Auf den Versuchsfeldern in Orschweier informierten sich die Landwirte über die neuesten Trends beim Mais- und Sojaanbau. Foto: Decoux

Die Kostenexplosion des Vorjahrs ist gestoppt, der Regen hat für eine gute Entwicklung der Maispflanzen gesorgt. Trotzdem herrschte beim Maisfeldtag in Orschweier nur wenig Optimismus.

Rund 150 Haupterwerbs-Landwirte aus den Landkreisen Ortenau und Emmendingen hatten den diesjährigen Maisfeldtag besucht, um sich dort über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Der findet jährlich in Orschweier statt, weil dort auf zahlreichen Versuchsfeldern vom federführenden Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenburg am besten anschaulich zu erfahren ist, wohin der aktuelle Mais- und Soja-Trend geht.

Die einzelnen Gruppen schritten die zahlreichen Versuchsfelder mit den unterschiedlichen neuen Sorten und differenziertem Planzenschutzmittel-Einsatz ab. Dabei wurden sie von den amtlichen Experten Volker Heitz, Ulf Lange und Thomas Köninger begleitet. Vorab jedoch stimmte Diana Kohlmann, Ortenauer Landratsamt-Dezernentin für den ländlichen Raum, schon mal auf die Lage ein. Nach wie vor sei der Mais mit rund 12 000 Hektar Anbaufläche im Ortenaukreis die wichtigste Ackerbaukultur. Maßgeblich für Ertragserfolge seien dabei neben der schwierigen Sortenwahl eine bedarfsgerechte Düngung und gezielte Unkrautbekämpfung. Über beste Alternativen dazu informierten sich jetzt die angereisten Berufslandwirte mit großem Interesse.

Langfristig müssen Produkte besser ans Klima angepasst werden

Auf den wissenschaftlichen Versuchsfeldern für die südliche Rheinebene (repräsentativ von Rastatt bis Lörrach), die der Orschweierer Landwirt Martin Anselm agrartechnisch pflegt, präsentierten sich die Maisbestände bislang zufriedenstellend – nämlich mit, bei etwas geringerer Wuchshöhe, gut ausgebildeten Körner-Kolben. Das ist auch den seit Juli in ausreichender Menge gefallenen Niederschlägen zu verdanken. Ganzjährig jedoch habe es zu wenig geregnet. Auch die vorangegangene Getreideernte brachte in der Ortenau – im Gegensatz zu norddeutschen Regionen – zufriedenstellende Erfolge. Kohlmann ließ dennoch keinen Zweifel daran: „Wir werden über kurz oder lang nicht darum herum kommen, unsere Produktion an die sich ändernden Klima-Bedingungen anzupassen!“

Hubert Sprich, Einkäufer der pfälzischen „Cornexo“ Lebensmittel-Maismühle, berichtete, dass die diesjährigen Mais-Erträge zwar besser als im Vorjahr werden, die aktuellen Verkaufspreise aber noch unbefriedigend seien. Sie sind derzeit sogar um ein Drittel auf etwa 200 Euro pro Tonne geschrumpft. Mit Druck aus dem Osten werde Ukraine-Getreide samt Mais derzeit recht billig gehandelt. Immerhin seien hohe Vorjahrs-Trocknungskosten auf der Energierechnung wieder etwas gesunken. Angesichts der nach wie vor unsicheren Weltmarkt-Lage rät Sprich den Landwirten, lieber zeitig Verkaufskontrakte mit Garantiepreisen abzuschließen.

Experten analysierten die Maisentwicklung auf den einzelnen Versuchsfeldern mit den unterschiedlichen neuen Sorten. Foto: Decoux

Richard Volz von der Karlsruher Raiffeisen-Zentralgenossenschaft, einer Selbsthilfeorganisation der badischen Landwirte, machte Mut. Auch wenn nach wie vor unklar sei, wie sich der Ukraine-Krieg auf die globalen Getreidemärkte auswirke: Immerhin sei die Produktion-Kostenexplosion des Vorjahres für Energie gestoppt. Die alten Weltmarkt-Getreidebestände seien so gut wie aufgelöst, auch politisch-strategisch bedingt etwa von den USA und China. Wo die Verkaufspreis-Reise nun hin läuft, wisse, so Volz, derzeit noch niemand. Immerhin: In der Region werde nun wieder eine Durchschnittsernte bei Mais und Soja erwartet. Das globale Verkaufspreis-Poker geht weiter – die Landwirte haben dabei allerdings die schlechtesten Karten.

Neue Anforderungen

Die neuen EU-weiten Anforderungen mit der neuen „Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP) plus neuen baden-württembergischen Förderstandards bedingen noch höhere Umstellungen in Richtung Umwelt- und Klimaschutz. Über die vielfältigen Neuerungen und Anforderungen als Landwirt noch den Gesamtüberblick zu behalten, sei recht schwierig, räumte Kohlmann unumwunden ein. Deshalb biete das Ortenauer Landratsamt weiterhin dazu gezielte Beratungen an.