Noch ist die Bepflanzung auf den vier Kiesbecken kaum zu sehen, aber bald wird sich die biologische Kläranlage mit viel Grün in die Landschaft einfügen. Im Hintergrund ist das Haus der Familie Kind zu sehen, bei der sich die hauseigene Anlage befindet. Fotos: Lipp Foto: Schwarzwälder-Bote

Thomas Kind betreibt eine biologische Kläranlage. Vorbild für gemeinschaftliche Abwasserreinigung.

Oberwolfach - Als eines der letzten Seitentäler der Gemeinde Oberwolfach sollten die Schwarzenbrüchler an die zentrale Abwasseranlage in Hausach angeschlossen werden. Eine teure Angelegenheit – hätte nicht Thomas Kind vor 15 Jahren schon den Mut gehabt, alternative Wege zu gehen.

Thomas Kind ist mit seiner Familie vor 20 Jahren auf den idyllischen Schwarzenbruch gezogen. Eine Anschließung an die zentrale Abwasseranlage in Hausach war damals nicht möglich, doch die Kinds wollten keine konventionelle Abwasserreinigungsanlage bauen. Kind, der von sich sagt, in seinem früheren Wohnort Freiburg ein ökologisches Bewusstsein ausgeprägt zu haben, hatte mit Frau Claudia lange nach einer naturnahen Alternative gesucht. "Es hat lange gedauert, bis wir bei einer bayrischen Firma fündig wurden", erzählt der Psychotherapeut, der eine Praxis in Haslach betreibt. Seit fünfzehn Jahren befindet sich neben dem mehrstöckigen Haus der Familie Kind eine sogenannte "Pflanzenkläranlage" – doch der Begriff ist irreführend, handelt es sich um ein Kiesbecken, das mit bis zu vier Meter hohem Schilf bewachsen ist und indem das gesamte Abwasser der Familie entsorgt wird.

Nicht die Pflanzen reinigen das Abwasser, sondern das Zusammenspiel von Boden und den zahlreich darin lebenden Mikroorganismen, Pflanzen und Abwasser. Das alles sorgt für "die vollständige Reinigung des Abwassers", so Kind. Anschließend fließe das Wasser in den Dohlenbach. Und Schilf, Sumpfegge, Mädesüß und Wasserschwertlilie machen die Sache dann auch noch sehr ansehnlich.

Vor drei Jahren kam die Verwaltung an die auf dem Schwarzenbruch ansässigen Oberwolfacher heran. Ihr Anliegen war es, dass die Haushalte an das zentrale Abwasseranlage in Hausach angeschlossen werden. "Das wäre finanziell höchst unsinnig", kommentiert Kind und gibt zu bedenken: "Das Sammeln des Abwassers und der Anschluss an die Hausacher Werke hätte die Gemeinde und auch die Anwohner, die Anschlussgebühr hätten zahlen müssen, unglaublich viel Geld gekostet." Diese lägen laut Kind bei rund einer halbe Millionen Euro. Die Alternative wäre der Bau einer ortsansässigen Kläranlage gewesen.

"Wir wollten in unserer unmittelbaren Nachbarschaft keinen Betonklotz", erklärt der Vater von zwei erwachsenen Söhnen. Wieso also nicht eine Pflanzenkläranlage nach dem Vorbild seiner eigenen Anlage für alle Bewohner des Schwarzbruchs installieren? Das fragten sich die Kinds und gewannen für ihre Idee Sympathisanten.

Ein "Abwasser"-Verein wurde gegründet, dem Kind vorsteht. Sein Stellvertreter ist Helmut Müller. Die Pläne, eine gemeinsame Pflanzenkläranlage zu betreiben, sei von Anfang an bei Nachbarn und dem Oberwolfacher Gemeinderat auf großes Interesse. Nicht zuletzt, weil die Anlage der Familie Kind hervorragend funktioniert.

"Als wir die Anlage vor 15 Jahren bauten, mussten wir uns ständig rechtfertigen", erinnert sich Kind. "Das stinkt" oder "da werden sich die Schnaken scharen" seien die am häufigsten geäußerten Bedenken gewesen. Aber, so Klein, es habe sich gelohnt, sich von den "zahlreichen Ressentiments", die es gegeben habe, nicht abschrecken zu lassen und an der Idee der naturnahen und ökologischen Abwasserreinigung festzuhalten.

"Nach dem wir die Anlage seit 15 Jahren betreiben, kann ich sagen: Es gibt keinen Haken. Die Kläranlage vor unserem Haus stinkt nicht und Schnaken gibt es auch nicht", bilanziert Kind.

Insofern sei es nicht schwierig gewesen, die Schwarzenbrüchler von einer dezentralen Abwasserlösung zu überzeugen. Die meisten seien sehr kooperativ und aufgeschlossen gewesen. "Alle Mitglieder des Vereins stehen hinter dem Projekt und unterstützen sich gegenseitig", so Kind. Auch die Gemeinderäte hätten sich von Anfang an sehr kooperativ gezeigt, ist er voll des Lobes.

Kind wird mit diesem ambitionierten Projekt auf Unterstützung angewiesen sein - die Grundstücke der Anwesen liegen weit auseinander. Das Verlegen der Abwasserrohre soll genutzt werden, um auch Stromkabel und Leitung für die Breitbandversorgung zu verlegen. Besonders freue ihn, dass sich das E-Werk im Frühjahr dazu bereit erklärt habe, mehrere Hochspannungsmaste sowie die Leitungen in die Erde zu legen. Bürgermeister Nowak habe jüngst veranlasst, dass die DSL-Verlegung öffentlich ausgeschrieben wurde.

Der Spatenstich erfolgte Anfang Mai. Unter der Regie von Bauleiter Manfred Schmider sind die vier Becken auf einer Fläche von 100 auf 20 Metern inzwischen betriebsbereit und wurden mit 1000 Pflanzen bestückt. Das Abwasser von insgesamt 13 Anwesen mit 29 Haushalten soll an die Anlage angebunden werden. "Das Wasser bleibt im Tal, nennt Kind ein weiteres Argument für die biologischen Kläranlage. Dies, sowie die vielen positiven Folgen wie die Breitbandversorgung und das Verschwinden der riesigen Strommasten und Stromkabel sind laut Kind "ein absoluter Gewinn für das Tal".