Offen gehaltenes Gelände – wie hier im Oberwolfacher Mitteltal – ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Foto: Adler

Offenhaltung wird in Oberwolfach zunehmend zu einem Problem. Patentlösungen sind bisher keine in Sicht.

Oberwolfach - Als eine große Herausforderung erweist sich in Oberwolfach die Frage, wie künftig die Offenhaltung der Flächen vor allem möglichst ohne Aufforstung organisiert werden kann. Bürgermeister Jürgen Nowak und sein Wolftäler Amtskollege Bernhard Waidele sehen die Gemeinden in der Pflicht.

Eine regelrechte Welle an Aufforstungsanträgen hat es in Oberwolfach im ersten Halbjahr 2014 gegeben. Auch die Gäste des grünen Arbeitskreises für ländlichen Raum und Verbraucherschutz der Landtagsfraktion machten auf den Zusammenhang zwischen Landschaftsbild und Tourismus aufmerksam. Das sei der große Unterschied zum Südschwarzwald, was sich auch direkt auf die höherere Attraktivität bei den Übernachtungszahlen auswirke. Der Nordschwarzwald wirke in seiner Kulisse einfach waldiger und dunkler – darauf müssten die Akteure unbedingt achten. "Da kann ihr zukünftiger Radweg nicht schön genug sein, wenn die offenen Flächen weg sind", brachte es ein Teilnehmer auf den Punkt.

Warum kommt es gerade jetzt zu einer so großen Aufforstungswelle in Oberwolfach? Bad Rippoldsau-Schapbachs Bürgermeister Bernhard Waidele (CDU) hat eine Vermutung: "Die junge Generation sieht keinen Sinn mehr darin, diese arbeitsreiche Berglandwirtschaft zu betreiben. Für mich ist dies das Ergebnis, dass sie 20 Jahre lang schlecht geredet worden ist." Sein Kollege Jürgen Nowak kann die Einzelfälle sehr gut verstehen, denn oft lohnt es sich für die Nebenerwerbslandwirte angesichts der vielfältigen Aufgaben und des geringen Ertrags nicht, diese ganzen Flächen mühsam offenzuhalten. Zwar ist die Zuschusssituation verbessert worden, wie auch Bernhard Waidele berichtete, aber viele Landwirte entscheiden sich auch perspektivisch für eine Aufforstung, weil sie mit dem Wald das Problem der jährlichen Maat der Wiese nicht mehr haben und ein Wald insgesamt weniger Arbeit macht.

"Das, was Oberwolfach jetzt erlebt, hatten wir im Wolftal vor ungefähr 15 bis 20 Jahren. Wir haben daraufhin eine Mindestflurkartierung gemacht und zum Teil eine Lösung gefunden", erläutert Waidele. Durch die Kartierung können die betroffenen Flächen naturschutzrechtlich besser bewertet werden, und für die Pflege gibt es eine höhere Förderung, erläutert Waidele. Diesen Schritt hat Oberwolfach möglicherweise noch vor sich, denn bisher sind nur die gemeindeeigenen Flächen auf diese Weise erfasst worden. Allerdings müssten dazu die Landwirte ihr Einverständnis geben, die bisher vor der Ausweisung von Habitatflächen eher zurückhaltend aufgetreten sind, weil sie Auflagen für die weitere Bewirtschaftung befürchten. Trotzdem wird sich in Oberwolfach auch strukturell etwas tun müssen, denn alle anderen Konzepte und Ideen bieten nur wenig langfristige Hoffnung. Die Idee der Flächenbörse über den Landschaftserhaltungsverband hat auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht: "Meistens haben dabei nur Flächen eine Chance, die einigermaßen gut erreichbar sind und sich in der Ebene befinden. Je steiler es wird, desto schwieriger ist es, eine Pflege zu organisieren", weiß Nowak. Auch das Pensionsvieh ist meistens nur eine Übergangslösung, zumal die Viehwirtschaft allgemein auf dem Rückzug ist. Auch unter Nachbarn ist es nicht immer möglich, eine auskömmliche Lösung für Flächen zu finden, da seien die Gemeinden gefragt, hieß es.

Ob die Gemeinden wirklich in Zukunft nicht nur als Moderator die Pflege von Flächen organisieren muss, sondern vielleicht sogar als Investor einen Gemeinschaftsstall in Verbindung mit öffentlichen Zuschüssen bauen wird, ist noch nicht sicher. Nowak hat sich zum Beispiel schon ein Projekt im Schwarzwald angeschaut, das etwa eine halbe Million Euro gekostet hat. Von sich aus werd sich das Problem aber nicht regeln, unterstrichen auch die Gäste der grünen Landtagsfraktion bei ihrem Besuch.