Begeistert von der Poesie (von links): Ingeburg Wacker, Chochi-Monika Lipp, Veronika Horstrup, Gabriele Zehnle, Ulrike Hoheisel, Gertrud Göhringer und Monika Thessen haben den lyrischen Spaziergang durch Lahr auf die Beine gestellt und mit eigenen Gedichten bereichert. Foto: Ehrlich Foto: Schwarzwälder-Bote

Mitglieder des Poesiekreises stellen Gedichte in Schaufenstern aus

Von Alena Ehrlich

Lahr. "Balsam für die Seele" – so lautet der Titel des lyrischen Spaziergangs, den sechs Frauen aus dem Poesiekreis des Lahrer Frauennetzwerks zum zweiten Mal gestaltet haben. Diesmal zieren nicht Worte berühmter Dichter die Plakate, sondern eigene Texte.

35 verschiedene Gedichte können in den Schaufenstern der Lahrer Innenstadt betrachtet werden. Einen Stadtplan mit den Stationen gibt es als "Wegbegleiter" im Kulturbüro oder in den beteiligten Geschäften. Die Frauen des Poesiekreises empfehlen den Passanten, jedes Gedicht zwei Mal zu lesen, denn so könne der Inhalt der Texte besser erfasst werden.

Geschrieben wurden die Verse von Ulrike Hoheisel, Veronika Horstrup, Ingeburg Wacker, Gabriele Zehnle aus Heiligenzell, Gertrud Göhringer aus Kippenheim und Chochi-Monika Lipp, die alle zum Poesiekreis des Frauennetzwerks gehören. Monika Thessen hat zudem viel organisatorische Arbeit geleistet. Unterstützung gab es auch vonseiten der Stadt Lahr. Der lyrische Spaziergang ist Teil der Veranstaltungsreihe "Lahrer Frauenwelten". Die Lahrer Gleichstellungsbeauftragte Ingrid Roll ermöglichte den Druck der Plakate.

"Es ist ein Riesenschritt, so viel vom eigenen Seelenleben zu zeigen"

Die Entscheidung, mit den eigenen Gedichten und Gedanken an die Öffentlichkeit zu gehen, war für die sechs Frauen allerdings keine leichte. "Es ist ein ganz besonderes Gefühl, dass die Leute meine Gedichte lesen", erklärt Göhringer, die zum ersten Mal mit ihren Gedanken an die Öffentlichkeit geht. Das könne man nicht mit Vorträgen an Geburtstagen oder anderen Anlässen vergleichen. "Es ist ein Riesenschritt, so viel vom eigenen Seelenleben zu zeigen", bestätigt Lipp. Das Frauennetzwerk habe sie alle in ihrem Vorhaben unterstützt. "Alleine hätte ich das nicht gemacht", gesteht Horstrup. "Durch das Frauennetzwerk hat man so viele Leute im Rücken. So traut man sich das eher."

Die Herangehensweise an die Poesie ist bei den sechs Frauen sehr unterschiedlich. Wackers Gedanken kommen beispielsweise meist bei monotoner Küchenarbeit auf. Sie notiert ihre Einfälle dann auf Einkaufszetteln und nennt sie "Küchenzettelverse". Zehnle hingegen hat stets ein Diktiergerät bei sich, denn "ein Gedanke kann nur einmal gedacht werden. Im nächsten Moment ist er schon wieder anders." Lipp braucht zum Schreiben wiederum absolute Ruhe: "Ich schreibe ganz zurückgezogen, wenn etwas Gutes oder Schlechtes mich bewegt."

Texte sind noch bis Ende März in der Innenstadt zu sehen

Die Geschäfte der Lahrer Innenstadt seien schnell von der Idee des lyrischen Spaziergangs begeistert gewesen. Chochi-Monika Lipp und Ulrike Hoheisel konnten auch einige Exemplare ihrer Bücher "Seelenlandschaften" und "Ich gebe dir mein Wort" in den Läden auslegen. Hoheisel hat außerdem am 17. März von 10 bis 12 Uhr eine Lesung in "Natürlich Natur" und von 14 bis 16 Uhr in "Toby’s Lädele" gegeben.

Auch nächstes Jahr möchte der Poesiekreis wieder einen lyrischen Spaziergang durch die Stadt gestalten. Die Ideen gehen den begeisterten Frauen nicht so schnell aus.

Rund 90 Frauen sind derzeit im Frauennetzwerk aktiv. Der Poesiekreis hat 15 Mitglieder, die sich etwa vier Mal im Jahr zu unterschiedlichen Themen treffen. Selbst geschriebene oder bekannte Gedichte werden gemeinsam besprochen.

Mit dem lyrischen Spaziergang durch Lahr möchten die sechs Frauen schöne Gedichte an die Öffentlichkeit bringen, aber auch das Frauennetzwerk und den Poesiekreis bekannter machen. Noch den ganzen restlichen März sind die Gedichte in den Schaufenstern der Lahrer Geschäfte ausgestellt.