Bürgermeisterwahl Oberwolfach: aktuelle Bilanz zur Gemeinde / Gut 2500 Einwohner leben auf Gemarkung

Von Arwen Möller

Oberwolfach. Ein neuer Bürgermeister wird am Sonntag, 21. Juni, in Oberwolfach gewählt. Doch was ist das für eine Gemeinde, deren Geschicke bald nicht mehr in Jürgen Nowaks, sondern in den Händen eines neuen Schultes liegt? Eine aktuelle Bilanz der Ortsfakten.

Oberwolfach war schon immer und ist heute eine Gemeinde mit zwei Ortsteilen: Kirche und Walke. Der erstgenannte Teil liegt mit zwei Kilometern Distanz näher an Wolfach, als an dem vier Kilometer talaufwärts befindlichen Zwilling Walke. Im mittleren Schwarzwald am Unterlauf der Wolf gelegen erstreckt sich die Gemarkung über 51,27 Quadratkilometer in der Fläche und in 270 bis 948 Meter Höhe. Der Waldanteil liegt bei mehr als 80 Prozent. Es gibt auf der Gemarkung rund 53 Kilometer Gemeindestraßen und die Landstraße 96, die Wolfach, Oberwolfach sowie die Gemeinden weiter talaufwärts miteinander bis Freudenstadt verbinden.

"Zwei Alleinstellungsmerkmale können wir vorweisen", betont der noch amtierende Bürgermeister Jürgen Nowak im Porträt der Gemeinde auf der Internetseite. So verfügen man mit der Grube Clara über das einzig verbliebene Fluss- und Schwerspatbergwerk in Deutschland mit mehr als 400 Mineralien – "damit liegen wir weltweit an zweiter Position". Zweitens hebt Nowak das Mathematische Forschungsinstitut hervor, das Weltgeltung genieße und den Wissenschaftlern aus aller Herren Länder die weltweit umfangreichste mathematische Bibliothek.

Zählte Oberwolfach 1970 noch 2607 Einwohner, so war im Jahr 2000 mit 2786 Oberwolfachern der Bevölkerungshöchststand erreicht. Heute leben gut 2500 Einwohner in der Wolftalgemeinde – die letzte exakte Zahl weist 2579 gemeldete Oberwolfach zum Stichtag am 30. Juni 2014 aus. Der demografische Wandel zeigt sich in Oberwolfach auch in den Zahlen: 2014 standen 31 Sterbefälle 25 Geburten gegenüber, 2013 waren es 40 Sterbefälle zu elf Geburten, 2012 stand das Verhältnis 26 zu 21 und 2011 waren es mit 38 zu 17 sogar doppelt so viele Sterbefälle wie Geburten. Die verfügbaren Zahlen bis zum Jahr 2005 setzten den Trend fort – einziges absolutes Ausnahmejahr war 2006 mit 34 Geburten und nur 18 Todesfällen.

In der klassischen Auspendlergemeinde gibt es derzeit rund 600 Arbeitsplätze in Industrie, Handwerk, Handel im Dienstleistungsbereich. Große Firmen sind nicht angesiedelt, mit den Möbelwerken Hund ist vor ein paar Jahren das letzte große Unternehmen abgewandert. Heute geben die größten Firmen rund 50 bis 60 Beschäftigten Arbeit. Das Hotel- und Gastättengewerbe ist mit neun Betrieben gut aufgestellt. Während die Waldwirtschaft dank der Holzmarktlage derzeit floriert, schwindet in Oberwolfach die Haupt- und auch die Nebenerwerbslandwirtschaft seit Jahren.

"Bescheiden" ist laut Bürgermeister Nowak das öffentliche Nahverkehrsnetz mit der Buslinie von Freudenstadt nach Wolfach, dazu kommt das Rufauto. Im Gegensatz dazu wird das flexible Angebot des Kindergartens St. Josef sehr gut angenommen. Zwischen 7 und 17 Uhr besuchen 115 Kinder die Einrichtung, unter ihnen etwa 20 Auswärtige. Das Mittagsessen wird vom Pflegheim St. Luitgard bezogen. Die Betreuungseinrichtung in Gemeindeträgerschaft und mit derzeit 32 Plätzen kann erstmal weitergeführt werden. Ein "Abwicklungsfall" dagegen ist die Werkrealschule der Wolftalschule, die derzeit insgesamt 170 Kinder besuchen und deren Angebot Mittagessen wie Hausaufgabenbetreuung für die Grundschüler umfasst.

Besondere touristische Attraktionen stellen das Besucherbergwerk Grube Wenzel, eine der vormals ergiebigsten Silbermine Europas, und das Bergbau- und Mineralienmuseum mit dem Schwerpunkt Schwarzwaldmineralien dar. 25 Vereine, eine Sporthalle und ein Sportplatz organisieren ein vielfältiges Freitzeiangebot.

In puncto Energieversorgung könnte Oberwoflach in drei Jahren mehr als den Eigenbedarf produzieren. Derzeit gibt es drei Wasserkraftwerke, für Windkraftwerke laufen die Verfahren noch. Photovoltaik ist stark ausgeprägt. Die Nahwärmeversorgung erfolgt mit Holzhackschnitzelfeuerung – 1994 war das Oberwolfacher das erste Nahwärmenetz mit Holz in Baden-Württemberg. Mit diesem wird unter anderem das Klinikum Wolfach und das Feuerwehrgerätehaus Wolfach versorgt. Für Sicherheit und Gesundheit sorgen die Freiwillige Feuerwehr Oberwolfach, ein Haus-, ein Zahnarzt und eine Apotheke.