Wolfacher Umzug am "Schellemendig" und das Festspiel "Dom Geppichotte" karikieren Bürgermeisterwechsel

Von Arwen Möller

Wolfach. Der Festspielzug und das Festspiel "Dom Geppuichotte – der Ritter von der knabenhaften Gestalt" haben am gestrigen "Schellemendig" etwa tausend Zuschauer und fast ebenso viele Hästräger und närrischen Gruppierungen angelockt. Sie wurden mit einem fulminant auf Wolfach angewandten spanischen Nationalepos belohnt.

"Narro", der Festspielzug zieht durchs Wolfacher Stadttor, unzählige Hansele strömen in den buntesten Häsern die Hauptstraße hinab. Gefühlt tausende Hansel kann Bernd Schillinger, der sich auf der Rathausbühne schon mal fürs Festspiel warm redet, die Narrenkappelle ankündigen: Mehr als 100 Musiker marschieren und tirilieren für die freudigen Hästräger, Zuschauer und den Narrenrat.

Zu den Klängen der Muslochsingers flattern die Gruppen im Umzug vorbei: Windmühlen, gegen die Dom Geppuichotte noch kämpfen darf, sowie die anderen spanischen Interpretationen begeistern beispielsweise mit Flamenco, Stierkampf und "Olé". Doch sie sollen noch ihren ganz großen Auftritt in dem Festspiel haben, das ein Abgesang auf den Bürgermeisterwechsel in Wolfach ist und die Rolle der strippenziehenden Frau hinter den Kulissen karikiert.

Freiwillig vertrauen sich selbst die jungen Mädels den Rungunkeln an, um wohl aus deren Altweibermühle noch jünger und schöner rauszukommen – möge man hoffen, dass das in manchem Fall nicht wieder die Verkindlichung zur Folge hat. Einmal rundum gelaufen ist die Spitze des Umzugs, als die Nussbacher Dorfclowns, die Langenbacher Tiere und die Guggenmusik aus dem Schweizer Meilen "Soihund Choibe" abschließend aufgespielt haben.

Farbenanalog zur spanischen weht verheißungsvoll bereits die badische Flagge am Freisitz der Rathausbühne, auf der bis zum Festspielstart die Muslochsingers musizieren. Rund 400 Darsteller zeigen das eigens in die Zeitenwende geschriebene Stück, in dem Natalie Schmieder, Theresa Hoppe und Bernd Schillinger den Protagonisten ihren Plot regelrecht auf den närrischen Leib geschrieben haben. Doch soviel vorweg: "Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht absichtlich."

"Bisher regierte hier der Cuente Don Dios de la Paz Goteros Mosquera", moderierte der Erzähler (Bernhard Stelzer) an. Doch da für Don Dios (Christian Oberfell) bereits seit längerem seine Gemahlin Dona Utessa (Susi Riester) die Strippen zieht und sie ihn nun nach der Abdankung auf den Landsitz schicken will, passt Dom Geppichotte (Jochen Huber) ihr als Nachfolger. Doch um ihren Einfluss nicht zu verlieren, möchte sie den jungen Neuen mit ihrer Nichte Benita (Kathrin Krichel) vermählen.

Deren Herz jedoch gehört Sancho Bregga (Bernd Schillinger), der wie alle anderen auch von der genial gespielten Dona Utessa gnadenlos herumkommandiert wird. Gleiches gilt für die neun fantasievoll verkleideten Gruppen mit ihren teils kuriosesten Accessoires. Ihrem mantrahaften "Silencio" folgen alle, vor allem natürlich Don Dios. Doch sie hat nicht mit den eigenen Plänen von Dom Geppuichotte gerechnet, der sich bereits ein Liebchen auserkoren hat. Und so können auch Benita und Sancho Bregga in einem von Krichel genial gesungen Duett zur Musik der Oper "Carmen" ihrer großen Liebe folgen. Doch zu früh gefreut, die Wurmgeier schweben ein und warnen die Bevölkerung im "Pueblo de los Lobos" (Stadt der Wölfe) vor der Pleite – der aber Alvaro (Simon Grassinger) mit dem Party-Ruf die Absage erteilt.

Spontaner Applaus und "Bravo"-Rufe begleiten die Darsteller bis zum Finale. Und Narrenvater Hubertus "Vitus" Kessler ist sicher: Die "Entdeckung des Jahres, unsere Sängerin" ist wunderbar zum ersten, aber sicher nicht zum letzten Mal aufgetreten. Dann lädt er alle zur Straßenfasnet ein.