Zahlreiche Greifvögel müssen die Tierretter in Ichenheim in diesem Jahr wieder auswildern. Foto: Goltz

Die Auswilderungsstation der Tierretter in Ichenheim ist in diesem Jahr dauerhaft belegt – und bräuchte dringend eine Sanierung. Monika Ehrlacher hofft nicht nur auf materielle Hilfe, sie appelliert auch, bei Tierfunden nicht gleich einzugreifen.

Bei einem Besuch auf dem Gnadenhof in Ichenheim wird einem schnell bewusst: Sommerferien gibt es dort nicht. Die Ställe, Gehege und Käfige sind so gut wie alle bewohnt – von Fuchsbabies, über Rehkitze, Schildkröten bis hin zu den Erdmännchen. Die Tierschutz- und Rettungsorganisation Neuried mit Sitz in Ichenheim kümmert sich mit Hingabe um jegliche Fundtiere aus der Region – auch die Schreiberin dieses Textes brachte zwei weitere. Im Wald bei Offenburg hatte sie zwei Vogelbabies gefunden, die mit samt ihrem Nest von einem Baum gefallen waren. Nachdem mit der stellvertretenden Vorsitzenden der Tierhilfs- und Rettungsorganisation abgeklärt worden war, wie das weitere Vorgehen sein sollte, waren die jungen Tiere kurze Zeit später auch nach Ichenheim gebracht worden.

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Im Gespräch mit Ehrlacher bei der Abgabe wurde schnell deutlich, dass es in diesem Jahr keine Seltenheit sei, dass Vögel vorbeigebracht würden. Die hohe Abgabezahl der Greifvögel sei besonders auffallend. „Es ist unfassbar, wie viele wir bereits in diesem Jahr aufnehmen mussten – darunter 15 Falkenbabys und 14 weitere Greifvögel. Derzeit sind rund zehn Raubvögel noch bei uns untergebracht – aber wer weiß, wann der nächste Anruf hier eingeht“, erklärt Ehrlacher im Gespräch mit unserer Zeitung.

Vögel können so lange bleiben, wie sie wollen

Die abgegebenen Greifvögel werden bei Ankunft zunächst genaustens untersucht, gegebenenfalls tierärztlich behandelt und kommen dann in die Auswilderungsstation der Organisation. „Die ist in diesem Jahr so gut wie dauerhaft belegt“, sagte Ehrlacher. Die Tiere könnten dort bleiben, so lange wie sie wollten – das Fenster stehe bei gesunden Tieren auf, Futter stehe aber jederzeit noch in der Station zur Verfügung. Dauerhaft belegt bedeute aber auch Verschleiß. Dringend bräuchten die Tierretter für die Auswilderungsstation für die Greifvögel einen neuen PVC-Boden. Gesucht werde PVC, vier mal vier Meter am Stück. Außerdem 30 Betonplatten 40 mal 40 Zentimeter. „Damit wäre uns wirklich geholfen“, sagte Ehrlacher.

Gut ausgelastet, sei milde ausgedrückt, antwortete Ehrlacher auf die Frage, wie viel Platz denn derzeit noch für weitere Fundtiere sei. Eines sei ihr besonders wichtig: „Da wiederhole ich mich gerne immer und immer wieder: die Leute, die ein Tier finden, sollten nicht sofort eingreifen, sondern erst einmal ein Stück weit entfernt beobachten, ob nicht doch das Elterntier zurückkommt.“ Außerdem könne man die Organisation jederzeit anrufen und nachfragen, wie man vorzugehen habe. „Viele Leute nehmen unüberlegt Nestflüchter mit, die am Boden noch versorgt werden würden“, so Ehrlacher und fügte hinzu: „Damit hat man den Tieren alles andere als geholfen.“

Vögel jetzt im Allgäu

Nicht gut habe es um einen der beiden Fundvögel gestanden, die die Schreiberin des Textes bei den Tierrettern in Ichenheim abgegeben hat. Umso erfreulicher war der Anruf von Ehrlacher wenige Tage später: „Beide sind nun im Allgäu und werden von einer befreundeten Tierärztin, die sich auf Vögel spezialisiert hat, aufgezogen und ausgewildert.“