In Ettenheim wurden am Wochenende für Mariä Himmelfahrt Kräuter geweiht. Sie zu finden, wird immer schwieriger. Foto: Birkle

Die Kräuterweihe ist seit dem 9. Jahrhundert ein Teil der Tradition von Mariä Himmelfahrt am 15. August. Die dazugehörigen Pflanzen zu finden, wird jedoch immer schwieriger, berichtet der Ettenheimer Historiker Dieter Weis.

Schon in frühen Jahrhunderten wurde mit dem Segen der Gottesmutter Maria und der Heilkraft der Kräuter um doppelten Schutz für die Menschen gebeten. Der Bezug von Kräutern und Maria geht bis zu den Aposteln zurück, die der Legende nach im Grabe von Maria nicht deren Leichnam sondern Rosenblüten und Lilien vorgefunden haben. Die Tradition der Kräuterbüschel hat sich in den verschiedenen Teilen des Landes unterschiedlich entwickelt, so ist die Zusammensetzung der „Kräuterbüschel“ auch abhängig von der lokalen Flora. In der Regel gehören sieben Kräuter in den Büschel.

In Ettenheim wird seit vielen Jahrzehnten, schon vor mehr als 50 Jahren von Lehrer Strehle dokumentiert, der „Ettenheimer Kritterbüschel“ zusammengestellt und an Mariä Himmelfahrt, auch mit anderen Kräuterbüscheln, in die Kirche zur Segnung und Weihe gebracht.

Der „Ettenheimer Kritterbuschel“ wird seit Jahren durch den Ettenheimer Historiker Dieter Weis selbst in der Natur gesucht und zusammengetragen. „Es ist immer schwieriger, gerade auch dieses Jahr“, so Dieter Weis, „diese Pflanzen überhaupt noch zu finden“.

Natursterben sorgt auch für das Verschwinden der traditionellen Kräuter

Er kennt viele Stellen, wo diese Pflanzen noch wachsen, aber immer öfter, wenn er kommt, sind sie bereits der „Naturpflege“ durch Mähen zum Opfer gefallen. Oftmals sind auch bisherige Stellen aufgrund von anderer Nutzung nicht mehr da und gibt es immer weniger Fundstellen, auch ein bedenkliches Zeichen des „Natursterbens“ in der „gepflegten“ Landschaft, bedauert Dieter Weis, der sich freut, dieses Jahr nochmals alle Pflanzen, bis auf die „Deutsche Goldähre“ auf Ettenheimer Gemarkung gefunden zu haben. wenn er auch an mehreren Tagen dazu unterwegs sein musste.

Getreu der Überlieferung ist der „Ettenheimer Kritterbüschel“ zusammengestellt mit folgenden Kräutern: Benediktendisteln, Eisenkraut, Igelskolben, Johanniskraut, kanadischen Goldruten, Königskerze (Wollblume), Osterluzei, Wiesenknopf, Wilder Wermut, Schafgarbe, Rote Wedel, Fuchsschwanz und Fruchtähren. Nicht mehr dabei ist die Deutsche Goldähre.

Aus diesen Pflanzen wurde der große Strauß am Altar zusammengestellt, zahlreiche weitere kleine Sträuße in einem Korb wurden mitgeweiht und konnten von den Gläubigen mit nach Hause genommen werden. In der Vorabendmesse am Samstagabend weihte und segnete Pfarrer Thomas Dietrich sowohl den „Ettenheimer Kritterbuschel“ als auch die von den Gläubigen mitgebrachten, selbst zusammengestellten Kräuterbüschel.

Maria im Gewande

In der Pfarrkirche St. Bartholomäus wird seit dem Jahre 2000 sowohl für den Maialtar als auch zu Mariä Himmelfahrt auf dem Altartisch die Statue der „Maria im Gewande“ aufgestellt. Die Statue war lange Zeit verschwunden gewesen, schließlich aber wiederaufgefunden und renoviert worden. Da das bisherige Kleid nicht mehr aufzufinden gewesen war, wurde von den Zisterzienserinnen in Baden-Baden ein neues Gewand hergestellt. Allerdings sind einige Attribute dieser Figur nicht mehr auffindbar, das Kind, die Krone und das Zepter. Die „Madonna Maienkönigen“ des Ettenheimer Künstlers Kälble wird seitdem nicht mehr aufgebaut, da dies mit dem zugehörigen Strahlenkranz einen enormen Aufwand bedeuten würde.