Rätsel gibt das plötzliche Bienensterben im Ortenaukreis vor Ostern auf – Laboranalysen laufen.Symbolfoto: Reichel Foto: Schwarzwälder-Bote

Tote Bienenleiegn gehäuft vor ihrem Stock. Ob eine Krankheit oder Chemikalien schuld sind, ist noch unklar.

Ortenaukreis - Im Ortenaukreis hat es ein akutes Bienensterben gegeben. Dessen Ursache ist noch ungeklärt. Eine Tageszeitung berichtete von 1,6 Millionen Bienen, die über Ostern in der Vorbergzone zwischen Durbach-Ebersweier und Achern verendet sein sollen. Insgesamt seien davon 50 bis 60 Bienenvölker auf einer Fläche von 300 Quadratkilometern betroffen.

Tote Bienen seien gehäuft vor ihrem Stock gelegen. Auch wenn die Ursache noch nicht geklärt ist, äußerte Josef Bau, Kreisvorsitzender der Ortenauer Imker, einen Verdacht: Obstbauern hätten bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln die Anweisungen auf dem Beipackzettel nicht ausreichend befolgt und deshalb die Flugbienen in höchste Gefahr gebracht.

Hans-Dieter Beuschlein, Pflanzenschutzberater beim Offenburger Landratsamt hat zur weiteren Ursachenforschung Bienenproben an Untersuchungslabors versendet, sowohl an das Julius-Kühn-Institut des Bundeslandwirtschaftsministeriums, als auch an das CVUA (Chemisches- und Veterinäruntersuchungsamt). Die Untersuchungen sind derzeit noch im Gang. Die Ergebnisse werden erst in einigen Wochen vorliegen. Wendelin Obrecht, Vorstandsvorsitzende des OGM Oberkirch, sprach von der Vorverurteilung eines ganzen Berufsstands, die der Imker habe öffentlich verbreiten lassen. Seiner Erfahrung nach sei die Fehlanwendung von Pflanzenschutzmitteln allenfalls auf Einzelfälle beschränkt und wirke sich daher nur kleinflächig aus. Das gleichzeitige Bienensterben in einem 300 Quadratkilometer großen Gebiet aber könne mit dem Fehlverhalten von Einzelnen nur schwer erklärt werden.

Später ruderte Bau gegenüber unserer Zeitung zurück: Die angesprochene Gebietsausdehnung sei nach dem neuesten Kenntnisstand zu groß. Deshalb müsse man nun von inselhaften Vorkommnissen ausgehen, beispielsweise in Nesselried, in Griesheim und Zunsweier bei Offenburg. An seinem Grundverdacht gegenüber dem Obstbau aber ändert das nichts, denn nach Einschätzung des Imkers gelte die angegebene Bienenverträglichkeit bei den Pflanzenschutzmitteln nur dann, wenn bei der Anwendung die Hinweise des Beipackzettels genau befolgt würden. Die Möglichkeit einer Infektion schließt der Imker indessen aus: Die zurückliegende Faulbrutseuche sei seit 2013 überstanden und die Ausweisung von Sperrgebieten deswegen aufgehoben. Auch der Befall durch Varroa sei ausgeschlossen, weil sich der Schaden durch diese Milben schleichend vollziehe und nicht durch Ansammlungen von toten Bienen vor dem Stock erkennbar sei, so wie bei dem jüngsten Massensterben, das auf die Ostertage konzentriert war.

Unabhängig davon könne die Zahl der befallenen Völker trotzdem noch weiter steigen, weil Wanderimker nur in einem größeren Zeitintervall ihre Stöcke kontrollieren. Wendelin Obrecht fügte hinzu, dass am Ostersonntag die Blüte der Obstbäume bereits vorüber war, die Bienen somit dort nicht mehr auf Trachtsuche sein konnten. Obendrein seien bienengefährliche Präparate so gut wie nicht mehr in der Anwendung.