Statistik zeigt Anstieg der Arbeitnehmer im Ort / Gewerbetreibende zeigen sich zufrieden / Mehr Konflikte bei der Flächennutzung

Von Florian Forth

Steinach. In drei Wochen stimmen die Steinacher Bürger über eine Erweiterung des Interkom-Gewerbegebiets ab. Kann die Gemeinde Vorteile aus der geplanten Erweiterung ziehen? Was halten die Gewerbetreibenden davon? Der SchwaBo hat sich umgehört.

Nach Informationen unserer Zeitung sind im bisherigen interkommunalen Gewerbegebiet (blaue Markierung auf der Karte) bis auf einen letzten Bauplatz alle verkauft. Seit 2008 haben sich im Interkom I einige Unternehmen angesiedelt, der Standort scheint ihnen zuzusagen.

Das bestätigt auch Werner Bühler, Geschäftsführer der Firma TSB Türsysteme: "Der Standort ist für uns von der Anbindung an die Rheinebene her optimal, die Grundstücke sind vergleichsweise günstig." Seine Firma hat ein Einsatzgebiet von Baden-Baden bis Lörrach und Villingen-Schwenningen und braucht eine gute Anbindung.

Vor 15 Jahren startete Bühler mit der Firma in Hausach, doch dort wurde irgendwann der Platz zu knapp, sagt er. In Steinach findet er nun den Platz, den er braucht und kann mehr Mitarbeiter beschäftigen als vorher: "Durch den Umzug haben wir auch Arbeitsplätze geschaffen. Jetzt arbeiten auch Steinacher bei uns." Das sei vorher nicht der Fall gewesen, so Bühler, denn für sie sei auch der kurze Arbeitsweg ein Argument.

Probleme durch eine Erweiterung des Gewerbegebiets sieht er nicht: "Ich bin schon dafür, dass man nicht alles zubaut, halte Interkom II aber für gut verkraftbar." Einzig eine bessere Anbindung wünscht sich Bühler. Die Pläne für eine Abfahrt von der B 33 sind bereits genehmigt, eine Zufahrt derzeit aber noch nicht in Sicht. "Optimal wäre ein großer Kreisverkehr mit Abfahrten nach Lachen, ins Gewerbegebiet und auf die B 33", so Bühlers Vorschlag.

Generell gebe es nur wenige interkommunale Gewerbegebiete in der Ortenau, informiert Andrea Steuer von der Industrie- und Handelskammer in Freiburg. Beispiele sind das "Hoch3" in Offenburg (rund 114 Hektar laut Imagebroschüre) und das "Dyna5" in Ettenheim (rund 31 Hektar laut Bebauungsplan). Diese seien natürlich sehr viel größer als das Interkom in Steinach, hätten "zudem aber den Vorteil, dass sie fernab der Wohnbebauung liegen", sagt Steuer. Das steigere die Akzeptanz in der Bevölkerung erheblich, so die Zuständige für Bauleitplanung und Raumordnung. Außerdem handele es sich dort um sogenannte Konversionsflächen wie etwa ehemalige Militärgebiete, nicht um Grünflächen.

Doch was macht einen Wirtschaftsstandort attraktiv? Steuer nennt viele Faktoren, die von den Unternehmen bedacht werden: Eine optimale Verkehrsanbindung sei eines der Hauptkriterien. Hinzu kommen die Nutzbarkeit der Fläche, die sich etwa durch Emissionswerte wie den Lärmpegel und den erlaubten Schadstoffausstoß ergibt.

Diese Werte unterliegen im Steinacher Gewerbegebiet bereits besonderen Auflagen. Nachts darf nicht gearbeitet werden, tagsüber herrscht laut Bebauungsplan eine Lärmschwelle von höchstens 65 Dezibel, was etwa einem Radio bei Zimmerlautstärke entspricht. Doch auch Reserveflächen seien für die Firmen ein wichtiger Punkt, um eine Weiterentwicklung zu ermöglichen. Weitere Faktoren sind das Fachkräfteangebot sowie eine attraktive Umgebung, so Steuer.

Der Fachkräftemangel bleibt ein Thema im Tal. Die von Werner Bühler angesprochene Schaffung von Arbeitsplätzen wird von den Zahlen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg untermauert. Die Zahl der Arbeitnehmer, die aus Steinach herauspendeln, ist zwar zwischen 2008 und 2013 gestiegen, die der Einpendler steig noch stärker und hat dazu geführt, dass die Zahl der Arbeitnehmer in Steinach gestiegen ist.

Auch die Zahl der Sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer am Wohnort ist laut Landesstatistik seit dem Start des Interkom-Gewerbegebiets gestiegen: Waren es 2008 noch 1642 Personen, stieg die Zahl bis 2013 auf 1762. Im gleichen Zeitraum konnte eine Steigerung der Bevölkerungszahl um 175 Bürger verzeichnet werden, was die These stützt, dass sich zumindest einige der Arbeitnehmer irgendwann dazu entschließen, ihren Wohnort in die Nähe des Arbeitsplatzes zu verlegen.

Ein generelles Problem der Kommunen sei jedoch der Streit um die Nutzung der Flächen, sagt Steuer: "Die Flächenkonkurrenz wächst und damit auch das Konfliktpotenzial." Die Frage ist, wie viel Platz zum Wohnen zur Verfügung stehen soll und wie viel für Gewerbe und Landwirtschaft.

Für die Gemeinde Steinach hätte die Erweiterung von Interkom zumindest zwei Vorteile: Zum einen kämen die "Arbeitsplätze sozusagen kostenlos zu ihr", sagt Steuer, außerdem werden die Kosten für die Erweiterung auf alle beteiligten Gemeinden umgelegt, "Steinach bleibt also nicht auf den Kosten sitzen." Zusammen mit Haslach trägt die Gemeinde rund 80 Prozent der Kosten für die Erweiterung, so Steuer.

Die Schaffung eines zusammenhängenden Gewerbegebiets sieht Steuer positiv, da es "flächeneffizienter umzusetzen ist und somit im Außenbereich mehr Flächen unangetastet lässt". Zudem müssten im Vergleich zur Einzelbesiedelung von Firmen die Nutzungskonflikte mit der Umwelt nur einmal geprüft werden und die kostspielige Erschließung des Gebiets mit Internet, Strom und Wasser nur einmal erfolgen.

Dennoch kann sie den Trubel um die Erweiterung verstehen. Ob es sinnvoll ist, ein so großes Gebiet in Steinach für das Gewerbe bereitzustellen, komme auf den Blickwinkel an: "Für suchende Betriebe ist es immer sinnvoll, von der umgebenden Wohnbebauung her aber sicher nicht so einfach." Ein Bürgerentscheid scheint jedoch die Ausnahme zu sein: "Ich habe im Gebiet südlicher Oberrhein bisher von keinem Gehört", sagt Steuer.