Franz Semling (von links, stellvertretender Leiter Polizeipräsidium Offenburg), Norbert Schneider, (Leiter des Führungs- und Lagezentrums) und Michael Gehri (Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg) fiebern dem ersten offiziellen Funkspruch an alle Einsatzkräfte entgegen. Foto: Deckert

Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Offenburg koordiniert die Einsätze aller Beamten im Gebiet.

Offenburg - Der Startschuss für das Führungs - und Lagezentrum (FLZ) des neuen Polizeipräsidiums Offenburg ist gestern gefallen. Von jetzt an, gehen dort alle Notrufe aus dem Gebiet des Präsidiums gebündelt ein. Für die Menschen in der Ortenau, in Baden-Baden und in Rastatt soll das eine Verbesserung sein. Denn die Beamten vor Ort können sich auf das Helfen konzentrieren.

Zur Zeit ist das FLZ noch im Dachgeschoss des Hauptgebäudes in der Prinz-Eugen-Straße 78 in Offenburg untergebracht. Fünf Schreibtische stehen in dem großen Raum, alle mit Blick auf einen großen Weihnachtsbaum. »Dort soll später eine Medienwand hinkommen«, erklärt Norbert Schneider, Polizeioberrat und Leiter des FLZ.

 An vier großen Bildschirmen soll es dann für alle möglich sein, die wichtigen Informationen gemeinsam zu sehen. Bewusst, so Schneider, habe man auf Trennwände zwischen den Schreibtischen verzichtet, um eine non-verbale Kommunikation zwischen den Beamten im FLZ zu ermöglichen. »Wenn ein Kollege einen schweren Fall am Telefon hat, dann kann er auf sich aufmerksam machen und die Kollegen können ihm gleich helfen, parallel Einsätze zu koordinieren«, erklärt der Leiter des FLZ.

"Auch wenn durch die fehlenden Trennwände der Lärmpegel hier im Büro immer recht hoch ist, ist es uns so lieber." Auf jedem Schreibtisch stehen momentan drei Bildschirme und unzählige blinkende Funkgeräte und Telefone – vier Bildschirme sollen es später mal werden. Im Sommer kommt dann auch ein Update des Betriebssystems und jeder Beamte bekommt eine Lampe, die blinkt, wenn er einen Fall aufnimmt.Das FLZ arbeitet mit dem Einsatzleitsystem, das landesweit in den Lagezentren eingesetzt wird. Das System, das auf Landkarten aufgebaut ist, legt bei jedem Anruf automatisch einen Einsatz-Reiter an, über den dann alle weiteren Abläufe geregelt werden.

Darin wird gespeichert, wann die Polizisten den Einsatz gemeldet bekommen haben, wann sie ihn an wen weitergeleitet haben, wann dann etwa die Streife sich auf den Weg macht, wann sie am Einsatzort angekommen ist. Das bekommt das System per Knopfdruck aus dem Einsatzwagen mitgeteilt. Das entlastet nicht nur die sogenannten Einsatzsachbearbeiter im FLZ, sondern auch die Kräfte auf den Revieren – und reduziert den Funkverkehr erheblich. Sieben Einsatzsachbearbeiter haben unter dem Dach Platz – die Mindestbesetzung rund um die Uhr sind vier Beamte. 40 Menschen sind im Personalpool.

Polizeireform erfordert Spezialisierung

Ihre Aufgabe ist es, die rund zu erwartenden 138.000 Notrufe aus dem Ortenaukreis, Rastatt und Baden-Baden anzunehmen. Etwa 81.000 Mal, so rechnen die Beamten, müssen sie dann wohl in diesem Jahr ausrücken – diese Einsätze werden von den Experten des FLZ koordiniert. Seien es entlaufende Tiere, Verkehrsunfälle, Einbrüche, Raub, Überfälle, Körperverletzung oder Amokläufe – im FLZ läuft alles zusammen. Von dort aus überprüfen die Einsatzsachbearbeiter, welche Einheit wo ist, wer schnell helfen kann.

Da durch die seit Mittwoch geltende Polizeireform eine höhere Spezialisierung der einzelnen Polizisten erreicht werden soll, müssen die Beamten im FLZ jedem Fall die passende Gruppe zuordnen. Koordiniert werden die Einsätze für neun Polizeireviere, ein Autobahnpolizeirevier, mehrere Verkehrsgruppen, acht Kriminalinspektionen, einem Kriminalkommissariat und den Kriminaldauerdienst. Da bei einem abzudeckenden Gebiet von 96 Kilometern von Norden nach Süden und 36 Kilometern von Osten nach Westen aber nicht immer jeder Spezialist überall sein kann, werden im Falle eines Falles diejenigen hingeschickt, die sofort am besten helfen können.

Sie leisten vor Ort erste Hilfe und warten dort auf den Spezialisten. Sollte es einmal zu einem Großeinsatz kommen, gibt es hinter dem Büro noch einen kleinen Besprechungsraum. "Von hier aus können wir schnell koordinieren, alle Teams und Gruppen anleiten", erklärt Franz Semling, stellvertretender Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg und Leiter es Führungs- und Einsatzstabs.

Wenn mehr Platz gebraucht wird, gibt es noch einen zweiten, größeren Saal. Der ist allerdings nicht ganz ideal, wie Schneider zugibt. Aber: Bis 2016 soll am Nordflügel der Prinz-Eugen-Straße ein Anbau fertig sein. Dort bekommt dann auch das FLZ eigene Räume. "Hier piept und hupt es dauernd", sagt Schneider. "Das ist eine recht hohe Belastung für die Menschen, die hier arbeiten." Er betont, dass im FLZ Beamte aus allen Teilen des neuen Präsidiums arbeiten. Also Polizisten aus Rastatt, Baden-Baden und dem Ortenaukreis. "In manchen Fällen ist Ortskenntnis nicht zu unterschätzen", so Schneider.

Dann ist es 11 Uhr: der Funk wird umgestellt, das neue Polizeipräsidium Offenburg ist jetzt für alle Beamten offiziell und anfunkbar. Michael Gehri, Leiter des Präsidiums, funkt als Erster mit allen Einsatzkräften. Er wünscht ihnen ein frohes neues Jahr und hofft auf eine gute Zusammenarbeit. Nach wenigen Sekunden ist der Funkspruch vorbei – jetzt ist das Polizeipräsidium Offenburg offiziell.