Ein Kleinod, maßgenau nach realem Vorbild: Die Obwerwolacher Kirchenkrippe ist noch heute ein Schmuckstück. Foto: Haas

Geschichte vom Wolftäler Christkind: Vor 34 Jahren machten sich Bürger und Pfarrer stark für Oberwolfacher Krippe.

Draußen auf den Straßen und Gassen des Dorfes wird es ruhig, doch in der Pfarrkirche St. Bartholomäus herrscht noch emsige Geschäftigkeit. Schon vor Tagen wurde die Krippe inmitten einer von Tannen umsäumten Mooswiese aufgebaut. "In den letzten Stunden vor der Christnacht soll sie nun mit Leben erfüllt werden", so erinnert sich ein Zeitzeuge die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest in Oberwolfach vor 34 Jahren.

Die Ministranten seien die Hauptakteure beim Aufstellen der Figuren gewesen. Und: "Mit Alpenveilchen und Weihnachtssternen sorgen einige helfende Frauen für bunte Farbtupfer in der grünen Krippenlandschaft. Unterstützt von seinen jungen Messdienern schmückt Pfarrer Franz Rees die großen Christbäume zu beiden Seiten des Hochaltars. Im Mittelpunkt des Geschehens steht jedoch das Krippenhaus. Bis ins Detail gleicht es einem Wolftäler Speicher."

Und auch heute noch erfreut diese Krippe Einheimische wie auswärtige Besucher in der Pfarrkirche. Gebastelt wurde die Krippe auf Anregung von Pfarrer Josef Kuner unmittelbar bei Kriegsende zu Weihnachten 1945. Die Akteure waren damals der gebürtige Grünacher Erhard Kaiser, Ernst Armbruster, damals noch bei’s Schulerjörge wohnhaft, und Erich Keßler aus dem Mitteltal. Alle drei waren bereits als Drechsler oder Schreiner in der Lehre oder sie hatten diese bereits abgeschlossen. Als ehemalige Ministranten wurden sie von Pfarrer Kuner ermutigt, eine ins Wolftal passende Krippe zu basteln. Derweil hat der Pfarrherr das Fertigen der Figuren bei dem in Offenburg ansässigen österreichisch-tiroler Kunstschnitzer Noflaner in Auftrag gegeben. Schwester Konstantia aus Heiligenbronn, die verstorbene leibliche Schwester von Pfarrer Kuner, erinnerte sich an das Gespräch mit Noflaner. Der habe sich sehr darüber gefreut, endlich wieder mal etwas richtig Urwüchsiges schnitzen zu dürfen.

Konstruktion nach Maß und in Waschküche des Ratsschreibers gebaut

Danach haben sich die drei Krippenbastler noch viele Jahre um den Aufbau der Krippe in der Vorweihnachtszeit gekümmert und von Fall zu Fall notwendig gewordene Reparaturen vorgenommen. Immer wieder haben sie kunstvoll weitere Details wie den kleinen Spaltklotz samt Axt, eine Sense, einen Handkarren oder den Holzschlitten hinzu gefügt.

Auch heute noch kann sich Ehrhard Kaiser an den Krippenbau vor 34 Jahren in der Waschküche im Kellergeschoß des Wohnhauses von der Familie des damaligen Ratschreibers Karl Keßler im Mitteltal erinnern. Objekte zum Vergewissern, ob auch alles seine Richtigkeit hat, hatte man mit den auch heute noch stehenden alten Speichern vom Lehmeshof oder vom Echleshof unmittelbar in der Nachbarschaft.

Mehrmals hat man dort Maß genommen und hernach alles maßstabsgetreu umgerechnet und ausgeführt. Allerdings hat man vor lauter Übereifer das Krippenhaus zu groß dimensioniert. Man brachte es nicht durch die viel zu schmale Kellertüre, geschweige denn durch die Fenster.

Also musste es nochmals zu Teilen auseinander genommen werden. Für das Flechten des Strohdaches besorgte man sich Schmelen, eine besondere Art von Gras, das zu jener Zeit in reichem Maß auf dem Zwieselberg wuchs. Mit dem Fahrrad – damals ohne Gangschaltung – fuhr man deshalb die gut 25 Kilometer hinauf, um sich ausreichend damit einzudecken.

Beim Krippenbau wurden die drei Bastler auch dadurch motiviert, dass sie für ein kleineres Vorgängermodell bereits viel Lob und große Anerkennung erhalten hatten. Dieses war für eine Krippenausstellung mit einem französischen Militärlaster nach Offenburg transportiert worden. Vor allem, weil diese Krippe, aus Tannenholz hergestellt, so schwer war, hat man sich für den "Neubau" der "Speicher-Krippe" entschieden.

Übrigens: Die drei "Erbauer" sollten abschließend noch einen Beleg für die Kosten vorlegen, der folgendermaßen lautete: Holz 22,50 DM, Maschinenstunden 7,50 DM, Beleuchtung 12,50 DM, Beize und Zutaten 1,20 DM mit der Gesamtsumme von 43,70 DM.

Ernst Armbruster hat sich noch als Rentner mit dem Bau von Krippen befasst, weil er immer wieder um Krippen nach Art dieses Werkes gebeten worden war. Künstlerisch wertvolle Krippen hat auch mehrfach noch Erich Keßler hergestellt Im Basteln von kleinen, so genannten Kastenkrippen war er ein wahrer Meister. Erhard Kaiser hat noch immer ein wachsames Auge auf die Krippe, die in ihm natürlich viele Erinnerungen auch an seine beiden verstorbenen Jugendfreunde weckt. Hans-Gottfried Haas