Der Vorsitzende des Bienenzuchtverein Kinzigtal, Klaus Dieterle, zeigt Andrea Firner, worauf bei der Begutachtung der Bienenvölker im Frühjahr zu achten ist. Foto: Jehle

Weltweite Wirtschaftsleistung des Insekts auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Pollenspender sind wichtig.

Mittleres Kinzigtal - Dichterfürsten wie Goethe haben sie besungen, antike Geistesgrößen wie Vergil in den höchsten Tönen gelobt. Die Rede ist von der Honigbiene, aufgrund ihrer enormen Bestäubungsleistung auch nüchtern betrachtet unentbehrlich für das Ökosystem. Doch sie hat mit vielen Problemen zu kämpfen und ist dabei oft die Verliererin.

Über ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängt laut Welternährungsorganisation FAO von bestäubenden Insekten wie eben der Biene ab, schreibt die Umweltstiftung Greenpeace in einem Report. Weiterhin heißt es, dass laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle die Wirtschaftsleistung der Biene weltweit auf 153 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt wird. Der gute Leumund indes hilft dem Insekt nichts, um die Biene ist es nicht gut bestellt.

Rund um den Globus ist seit Jahren ein massives Bienensterben zu verzeichnen. Milben, Pestizide, Futtermangel aufgrund der Monokulturen machen den fleißigen Tierchen zu schaffen. Gemessen an den rund 45 Millionen Jahren, in denen es Bienen gibt, sind dies alarmierende Verluste in kürzester Zeit.

Auch der Bienenzuchtverein Kinzigtal machte jüngst eine Bestandsaufnahme ihrer Bienenvölker am Biesle in Halbmeil. "Nur fünf von neun Völkern, mit denen wir in den Winter gegangen sind, blieben übrig", bilanziert Vorsitzender Klaus Dieterle. Eins davon seien Drohnen, männliche Bienen, deren Aufgabe zum größten Teil in der Weitergabe der Gene besteht. "So etwas passiert, wenn die Königin krank oder zu alt ist und das Volk zu spät im Jahr eine neue Königin heranzieht", erläutert Dieterle.

Unbefruchtete Eier ergeben Drohnen

Dann werde diese auf ihrem Hochzeitsflug nicht mehr begattet und die Eier bleiben unbefruchtet, das Ergebnis sind Drohnen. Die Konsequenz dieses Missgeschicks der Natur ist, dass die Königin mit ihrer Drohnenbrütigkeit dem Tode geweiht ist und die Drohnen früher oder später auch.

Nach der Paarung der Bienenköniginnen in luftiger Höhe auf den Drohnensammelplätzen mit mehreren Drohnen sterben die männlichen Bienen. Spätestens nach der Paarungssaison wird auch der Rest von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und verhungert.

"Bei uns im Kinzigtal ist die Situation der Biene nicht ganz so dramatisch, denn wir haben noch Wiesen- und Waldränder mit Blüten", sagt Dieterle. Dennoch benötige das Insekt gerade zeitig im Frühling jede Menge Pollen, um Eiweiß zur Brutpflege zu gewinnen. Das Spektrum der Pollenspender reiche von Frühblüher wie Krokus, Hasel und Weide bis zur Goldrute im Herbst.

"Mit bienenfreundlicher Bepflanzung kann schon einiges getan werden und auch mal den Rasenmäher nicht zu früh rausholen, wenn Löwenzahn und Co. noch in voller Blüte stehen", meint Dieterle.

Abgesehen vom Futtermangel bereitet auch die Varroa-Milbe, die 1977 aus Asien nach Deutschland eingeschleppt wurde, große Probleme. "Wir behandeln das ganze Jahr mit Naturprodukten wie Ameisensäure", schildert der Vorsitzende die Bemühungen der Imker, doch die Verluste seien hoch.

Seit 20 Jahren geben die Imker am Bienenlehrstand am Biesle ihr Wissen weiter. Jeden zweiten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr tauschen sich die Imker aus. Interessierte sind willkommen.