Gesichert: Während die einen das schwere Gerät im Wald abdecken und quasi unsichtbar machen, sichern die anderen ihre Kameraden. Foto: Deckert

Wie kommen Soldaten ungesehen rein und wieder raus? Routine bringt Sicherheit für die Kriegseinsätze.

Willstätt - Langsam rollen die 22 Fahrzeuge der Bundeswehr durch die Baustelle auf der A 5 zwischen Lahr und Offenburg. Ihr Ziel: ein Waldstück in Willstätt. Auf dem Programm steht die Übung "Schleichkatze". Maximal 60 Stundenkilometer dürfen die Panzer und Spähfahrzeuge fahren. Um sie herum donnern die Lastwagen – die Geräusche der Armee sind dadurch kaum hörbar. Zwischen den tarnfarbenen Riesen der vierten Kompanie des Jägerbataillons 291 fährt immer mal wieder ein Zivilst. Also ein Auto, Wohn- oder Lastwagen. "Das darf eigentlich nicht sein", erklärt Hauptmann Nils N. "Die Kolonne ist zu behandeln wie ein Fahrzeug." Alles andere könnte für den Zivilisten und auch die Soldaten gefährlich werden – und kostet Zeit.

Die ist aber, zumindest in puncto Straßennutzung, recht knapp bemessen. Denn: Wenn die Bundeswehr eine Übung machen will, muss das sechs Wochen im Vorfeld beim Landeskommando Baden-Württemberg in Stuttgart beantragt werden. Also: Von wann bis wann soll in welchem Waldstück der Ernstfall geübt werden? Zudem brauchen Hauptmann N. und seine Kompanie einen sogenannten Marschkredit. Der gibt ihnen vor, wann sie welche Straßen nutzen dürfen. "Beispielsweise dürfen wir nicht über die Autobahn fahren, wenn starker Berufsverkehr herrscht", erklärt er. Daher hat sich der Tross gestern Morgen nach dem Berufsverkehr von der Kaserne der deutsch-französischen Brigade in Illkirch aus auf den Weg gemacht, Neuried passiert und ist kurz vor der Stoßzeit in Lahr auf die A 5 aufgefahren.

Der Hauptmann steht auf einer Brücke über der Autobahn und beobachtet mit seinem Fernglas, wie die Fahrzeuge auf einem Parkplatz einen sogenannten technischen Halt machen. Im Umkreis von fünf und 25 Meter suchen die Soldaten das Gebiet nach möglichen Sprengfallen ab – die Kraftfahrer checken derweil, ob die Technik noch in Ordnung ist. Ein Fahrzeug hat die Kompanie auf dem Weg durch das Ried schon zurücklassen müssen.

Für N. kein Drama: "Dazu sind die Übungen ja da. Dass man alles, was im Einsatz passieren kann, beherrscht und immer weiß, wie man zu reagieren hat."

Routine bringt Sicherheit für die Kriegseinsätze

Das heißt: Standardisierte Abläufe sind Trumpf. "Im Krieg geht es chaotisch zu", betont der Hauptmann. "Die Organisation und Flexibilität der Soldaten muss so sein, dass sie nichts mehr aus der Ruhe bringen kann und sie das, was sie in Übungen wie dieser hier gelernt haben, es ihnen in ihr Verhalten übergeht, anwenden können."

Daher hat das sogenannte Erkundungskommando auch schon mal das Übungswaldstück untersucht und mit Schildern sogenannte Boxen markiert. Links und rechts vom Weg, über den im Ernstfall die Versorgung geregelt würde. Zwischen Bäumen und Sträuchern sollen die Fahrzeuge später einparken und von der Besatzung unsichtbar gemacht werden – das ist der Sinn und Zweck der 36-Stunden-Übung. "Wir sind im Einsatz dazu da, den Feind zu finden", erklärt Hauptmann N. "Also müssen wir auch lernen, uns zu tarnen."

Dann der spannende Moment: Wie lange braucht die Kompanie, vom Abbiegen in das Waldstück bis alle Fahrzeuge an ihrem Platz stehen? N. misst die Zeit. Ein kleines Malheur verzögert das Optimum: Ein Fahrer hat wohl das Schild für seine Box übersehen – und muss erst darauf hingewiesen werden. Dennoch: Nach wenigen Minuten herrscht Stille im Wald. Die Einsatzkräfte verständigen sich mit Handzeichen und jeder geht seinen Aufgaben nach. Türenschlagen, lautes Reden und Rauchen sind verboten. Die einen sichern, die anderen decken die Fahrzeuge ab. Alles was glitzert und spiegelt muss weg. Wenn das geschafft ist, gehen die Spähtruppführer zum Gefechtsstand, der Kommandozentrale. Dort gibt es den Folgebefehl.