22 Teilnehmer begaben sich mit Stadtführerin Petra Albert auf Krimiführung durch Ettenheims Altstadt. Foto: Decoux

Ob Brandschatzung, Entführung, Kindsmord, Sabotage oder bloß frecher Betrug: Die Barockstadt hat eine durchaus illustre kriminelle Vergangenheit aufzuweisen. Bei einer historischen Stadtführung deckte Petra Albert diese erbarmungslos auf.

Morde und Missetaten wurden auch in Ettenheim verübt. Welche, das waren die 22 Teilnehmer der Krimiführung begierig zu erfahren. Schon Wochen zuvor war die Veranstaltung ausgebucht gewesen.

Mord und Totschlag in Ettenheim gab es etwa im Dreißigjährigen Krieg, als ein marodierendes Schwedenheer 1637 nicht nur die mittelalterliche Stadt komplett niederbrannte, sondern dabei auch viele zivile Opfer hinterließ. Berühmt-berüchtigt ist die Halsbandaffäre des einstigen Kardinals Louis Rene Eduard von Rohan am französischen Hof, der bei einem Bestechungsversuch seiner Königin mit einem kostbaren Collier auf eine Betrügerin herein gefallen war – und dann nach Ettenheim ins Exil verbannt wurde.

Der hochadlige Duc D‘Enghien als heimlicher Liebhaber von Rohans Nichte Charlotte wurde in Ettenheim von Napoleons Agenten nächtens entführt und alsbald in Frankreich ohne Prozess erschossen. Als verdächtiger potenzieller Attentäter des neuen Kaisers.

Schon längst zuvor hatte der Überlieferung nach ein Doktor Johannes Cremper im mittlerweile gleichnamigen Haus in Ettenheim gewohnt. Der war ein übler Gehilfe des Dominikanerpaters Heinrich Kramer, seinerseits Verfasser des berüchtigten „Hexenhammers“ von 1486.

Hexenverbrennung gab es auch in Ettenheim

Dieses höchst unheilvolle Pamphlet hatte für zahllose mittelalterliche Scheiterhaufen-Ermordungen unzähliger Frauen gesorgt, 25 davon mussten auch in Ettenheim ihr Leben lassen. Zuletzt wurde um 1667 Maria Stöhr nach entsprechend erfolgreicher Folter hingerichtet. Dies geschah unter Zorn von Bulach als unerbittlichem Ettenheimer Amtmann.

Ettenheimer legten Orschweierer Bahnhof lahm

Als Bürger mit roten Fahnen für die Ideen von „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“ auf die Straßen gingen gelegentlich gar wehrhafte Barrikaden errichteten und zu Waffen griffen, hatten auch Ettenheimer „Rädelsführer“ einen staatsfeindlichen Akt der Staats-Sabotage inszeniert: am 23. September 1848 rissen sie die recht neu gelegten Bahngleise samt Brücke auf, um damit einen von Karlsruhe kommenden badisch-großherzoglichen Militärzug zur Bekämpfung der Aufständler wenigstens kurzzeitig zu stoppen. Daran erinnert am Orschweierer Bahnhof mittlerweile eine Gedenktafel, auf der auch mutige einstige Ettenheimer Saboteure ihren Platz gefunden haben. Die direkte juristische Folge damals: Über den Bezirk Ettenheim wurde vom badischen Großherzog sogleich der Kriegszustand verhängt und die allgemeine Entwaffnung der dortigen Bevölkerung verfügt.

Die katholische Kirche hatte ihre ganz speziellen Kriminalfälle zu bewältigen. Noch bis zur enteignenden Säkularisierung 1803 hatte die Ettenheimmünsterer Benediktinerabtei ihre eigene Kriminalgerichtsbarkeit ausgeübt. Da findet sich aktenkundig etwa die skandalöse Verhaftung vom Ettenheimer Schultheiß Meyer. Dieser wollte 1792 von Schweighausen aus, den dort arretierten „Mordbrenner“ Matthias Neumeyer, über das grenzsteinmarkierte klösterliche Gebiet hinaus einfach nach Haslach ausliefern.

Kirchturm-Schütze ist noch immer unbekannt

Ein weiterer klösterlicher Fall erregte Kritik: 1737 war die des Kindsmord verdächtige Ursula Tränkle in das Ettenheimmünsterer Klostergefängnis verbracht worden. Der damalige Abt weigerte sich beharrlich, die Angeklagte an die übergeordneten bischöflichen Beamten in Ettenheim auszuliefern. Stattdessen wurde Tränkle nach erpresstem Foltergeständnis zügig vom Kloster- Scharfrichter hingerichtet. Immerhin sorgte dieser frühe Justiz-Skandal dafür, dass nach Klage des darob recht düpierten Bischofs vor dem Reichshofrat das Ettenheimmünsterer Klosters endgültig den Straßburger Fürstbischof als seinen weltlichen Landesherren anerkennen musste.

Ansonsten hatte Albert einen nach Jahren noch immer unaufgeklärten Fall von besonders übler Sachbeschädigung recherchiert: Da wurde nämlich frevelhaft ausgerechnet auf die Turmuhr der St. Bartholomäus-Kirche geschossen, und zwar, wie das Einschussloch verreit, aus Richtung Norden. Doch bis auf illustre Verdachtsmomente, speziell in Richtung Altdorf hin, ist die Polizei weiterhin völlig ratlos. Die Kirchenuhr läuft derweil ohne weitere Beschüsse munter weiter.

„Mord im Prinzengarten“

Petra Albert ist seit fünf Jahren im Stadtführer-Kreis aktiv und in historischen Themenbereichen firm. Als begeisterte Krimi-Leserin hat sie sich nun speziell in die Welt des Ettenheimer Verbrechens vertieft. So präsentierte Albert den 22 faszinierten Rundgang-Teilnehmern zum Abschluss auch noch „eine aktuelle Leiche“ im idyllischen Prinzengarten: nämlich vom Freiburger Schriftsteller Horst Kröber, der just dort als Tatort einen fiktiven „Mord im Prinzengarten“ statt finden ließ.