In einem Wolfacher Supermarkt: Melanie Steitz (25) sucht die "erweiterten" Zutaten für den Kartoffelsalat zusammen. In der Gemüseabteilung findet sich zum Beispiel Sellerie. Foto: Privat

Redakteurin Melanie Steitz probiert zum zweiten Mal das Rezept von Oma aus

Im Rahmen unserer Sommerserie "Ich mach’s nochmal" stelle ich mich also wieder an den Herd. Früher gab es den Kartoffelsalat immer bei Oma. Da habe ich auch versucht, ihn selbst zuzubereiten – natürlich unter Anleitung. Allerdings hatte ich als 16-Jährige dann andere Interessen, als Kartoffelsalat zu machen, und ihn daher aus den Augen verloren. Meine Oma indes schwört auf das Bayerische Kochbuch, in dem sich auch das Rezept vom Kartoffelsalat befindet. Es ist mittlerweile bereits in der 56. Auflage erschienen und ein sehr gefragter Ratgeber (siehe Info).

Zutaten "nach Belieben"

An einem Samstagvormittag bummle ich also in einem Wolfacher Lebensmittelgeschäft umher, um die noch benötigten Zutaten zu besorgen. Kartoffeln, Zitrone und Sellerie gibt es zum Beispiel in der Gemüseabteilung; Speckwürfel an der Fleischtheke. In dem Rezept gibt es eine Menge Zutaten unter der Rubrik "nach Belieben" – daher gilt es noch Einiges zu besorgen.

Zu Hause angekommen werden die Lebensmittel in die Küche getragen. Erste Aktion danach: Die Kartoffeln im heißen Wasser auf der Herdplatte kochen lassen.

Währenddessen kümmere ich mich um die anderen Vorbereitungen. Zunächst gibt es diverse Schneidearbeiten an Gurke, Petersilie, Schnittlauch, Zwiebeln und Sellerie zu erledigen. Bei der Gurke sind die ersten Scheiben viel zu breit und ich versuchte sie mit einem Gemüsehobel besser zu bewältigen – meine erste Improvisation.

Schwieriger wird das Zwiebelschneiden. Nach eineinhalb Knollen trieft die Nase und brennen die Augen. Ich muss abbrechen und mich einige Minuten davon erholen.

Das Anbraten der Speckwürfel in der Pfanne erweist sich als wesentlich einfacher. Nach gut 20 Minuten ist das Gröbste der Vorarbeit erledigt. Nun geht es an die Marinade.

Mit Mayo oder ohne?

Während in Norddeutschland meist mit mayonnaisehaltigen Dressings gearbeitet wird, besteht die Marinade in Süddeutschland, Österreich bis hin nach Kroatien aus einem Sud aus Fleischbrühe, Essig, Öl, Salz, Pfeffer und gegebenenfalls Senf. Die zweite Variante hat auch meine Oma ausschließlich immer so praktiziert, daher war mir Mayo beim Einkaufen nicht in die Tüte gekommen.

Im Rezept sind vier bis sechs Esslöffel Essig oder Zitronensaft angegeben. Ich entscheide mich für den Mittelweg: Jeweils zwei Esslöffel vom Apfelessig und dem Zitronensaft. Etwas Honig kommt dazu – eine weitere Improvisation zum Originalrezept aus dem Buch. Meine Oma kocht immer getreu des Mottos "Wo Salz, da Zucker". Von daher konnte ich mich von der ursprünglichen Variante nicht allzu weit entfernt haben.

Die Kräuter sind nun Trumpf. Sie verschönern den Salat nicht nur optisch, sondern lassen ihn im Anschluss auch viel besser schmecken.

Mit Pfeffer abgerundet, koste ich die Marinade erstmals und befinde: Das schmeckt erstaunlich gut. Dazu muss man wissen, dass ich normalerweise die Küche eher scheue und nicht so viel Vertrauen in die eigenen Künste hege. Dennoch bin ich schon ein bisschen stolz auf mein vorläufiges Werk. Ganz so schlimm kann es also nicht werden.

Eben doch viel Arbeit

Nun sind die Kartoffeln fertig gekocht. Jetzt weiß ich wieder, warum es bei mir beim "Ersten Mal" geblieben war und ich mein Leibgericht lieber esse, als es selbst zuzubereiten. Es macht eben doch viel Arbeit und dauert, besonders wenn die warmen Kartoffeln in der Hand beim Schälen oder Schneiden gehalten werden.

Als sie in der Schüssel gelandet sind, leere ich, wie im Rezept vorgegeben, die ebenfalls heiße Marinade darüber. Nun muss die Masse einwirken und ich lege ein sauberes Geschirrtuch darüber.

Nach ungefähr zehn Minuten hat das Warten ein Ende: Die Gurken kommen hinzu. Da ich den Sellerie roh vorab koste und feststelle, dass er doch nicht so lecker schmeckt, entscheide ich mich auch hier kurzerhand, zu improvisieren. Sie kommen genauso wie die Zwiebeln in die Pfanne und werden mit Öl auf mittlerer Stufe gebraten. Auch geraspelte Äpfel kommen spontan dazu.

Nach eineinhalb Stunden Kochzeit ist der Kartoffelsalat mit allen Zutaten vermengt und es kann gekostet werden. Gut sieht er ja schon zuvor aus und so schmeckt er auch.

Allerdings habe ich mit meiner Oma unmittelbar danach vereinbart, dass ich eine weitere "Kochstunde" bezüglich des Salats bei ihr in Anspruch nehme. Bei all meinen Variationen und Improvisationen bin ich doch eigentlich vom schwäbischen Kartoffelsalat weggekommen. Und der schmeckt immer noch am besten.               

Melanie Steitz

INFO

Die Kartoffel

Ganze Völker hat sie groß gezogen. Kochrezepte stammen aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Und dabei ist sie doch so vielfältig geblieben: Sie kann püriert werden, gekocht, gebraten, gedünstet. Die Liste ist lang. Kein Wunder also, dass auch ich mit ihr groß geworden bin und sie zu meinem Lieblingsgemüse zählt. Am besten ist sie aber immer noch im Kartoffelsalat aufgehoben.