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Steinacherin Amelie Hildbrand berichtet vom Auslandssemester auf Bali. Vier Monate studiert und zahlreiche Kontakte geknüpft.
 

Steinach/Bali - Auslandstagebuch - Steinacherin Amelie Hildbrand berichtet vom Auslandssemester auf Bali.
Die Steinacherin Amelie Hildbrand hat ein Auslandssemester an der Udayana University auf Bali absolviert. Zum Abschluss ihres viermonatigen Aufenthalts berichtet die 22-jährige Studentin letztmals im Auslandstagebuch von dort.

Nach den fast vier Monaten, die ich nun auf Bali verbracht habe, kann ich sagen: Die Insel ist etwas Besonderes. Bali ist als einzige Insel Indonesiens hinduistisch geprägt und der Glaube spielt auch eine sehr große Rolle für die Menschen hier. Vor allem der Glaube an die Wiedergeburt und damit verbunden, dass nur wer in seinem Leben Gutes tut, auch als etwas Gutes wiedergeboren wird.

Das merkt man den Menschen hier wirklich an. Sie beten zwei bis dreimal am Tag, wobei die Frauen sogenannte Opfergaben vorbereiten. Es wird Essen oder Gegenstände in ein aus Palmblättern zusammengestecktes Geflecht getan und ein Räucherstäbchen angebracht. Dieses gilt als Verbindung zwischen den Menschen und den Göttern.

Religiöse Zeremonien werden sehr ausgiebig gefeiert und auch sehr viel Zeit in das Schmücken der Tempel investiert. Die Frauen bereiten dabei immer gemeinsam in einer Dorfküche das Essen zu.

Neben dem Dorftempel haben die meisten Familien auch einen Haustempel. In balinesischen Familien ist zudem genau festgelegt, welcher Teil des Hauses in welche Himmelsrichtung zeigen soll. Kinderzimmer, die Zimmer der Eltern und Großeltern, sowie Küche und Tempel sind immer gleich angeordnet. Jeder Teil ist zudem ein eigenes Gebäude und selbst der Vorgarten, in dem die Kinder spielen dürfen, hat einen festgelegten Platz.

Wenn zwei Menschen heiraten, wohnen sie in der Regel in einer der beiden Dorfgemeinschaften ihrer Familien. Das hängt davon ab, an welcher Stelle in der Geschwisterfolge man geboren ist. Hochzeiten werden bereits weit im Voraus geplant und sind sehr große Feste auf Bali. Einer meiner Professoren hat im Oktober aufgehört zu arbeiten, weil seine Hochzeit Anfang Dezember geplant werden musste.

Je nachdem, als wievieltes Kind in der Geschwisterfolge man geboren wurde, sind in Bali auch die Vornamen festgelegt. Unabhängig vom Geschlecht werden die Kinder in der Reihenfolge Wayan, Made, Ketut und Nyoman getauft, wobei die Reihenfolge ab dem fünften Kind wieder von vorne beginnt. Es darf allerdings noch ein weiterer Vorname hinzugefügt werden.

Die Menschen sind sehr stolz auf ihre Traditionen aber auch sehr interessiert daran, wie es in anderen Ländern ist und so kommen teilweise sehr interessante Gespräche zustande. Auch wenn die Sprache oftmals eine Barriere darstellt. Wenn wir auf der Insel unterwegs waren und den Weg nicht mehr kannten, dauerte es keine fünf Minuten bis ein Einheimischer anhielt und versuchte zu helfen.

Dennoch bemerkt man natürlich auch, dass viele Menschen hier recht arm sind. Das Gute ist, dass es allen Kindern möglich ist zur Schule zu gehen. Denn es ist dafür gesorgt, dass fußläufig sowohl eine Grundschule als auch eine weiterführende Schule erreichbar ist. Mittlerweile lernen einige dort auch schon Englisch, viele müssen jedoch auf verhältnismäßig teure Privatlehrer zurückgreifen oder versuchen, es sich selbst beizubringen.

Was ich sehr vermissen werde, ist die indonesische Küche. Ehrlich gesagt habe ich noch nie so wenig gekocht wie hier. Das Essen ist super lecker und zudem ebenso günstig, dass es sich gar nicht lohnt, selbst zu kochen. An die Schärfe gewöhnt man sich sehr schnell, aber der Gedanke daran, wie die Lebensmittel hier behandelt werden, lassen einen doch manchmal zweifeln.

Mir ging es zwar die ganze Zeit nie schlecht, aber ich bin auch sehr froh um die Kühlkette in Deutschland. Eier zum Beispiel werden in der Sonne auf dem Roller transportiert und das Fleisch liegt teilweise ungekühlt auf dem Markt auf den Tischen. Dafür sind Obst, Gewürze, das Gemüse und natürlich die regionalen Lebensmittel so viel besser als in Deutschland. Wir haben hier auf Bali dann auch gemeinsam einen Kochkurs gemacht, vielleicht wird das mit dem Kochen ja doch noch.