Fabian Hofer (von links), Bernhard Kaspar, Bernhard Krämer, Martin Aßmuth, Arnold Allgaier, Sandra Boser und Schulleiterin Melanie Psak-Mengdehl nahmen den neuen Hallenboden in Augenschein. Foto: Störr

Droht mit der Pflicht zur Ganztagsbetreuung eine schleichende Schließung kleiner Schulen? Diese Befürchtung treibt die Hofstetter Gemeinderäte um. Im Rahmen eines Besuchs in der Gemeinde haben sie mit Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne) darüber diskutiert.

Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne) nahm sich am Donnerstagmorgen Zeit, um sich über die Umsetzung des mit Landesgeldern finanzierten Projekts in der Schulturnhalle zu informieren. Bürgermeister Martin Aßmuth verwies auf das Baujahr 1982 und den bis zur Sanierung herrschenden Ursprungszustand in vielen Bereichen.

„Nach 40 Jahren Nutzung war der Boden einfach kaputt“, erklärte Aßmuth. Außerdem sei ein Wasserschaden festgestellt worden. Die Längsseite an der Fensterfront musste abgegraben und abgedichtet werden, bevor der Boden neu aufgebaut und der Belag aufgebracht werden konnte. Im Laufe der Sanierung seien vor dem Hintergrund steigender Preise und Materialengpässen die Kosten deutlich gestiegen. Die Umrüstung der Beleuchtung kostete etwas mehr als 14 000 Euro, der Boden 88 000 Euro und Hausmeister Fabian Hofer hatte Eigenleistungen im Wert von 20 000 Euro erbracht. Dafür galt ihm ein besonderes Dankeschön.

Hofer erklärte die aufwendigen Abdicht-Arbeiten. Mit Beginn im Januar habe man gesehen, dass sich der Wasserschaden bis zur Hälfte der Halle ausgebreitet hatte, der Boden musste neu aufgebaut werden. Seitens des Landes werden die Kosten mit 28 000 Euro gefördert, der Zuschuss sei durch Unterstützung von Sandra Boser möglich geworden.

Ganztagsangebote müssen in erreichbarer Nähe sein

Die Gemeinderäte und Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Kaspar, Bernhard Krämer (beide CDU) und Arnold Allgaier (FW) nutzten die Gelegenheit, um mit der Abgeordneten den 2026 kommenden Rechts-Anspruch auf Ganztagsbetreuung in der Schule zu diskutieren. Boser verwies zunächst auf die 2018 gefällte Entscheidung des Bunds und erklärte: „Wir werden in Baden-Württemberg nicht an jeder Grundschule ein Ganztagsangebot haben, aber es muss in erreichbarer Nähe sein.“

Es gebe entweder die Möglichkeit, dass die Kommune ein Angebot stelle, oder das Land. Für Baden-Württemberg kämen noch einmal 350 Millionen Euro, die in den Ausbau der Ganztagsbetreuung investiert werden könnten. Es stelle sich aber immer die Frage, ob es vor Ort überhaupt den Bedarf gebe. „Es muss abgewogen werden, ob vielleicht auch die verlässliche Grundschule reicht“, betonte Boser. Das liege – analog zum Kindergarten – im Ermessen der Eltern. Neben deren Berufstätigkeit würden die bisher üblichen Betreuungsformen im Hintergrund abnehmen, was den Bedarf an Ganztagsbetreuung steigern werde.

Gemeinderäte befürchten schleichende Schließung von kleinen Schulen

Kaspar blickte voraus: „Bedeutet das die schleichende Schließung kleiner Grundschulen?“ Er sah bereits eine ähnliche Entwicklung wie bei den Hauptschulen. Diese Gefahr sah auch Allgaier, der auf die jüngste Investition in den neuen Kindergarten verwies. „Der Druck zur Ganztagsbetreuung wird kommen“, war er sicher. Doch Boser erwartete keine schlagartige Änderung ab 2026, man müsse die Entwicklung im Blick behalten.

Mit den Räumlichkeiten in der Hofstetter Schule seien wenigstens die Möglichkeiten gegeben. „Man muss mit der Schule und den Eltern schauen, ob der Bedarf wirklich gegeben ist“, betonte sie. Kaspar bemängelte: „Eine Politik, die in die Städte passt, wird dem ländlichen Raum übergestülpt.“

Krämer sah die Ganztagsbetreuung pragmatisch: „Das ist eine Entwicklung, die können und wollen wir nicht aufhalten.“ Allerdings hätten Eltern mitunter eine extrem hohe Erwartungshaltung, was von der Schule alles geleistet werden sollte. Für Aßmuth war klar: „Die Aufgabe der Bildungserziehung kann nicht aus dem Elternhaus ausgelagert werden.“ Bei der jüngsten Bedarfsumfrage habe lediglich ein Prozent einen tatsächlichen Bedarf der Ganztagsbetreuung ab 2026 angegeben. Ob man den Schritt bei wenig erkennbarem Bedarf gehe, müsse geschaut werden. Das Thema wird den Hofstetter Gemeinderat in der September-Sitzung weiter beschäftigen.

Nutzer

Die Turnhalle der Hofstetter Schule wird neben dem Schulsport von einer Frauen-Turngruppe, zwei Senioren-Gymnastikgruppen, zwei Kinderturngruppen, einer Volleyball-Mannschaft, dem Sportclub während der Wintermonate zum Training und vom KSV genutzt.