Zur Winterflucht lädt etwa die Dominikanische Republik ein – hier der Strand in Punta Cana. Foto: Röwekamp

Koffer packen, ab in den Flieger und am Strand bei sommerlichen Temperaturen die Krisen daheim vergessen – das wünschen sich offenbar viele Lahrer. Wir haben bei Reisebüros in der Stadt nachgefragt, wie die Buchungen in diesem Winter aussehen.

Lahr - Im vergangenen Jahr brach der Winterreiseverkehr durch die Corona-Beschränkungen stark ein. Nun sind die Vorzeichen besser, denn die meisten Urlaubsländer haben keine Einreisebeschränkungen mehr oder nur noch geringe Auflagen. Trotzdem ist der große Ansturm auf die Lahrer Reisebüros in den vergangenen Wochen ausgeblieben, wie eine Umfrage unserer Redaktion gezeigt hat. 

TS-Reisecenter: Man verzeichne in diesem Winter weniger Reisende als in der Cor-Corona-Zeit, ist aus dem Reisebüro in der Einsteinallee zu hören. Mitarbeiterin Sandra Schätzle vermutet, dass der Rückgang auch mit den aufgehobenen Corona-Beschränkungen zu tun haben könnte: "Viele wollten Weihnachten lieber im großen Familienkreis zuhause feiern". Früher hätten viele Menschen Ferienhäuser gebucht, Senioren hätten sich oft für Städte- oder Busreisen entschieden.

Energiekrise verteuert das Reisen

Jetzt sei das Interesse geringer, wohl auch wegen der Preiserhöhungen durch die Energiekrise. Denn auch das Verreisen sei teurer geworden. Obwohl viele Lahrer die freie Zeit zwischen den Jahren offenbar lieber zuhause verbringen möchten, gibt es auch einige, die es in die Ferne zieht. Besonders Ägypten und Thailand seien jetzt günstige und beliebte Ziele, viele steuerten auch Tschechien oder Österreich an, teilt Schätzle mit. Den Großteil der Buchungen machten Skireisen aus. 

Holiday Land Reisebüro Steidlinger: Auch Claudia Steidlinger hat vor Weihnachten eine geringere Nachfrage als zum gleichen Zeitraum der Vorjahre verzeichnet. "Die Buchungen sind schleppend. Die Mehrheit wartet noch, was kommt. Viele buchen kurzfristiger", hat sie festgestellt. Gefragt seien in der kalten Jahreszeit vor allem Kreuzfahrten in warme Regionen wie Ägypten, die Karibik oder die Kanaren.

Man habe auch Reisen nach Mexiko oder in die Dominikanische Republik verkauft, klassische Ziele an Weihnachten. Reiselustige würde es im Winter generell eher in die Ferne ziehen. Preiserhöhungen seien dabei kein großes Problem: "Teilweise sind die Preise sogar niedriger als in den Jahren vor Corona". Auch Kurzentschlossenen könne man helfen, man habe einige interessante Last-Minute-Angebote. Ihr Ausblick: "Im Winter gibt es immer weniger Nachfrage als im Sommer, trotzdem hoffen wir auf mehr Buchungen im Januar". 

Reisebüro "Goldener Cent": Im Reisebüro in der Schwarzwaldstraße ergibt sich ein etwas anderes Bild. "Die Menchen sind müde von den Corona-Zeiten und der Politik", sagt Elena Böhm im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie schätzt, dass die Nachfrage im Vergleich zum Winter 2021 um etwa 20 Prozent gestiegen ist – damals hatte es allerdings auch noch Reisewarnungen in zahlreiche Länder gegeben.

Europa sei jetzt als Reiseziel gefragt, besonders Städtereisen, teilt Böhm unserer Redaktion mit. Jedoch: "Die Hotels werden teurer." Dabei seien die Urlauber von den Preiserhöhungen unterschiedlich betroffen. Wer aber etwa nach Ägypten oder Dubai möchte, müsse mit höheren Kosten rechnen.

Haben die letzten beiden Pandemie-Jahre das Reiseverhalten der Deutschen verändert? Offenbar ja – das ist zumindest der Tenor einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts You-Gov aus dem vergangenen Sommer: Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) gab an, weniger als noch vor zwei Jahren zu verreisen. Die Mehrheit der Befragten (54 Prozent) plante, mit dem Auto zu verreisen – ein Anstieg von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr