiert werde. Bei allen genannten Herausforderungen, die das Unternehmen hier in der Region zu meistern hat, sieht der 42-jährige Diplom-Ingenieur auch große Stärken im Stammhaus und die seien in erster Linie bei verlässlichen, guten Mitarbeitern mit einer niedrigen Krankenquote zu suchen.

Damit das so bleibt, hat die Firma letztes Jahr mit dem "Leipold-Aktiv-Programm" (LAP) eine Maßnahme zur Prävention von Gesundheitsbeschwerden gestartet. Dieses Programm wird zum größten Teil vom Betriebsrat der Firma organisiert und koordiniert. Ganz bewusst gehe es dabei nicht nur um spezielle Übungen wie rückengerechtes Heben von Lasten, sondern auch um mentale Stärkung.

In den letzten zehn Jahren sei das Durchschnittsalter der Belegschaft um zwei Jahre gestiegen, sieht Schiefer auch den demografischen Wandel bei Leipold. Seiner Ansicht nach greift die Diskussion um den Fachkräftemangel zu kurz. "Wir werden generell einen Mangel an jungen Arbeitskräften haben, bei Facharbeitern und angelernten Mitarbeitern", ist er sich sicher. Für ihn ist die Integration der Flüchtlinge eine Chance für die Gesellschaft, sich zu verjüngen.

Außerdem hält Schiefer es für unerlässlich, das große Potenzial von weiblichen Arbeitskräften auszuschöpfen. Für Frauen müsse ein Umfeld geschaffen werden, das ihnen die Vereinbarung von Familie und Job ermöglicht. Damit meint der Unternehmer weit mehr als Arbeitgeber, Behörden und Eltern. Das gesellschaftliche Grundverständnis zum Thema Vereinbarung von Familie, Beruf und Freizeit habe sich geändert und die Gesellschaft müsse lernen damit umzugehen und dabei darauf achten "nicht zu satt zu werden".