Grund zur Hoffnung: Viele Tierheimbewohner finden gerade in der Ferienzeit ein neues Zuhause. Foto: Zucchi

Kein Anstieg bei Fundtieren in den Sommerferien. Nachfrage nach Vierbeinern steigt

Ortenau - Das Klischee-Bild vom an der Autobahn ausgesetzten Hund scheint der Vergangenheit anzugehören. Seit Jahren verzeichnen Ortenauer Tierheime in den Ferien keinen Anstieg der Fallzahlen mehr. Einige Einrichtungen vermitteln sogar deutlich mehr Tiere.

Viele kennen das klischeehafte Bild vom ausgesetzten Haustier: Ein Hund wartet artig am Rand einer Autobahnraststätte, seine Leine an einen Zaun oder ein Geländer gebunden. Um ihn herum ein Kommen und Gehen: Lastwagenfahrer und Reisende machen Pause und brausen in ihren Fahrzeugen wieder davon, doch sein Herrchen oder Frauchen kommt nicht wieder – er wartet vergebens. Erst nach Stunden oder Tagen erbarmt sich jemand und bringt den Hund ins Tierheim. Doch ist diese Vorstellung noch aktuell?

"Sehr viele Tiere sind bisher in den Ferien nicht bei uns abgegeben worden", erklärt Tatjana Wolf vom Tierheim Offenburg gegenüber unserer Zeitung. Seit einer Woche habe es zwar einen Anstieg bei den Fundtieren gegeben aber einen Zusammenhang mit den Ferien sehe sie nicht. "Vor vielen Jahren war es noch so, dass vor allem Hunde häufiger auf der Autobahn ausgesetzt wurden", so die Tierschützerin. In den vergangenen vier Jahren sei das aber nicht mehr oft vorgekommen. "Ich glaube die Leute werden tatsächlich vernünftiger", sagt Wolf optimistisch.

Ähnlich sieht die Situation beim Tierschutzverein Kehl aus: "Wir haben unglaublich viele Katzenbabys aus wilden Katzenkolonien",berichtet Tina Weniger. Aber davon abgesehen habe man in Kehl nicht besonders viele Fundtiere aufnehmen müssen. "Auch in den vergangenen zwei, drei Jahren gab es zur Ferienzeit keinen großen Schwung Fundtiere", erinnert sich Weniger. Im Gegenteil: Gegen Ende der Ferien verzeichne man nun eher einen Anstieg bei der Zahl der vermittelten Tiere. "Katzenbabys sind sehr beliebt", so die Mitarbeiterin des Tierschutzvereins. Die Zeit um Neujahr sei jedoch das eigentliche Problem: Zu Weihnachten würden viele Haustiere verschenkt werden. "Dann stellt sich zum Beispiel heraus, dass die neuen Besitzer eine Allergie gegen die Tierhaare oder das Einstreu haben", so Weniger. Dann würden viele der Tiere im Heim landen.

"Wir haben gerade jetzt in der Ferienzeit gut vermittelt", erklärt Gabriele Seifermann vom Tierschutzverein Achern auf Nachfrage unserer Zeitung. Viele Menschen würden nicht in den Urlaub fahren und dann die freie Zeit nutzen, damit sich die Tiere an sie gewöhnen. Fundtiere habe es in der Ferienzeit nicht verstärkt gegeben.

"Wir haben allgemein viele Fundhunde, die nicht von ihren Besitzern abgeholt werden", erklärt Katja Spirgatis vom Lahrer Tierheim. Das wundert die Tierschützerin, normalerweise würden neun von zehn Hunden wieder abgeholt. Viele seien mit einem Chip versehen oder tätowiert. Zudem veröffentliche das Tierheim Fotos der Tiere im Internet. Mit der Ferienzeit bringe sie die geringe Abholquote jedoch nicht in Verbindung. "Im Sommer ist es generell immer mehr – egal wann die Ferien anfangen."

Info: Wildtiere

Die Tierhilfs- und Rettungsorganisation Ichenheim verzeichnet einen Anstieg der Fundtiere – allerdings nicht bei Hund oder Katze. "Die Menschen gehen in den Ferien verstärkt raus in die Natur und finden dann alles Mögliche", erklärt Monika Erlacher, stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins. Darunter seien Greifvogelbabys oder auch Rehkitze, die besorgte Spaziergänge einsammeln – oft aber unnötig.