25 Teilnehmer haben sich zur Abnahme der letzten acht Wege getroffen. Foto: Möller

Abnahme der BZ-Projekte in Oberwolfach. "Wir machen nichts anderes als Offenhaltung."

Oberwolfach - Das Oberwolfacher BZ-Verfahren ist nach fast 30 Jahren auf die Zielgerade eingebogen. Am Donnerstag sind acht Mindestflur- und Waldwege der letzten Ausbautranche vom Vorstand der Teilnehmergemeinschaft abgenommen worden.

Nicht morgens halb Zehn in Deutschland, sondern um neun Uhr im Schwarzwälder Wolftal haben sich an die 25 Teilnehmer zur Abnahme der letzten acht Wege getroffen, die mit dem beschleunigten Zusammenlegungs-Verfahren (BZ-Verfahren) in Oberwolfach gebaut wurden. Allein diese Tranche umfasste 50 Kilometer Waldwege und weitere 15 Kilometer Hofzufahrten.

"Es ist viel passiert, viele haben profitiert", brachte es bei der Begrüßung vor dem Rathaus an der Walke Alt-Bürgermeister Jürgen Nowak als Vorsitzender der BZ-Teilnehmergemeinschaft Oberwolfach auf den Punkt. Denn rund acht Millionen Euro Gesamtkosten kamen in den fast 30 Jahren auf einer Fläche von 5064 Hektar zusammen, in denen mit dem BZ-Verfahren in Oberwolfach die Flurneuordnung umgesetzt und vor allem Wege durch teils steiles Gelände im Wald gebaut wurden. Für die Grundstückseigentümer bedeutete dies, dass sie sich gemeinsam beteiligen konnten und von Land und EU die Wegebau-Projekte zu 85 Prozent gefördert bekamen.

Lob vom Amt für Ablauf

Auch Ansgar Jäger, der neue Leiter des Amts für Vermessung und Flurneuordnung, zeigte sich mit seinen einführenden Worten erfreut über das "riesige ökologische Verfahren zur Erhaltung von Kulturlandschaft", das ebenfalls für eine bessere Zufahrt zu den Höfen verholfen hatte. "Wir machen hier nichts anderes als Offenhaltung", betonte Jäger. Auch sei er erleichtert, dass die Arbeiten gut vonstatten gegangen seien. Den Offenhaltungs-Aspekt betonte auch Oberwolfachs amtierender Bürgermeister Matthias Bauernfeind später noch einmal.

Für den Vorstand der Teilnehmergemeinschaft und die Verantwortlichen vom Amt für Flurneuordnung, der Wegebauunternehmen, des Forstamts sowie die Grundstückseigentümer begann die Abnahme-Tour mit dem Steigfelsenweg, daran schlossen sich die Mindestflurwege im Erzenbach, Rankach und an der Walke sowie die Waldwege im Tiefenbach, der Mitteltalhangweg und die Mindestflurwege Lehmeshof und am "Müller Rain" an.

Eigentümer berichten

An den ersten zwei Stationen am Steigfelsenweg berichteten der Bauleiter des BZ-Verfahrens in Oberwolfach, Felix Bürk, und Revierleiter Markus Schätzle von den Wegarbeiten im steilen Gelände. Einmal sei ein Bagger umgekippt. Glücklicherweise sei es dabei "nur" zu Sachschaden gekommen und niemand verletzt worden. Zwei Grundstücksbesitzer berichteten, wie "alpin" es einst gewesen sei, die geschlagenen Stämme aus dem Waldstück zu schaffen. Nowak verwies auf die Bedeutung des Verfahrens vor dem Hintergrund, dass die Privatwaldbesitzer einen großen Teil ihres Einkommens durch Waldwirtschaft verdienen.

Das BZ-Verfahren

Zum BZ-Verfahren kam es laut Nowak im Zuge der Flurbereinigung, mittels der Flächen neu geordnet und zusammengelegt wurden. Es sollten möglichst wenige Wege für den Zugang zu den Flächen benötigt werden. Gerhard Weiser (CDU), der ab 1976 baden-württembergischer Landwirtschaftsminister war, erkannte laut Nowak, dass über die Flurneuordnung hinaus und besonders für den Schwarzwald zudem ein reines Wegebauprogramm gebraucht würde. So kam es zum BZ-Verfahren, dass auch Schwarzwald-Verfahren genannt wird.

Höchstsatz von 85 Prozent

Noch unter Nowaks Vorgänger, Bürgermeister Willi Rauber, stellte die Gemeinde mit dem Bauernverband beim Ministerium den auf Teilnahme. Nowak war gerade als Bürgermeister im Amt, als es 1985 mit dem BZ-Verfahren in Oberwolfach losging: Nach einem Eisgang waren zwei Brücken zerstört und mussten neu gebaut werden. Daher bestand auch die Notwendigkeit, dass das Ministerium das BZ-Verfahren für Oberwolfach anordnete und bald konnte auch der Wegebau in Angriff genommen werden.

Nowak erinnert sich an die lange Laufzeit des Programms, über dessen gesamte Dauer der Förderhöchstsatz von 85 Prozent durchgezogen werden konnte. Auch wurde seitens der Gemeinde noch zu D-Mark-Zeiten eine Obergrenze von 20 000 Mark Eigentümeranteil beschlossen, damit die finanzielle Belastung nicht zu hoch für einen Teilnehmer ausfallen konnte.

Abschlussfeier 2016

Das Bauprogramm ist mit der gestrigen Abnahme abgeschlossen. Und wenn im Frühjahr 2016 die letzten Einträge im Grundbuch übernommen sind, kann das BZ-Verfahren in Oberwolfach nach 30 Jahren sein Jubiläum mit dem offiziellen Abschluss feiern.