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Lahrer Agenda-Gruppe widerspricht Aussagen des Schwanauer Unternehmers. Kritik an "Polemik gegen die Windenergie".

Ortenau - Der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht erhält auf seine Anzeigen-Kampagne gegen den "Windrad-Wahnsinn im Schwarzwald" nicht nur Zuspruch. Gegenwind kommt von der Lahrer Gruppe Energie der "Lokalen Agenda 21".

In einem offenen Brief bezieht die ehrenamtlich arbeitende Bürgervereinigung, die im Energiebereich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen will, Stellung zu der Anzeige. Bei aller Achtung für den Unternehmer, der "ein kleines Ingenieurbüro für Bohrtechnik sehr erfolgreich zu einem Weltkonzern mit einem Milliarden-Umsatz aufgebaut" habe, liege Herrenknecht doch nicht immer richtig, schreibt Gruppen-Sprecher Falk Auer. Die Anzeige sei "Polemik gegen die Windenergie".

Der Schwanauer Unternehmer hatte darin unter anderem die "planlose Aufstellung von 39 Windrädern zwischen Offenburg und Kenzingen" kritisiert, die "nichts mit nachhaltiger Energiepolitik und Naturschutz zu tun haben". Das sieht die Lahrer Agenda-Gruppe Energie ganz anders: "In dem genannten Bereich gibt es deutlich weniger als die behauptete Anzahl von Windkraftanlagen." Diese konzentrierten sich gruppenweise in von den Gemeinden ausgewiesenen Vorranggebieten. Von Planlosigkeit könne keine Rede sein.

"Diese Art der Energiegewinnung ist nachhaltig, weil im Gegensatz zur Kohle und dem Uran der Wind oft weht und damit erneuerbar ist", so Auer im Namen der Gruppe und ergänzt: "Die Anlagen tragen sehr wohl auch zum Naturschutz bei, weil Umwelt- und Klimaschutz auch Naturschutz sind. Das hat inzwischen auch der Schwarzwaldverein begriffen."

Eine weitere Aussage Herrenknechts – "die meiste Zeit drehen sich die Windräder nicht, wohl aber klingelt es im Geldbeutel der Investoren" – zeugt aus Sicht der Bürgervereinigung von mangelnder Sachkenntnis: "Natürlich stehen die Anlagen in Flauten auch still", hält Auer dagegen. Aber übers Jahr erzeuge eine große Windkraftanlage eine Strommenge, "die rechnerisch für 1500 Haushalte ausreicht".

Was den Geldbeutel betreffe, lägen die jährlichen Renditen der Kommanditisten, also der Gesellschafter, zwischen null und drei Prozent. "Dafür würden die Firma Herrenknecht und auch die Stromversorger nicht arbeiten. Die Verantwortung der vielen Kleinanleger für den Umwelt- und Klimaschutz und für ihre Kinder und Enkel sollten Sie nicht schlecht reden", findet die Agenda-Gruppe.

Auch hatte Herrenknecht gewarnt: "Bald sieht man vor lauter Windrädern den Wald nicht mehr; die Touristen werden wegbleiben." Die Agenda-Gruppe Energie ist dagegen der Meinung, dass die Behörden beim Ausbau der Windenergienutzung behutsam vorgingen. "Ein Aufbau von Windparks ist nicht überall möglich; das gilt auch in Vorranggebieten. Trotzdem muss es weitergehen, denn es geht nicht darum, ob wir Windräder schön oder hässlich finden, sondern darum, ob wir sie brauchen", so Auer. Schließlich habe laut grün-schwarzer Landesregierung jede Gemeinde einen substanziellen Beitrag zur Nutzung der Windenergie zu leisten. Und diese sei die "kostengünstigste Art der Stromgewinnung unter den erneuerbaren Energien".

Dass Touristen wegen der Windräder wegbleiben, sei nicht nachgewiesen. Im Vergleich zum lauten Getöse auf den "Motorrad-Rennstrecken zwischen Seelbach und Todtnau", das nicht nur die Anwohner, sondern auch die Urlauber nerve, seien "Windkraftanlagen zusammen mit zahlreichen, auch hohen Kommunikationstürmen Landmarken, die leichter zu verkraften sind", heißt es in dem offenen Brief.

Abschließend gibt die Agenda-Gruppe dem Unternehmer noch mit auf den Weg: "Sie können sich beruhigt zurücklehnen: Durch das Abwürgen der Energiewende seitens der schwarz-roten Bundesregierung wird es im Schwarzwald keine großen Windenergieaktivitäten mehr geben. Nach dem Auslaufen des Atomstroms hat nämlich die Kohle Priorität."