Machen auf die Situaion von Flüchtlingen Aufmerksam (von links): Constanze Blank, Detlef Kappes, Ismail Altan, Gabriele Dettling-Klein und Kordula Kovac. Foto: Reutter

Caritas macht auf Probleme von Flüchtlingen aufmerksam. Jeside organisiert Dolmetscher. Ehrenamtlich gesucht.

Mittleres Kinzigtal - "Es werden noch mehr Flüchtlinge kommen", ist sich die CDUBundestagsabgeordnete Kordula Kovac sicher. Wie man ihnen helfen kann, ist das Thema ihres gestrigen Besuchs bei der Caritas in Haslach gewesen.

Neben Caritas-Mitarbeitern war beim Gespräch auch Ismail Altan dabei. Der 29-Jährige ist im Vorstand des Jesidischen Kulturzentrums in Offenburg. In dieser Eigenschaft machte er auf das schwere Schicksal seiner Glaubensgenossen aufmerksam, die im Irak Hals über Kopf vor der ISIS hatten flüchten müssen. Die Flüchtlinge hätten alles verloren und seien "Massensuizid" gefährdet. Denn sie würden keine Perspektive mehr sehen und die Unterbringung sowie die Verpflegung in den aus allen Nähten platzenden Flüchtlingscamps sei ungenügend.

Kordula Kovac (CDU) konnte dies bestätigen. Am Montag sei sie in Berlin in ihrer bislang aufwühlendsten Fraktionssitzung gewesen. Was ihre Parteifreunde von ihren vor Ort gewonnen Eindrücken berichtet hätten, sei "unter die Haut gegangen". Zudem erinnerte sie auch an die Syrer und andere Flüchtlinge, die teilweise auch nach Deutschland kommen

Ihrer Meinung nach ist für die verfolgten Menschen mehrgeleisig Hilfe nötig. Zum einen rief sie zu Spenden wie beispielsweise für Caritas-International auf. Hilfe sei aber nicht nur vor Ort in den Krisengebieten, sondern auch für die Asylanten in der Ortenau nötig. So werde Wohnraum händeringend gesucht. Dabei lobte sie Oberwolfachs Bürgermeister Jürgen Nowak. Denn Oberwolfach möchte zwei freistehende Wohnungen im Ortskern für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Um sich besser integrieren zu können, sollten diese laut Kovac nämlich nicht abseits in irgendwelchen Containern untergebracht werden.

Gut findet die Wolfacherin auch den Zusammenschluss von helfenden Bürgern in ihrer Heimatgemeinde oder auch im Arbeitskreis Flüchtlinge in Haslach, der von der Hansjakobstadt unterstützt wird.

Diesen Arbeitskreis stellte Constanze Blank vor. Sie betreut die Flüchtlingsfamilien und die zwölf bis 14 Ehrenamtlichen. Auch dank der zentralen Lage seien die Familien bereits in Haslach gut integriert. Beispielsweise spiele ein Mädchen auch seit Kurzem hier im Verein Fußball.

Netzwerke von Ehrenamtlichen sollen entstehen

Solche Netzwerke von Helfern sollte nach Meinung von Kovac und der Caritas-Mitarbeiter auch andernorts entstehen.

Aber auch auf Probleme wurde aufmerksam gemacht. Gabrielle Dettling-Klein, die bei der Caritas Eltern von Kleinkindern bis zu Jugendlichen berät, hat beispielweise Sprachbarrieren als große Schwierigkeit ausgemacht. "Es braucht mehr Dolmetscher, sonst können wir nicht beratend tätig werden", sagt sie. Unter den Dolmetschern sollten dabei auch Frauen sein, an die sich weibliche Flüchtlinge wenden können.

Bedingt helfen kann hier Altan, der zehn Leute kennt, die übersetzen könnten. Dieses Angebot habe er auch im Landratsamt gemacht, aber niemand habe sich bei ihm gemeldet. Allerdings sind die meisten seiner "Dolmetscher" Männer, da diese die besseren deutschen Sprachkenntnise mitbringen. Wer ihnen eine Aufwandsentschädigung zahlt, steht aber noch in den Sternen. Zudem gibt es zu wenig Deutsch-Sprackurse für die Flüchtlinge. So weiß Dettling-Klein von einer Familie zu berichten, die innerhalb von zwei Jahren keinen Kurs belegen konnte. Über diese Themen will Kovac in ihrer Eigenschaft als Kreisrätin auch mit Landrat Frank scherer sprechen.

Um eine "drohende Ghettosierung" (Caritas-Geschäftsführer Detlef Kappes) der Flüchtlinge zu verhindern und die Flüchtlinge von der "krankmachenden Unischerheit" (Blank) zu befreien, müsste Kovac aber noch dickere Bretter bohren. Denn die Caritas-Mitarbeiter sind für eine Reform des Bleiberechts und der Arbeitserlaubenisse.

Weitere Informationen: Spenden kann man unter anderem an Caritas International: Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe unter IBAN: DE8866020500020202020; BIC: BFSWDE33KRL