Mehr als 500 Gäste sind der Einladung von Landrat Frank Scherer (rechts, am Pult) in den Großen Saal gefolgt. Foto: LRA

Neujahrsempfang im Landratsamt. Zuwanderung großes Thema. Bildung und duales System Schlüssel zum Erfolg.

Offenburg - "Die Ortenau – Industriestärkster Kreis am Oberrhein: Wo Leben und Arbeit befreundet sind" – unter diesem Motto hat der Neujahrsempfang des Landrats gestanden. Frank Scherer und Gastredner Nils Schmid, Baden-Württembergs Finanz- und Wirtschaftsminister, stellten sich hinter die Wirtschaftschefs.

163.000 Arbeitsplätze gibt es im Ortenaukreis, 60 Prozent aller Industrieumsätze am Oberrhein werden zwischen Renchen und Hornberg gemacht, 13 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung werden jährlich erzielt. Die laut Landrat Frank Scherer "polyzentrischen Großstadt Ortenau" ergänze sich gerade beim Thema Wirtschaft bestens mit der Europametropole Straßburg.

Mit den französischen Partnern müsse man in Zukunft "meine ich, noch effizienter und mutiger sein, wenn es darum geht, den Eurodistrikt weiter zu entwickeln". Damit spielte Scherer wohl auf seine Idee an, dem Gremium auch Entscheidungskompetenzen zu geben, an deren Ergebnisse sich Deutsche und Franzosen in der Grenzregion bindend zu halten zu haben.

Dank des Branchenmix’ sei der Landkreis "wirtschaftlich stark und resistent gegen sektorale Krisen", analysierte der Landrat. Den Frauen und Männern, die die Unternehmen führen sei es zu verdanken, dass es "uns in der Ortenau so gut geht". Damit das auch so bleibt versprach Scherer, dass die Kommunalpolitik "auch in Zukunft alles in ihrer Macht stehende tun" wird, "damit Unternehmer wir Martin Herrenknecht weiterhin überzeugt gegenüber der Presse sagen können: 'Die Ortenau, das ist der beste Standort überhaupt.'"

Es sei ihm Ansporn und Verpflichtung zugleich, auch in Zukunft mit seinem Engagement für die Wirtschaft nicht nachzulassen, betonte Scherer: "Die enge Verkopplung und das ausgeprägte Miteinander von Politik und Wirtschaft", wie sie durch die Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) zustande gekommen sei, "sind deutschlandweit einzigartig", lobte der Landrat. Daher müssten er und die Kreisräte "aufpassen, dass zum Beispiel Gesetzesvorhaben wie das Weiterbildungsgesetz unsere Unternehmen nicht überstrapazieren", kündigte Scherer an.

"Wenn schon gesetzliche Regelungen, dann bitte mit Augenmaß." Auch die Erbschaftssteuer sprach der Landrat an und verlangte, dass trotz der Neuregelung "mittelständische aber auch größere Unternehmen nicht in finanzielle Schwierigkeiten" geraten dürften. Denn: "Die Ortenau ist geprägt von Familienunternehmen, einen gesetzlich verordneten Investitionsstau oder Arbeitsplatzabbau darf es hier nicht geben."

"Quellen des Wohlstands hegen und pflegen."

Um die Wirtschaft in Schwung zu halten, sei auch Zuwanderung ein wichtiges Thema: "Wir müssen endlich begreifen, dass wir faktisch schon lange ein Zuwanderungsland sind, dass das auch gut so ist und dass wir dem Rechnung tragen müssen", forderte Scherer. Der Gedanke müsse heute von der europäischen Integration zu Migration als Zukunftschance für unsere Wirtschaft und Gesellschaft gesponnen werden.

Scherer betonte, dass die "Liaison von Leben und Arbeit" im Ortenaukreis nur deswegen so gut gelingen könnte, "weil man hier arbeitet, wo andere Urlaub machen". Tourismus- und Übernachtungstechnisch stehe die Region nämlich auf Platz zwei in Baden-Württemberg. Wichtig um die Wirtschaftskraft zu erhalten, sei allerdings auch die Bildung.

Damit lag Scherer mit Nils Schmid, baden-württembergischer Finanzminister und stellvertretender Landesvater, auf einer Wellenlänge. "Wir müssen und werden in die Bildung unserer jungen Menschen investieren – egal welcher Herkunft sie sind. Und wir wollen allen einen guten Start ins Berufsleben ermöglichen", beteuerte Schmid. "Wir müssen unsere Quellen des Wohlstands hegen und pflegen: in Ausbildung investieren, Familien stärken und gute Wirtschaftspolitik betreiben." Vor allem das duale Ausbildungssystem müsse gestärkt werden, sei das doch die "Überlebensfrage für den Wirtschaftsstandort".

Der Minister hob hervor, dass Baden-Württemberg ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum habe, Innovations-Europameister sei und die meisten Pro-Kopf-Patentanmeldungen habe. Die starke Wirtschaft und der gesellschaftliche Zusammenhalt, der sich gerade bei der Aufnahme von Asylbewerbern gezeigt habe, machten das Land aus. "Weil wir ein starkes Land sind, können wir helfen", appellierte Schmid. "Und was wir 2014 erlebt haben, das war Baden-Württemberg vom Feinsten", lobte der stellvertretende Landesvater. Auch wenn die Kraftanstrengungen enorm gewesen seien.

Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von der Lahrerin Linda Tang, die vor Kurzem für den Deutschen Rock- und Pop-Preis nominiert gewesen ist.