Endlich Efeu-frei: Der Franz-Rosenthal-Gedenkstein am Parkplatzeingang der Firma Ucon erinnert an den langjährigen jüdischen Direktor, der das Hausacher Walzwerk selbst während Inflation und wirtschaftlichem Niedergang mit Erfolg leitete. Foto: Selter Foto: Schwarzwälder-Bote

Erinnerung an den langjährigen jüdischen Direktor des Walzwerks

Hausach (s). Der Erinnerungsstein an den langjährigen jüdischen Direktor des ehemaligen Walzwerks, Franz Rosenthal, der am Eingang zum Parkplatz der heutigen Ucon steht, wurde nun durch Mitarbeiter der Stadtgärtnerei freigelegt.

Der 1933 verstorbene Franz Rosenthal war in der bald 275-jährigen Geschichte des Werks der Direktor, der das Werk in Hausach am längsten und dazu auch am erfolgreichsten leitete. Geboren in Gleidorf in Westfalen, kam Franz Rosenthal mit seinen Eltern in die Stadt unter der Burg.

Seinem Vater Heinrich oblag es, die Leitung des in Konkurs geratenen Walzwerks im Jahre 1893 für Wolf, Netter und Jakobi zu übernehmen. Die Firma hatte sich bereits die Vorkaufsrechte gesichert. Doch damals war Friedrich Mathiesen noch der Firmeninhaber. Bereits zwei Jahre später wurde Vater Rosenthal mit der Leitung des angestammten Walzwerks in Finnentropp beauftragt.

So übernahm 1895 sein Sohn, Franz Rosenthal, dessen Leben in besagtem Stein verewigt wurde, die Leitung in der Stadt unter der Burg. Die Firma Wolf Netter und Jakobi leistete jedoch bereits da schon beträchtliche finanzielle wie technische Hilfe an das schwächelnde Werk in Hausach.

Sein Vater Heinrich warb im Werk Finnentropp junge Walzwerker für den Hausacher Standort, da es im Kinzigtal damals an Fachkräften mangelte. Die Firma Wolf Netter und Jakobi machte zum Jahrhundertwechsel von ihrem Vorkaufsrecht für das Hausacher Werk Gebrauch.

Franz Rosenthal blieb weiter Direktor des Werks, das er bereits als 21-Jähriger im Jahre 1895 übernommen hatte und baute es zu einem blühenden Unternehmen auf. Kohle und Erz kamen aus dem Saarland und aus Lothringen. Walzenstraße wurden aufgebaut, in denen die Platinen zu Blech verarbeitet wurden. Das wiederum wurde im süddeutschen Raum verkauft.

Das war die Blütezeit des Walzwerks. Und es war auch die Blütezeit der Bahn, denn alles wurde mit der Bahn an-und ausgeliefert. Somit hatte schon damals das Walzwerk einen eigenen Gleisanschluss.

Die Zeit der Inflation und des wirtschaftlichen Niedergangs überstand Hausach gegenüber anderen Orten hervorragend. Das Werk lief, da es im süddeutschen Raum von den Werken in Westfalen weitgehend abgeschnitten war. Heute noch erinnert die Netter- und die Jakobistraße an diese Zeit, wurden doch in diesen beiden Straßen in den Jahre 1923/24 und 1927/28 Wohnungen für die Werksangehörigen gebaut. Auch die Eichenstraße entstand damals. Die Häuser dort dienten den Bahnbediensteten.

Franz Rosenthal, der 1933 verstarb, war der Vater dieses Aufschwungs in Hausach. Sein Sohn Alfred übernahm nach dessen Tod die Werksleitung. Der Gedenkstein, gestiftet von den Werksangehörigen, wurde nach dem Tod von Franz Rosenthal in der Netterstraße aufgestellt.

Die beiden Straßen, die an die jüdischen Besitzer des Werks Wolf Netter und die Geschwister Jakobi erinnerten, wurden in der Nazizeit umgetauft, dann nach dem Krieg entnazifiziert, sodass beide Straßen wieder ihren Namen zurück erhielten.

Durch den Ausbau der Straßen wurde der Erinnerungsstein später am heutigen Platz aufgestellt. Von Efeu befreit, ist er nun wieder gut sichtbar und erinnert an das Wirken von Franz Rosenthal.