Neben Geld und weiterem Diebesgut hat die Polizei auch eine scharfe Schusswaffe beschlagnahmt. Foto: Polizei

60 Beamte durchsuchen mehrere Lahrer Häuser. Fünf Verdächtige festgenommen. Betrüger fälschten Gehaltsmitteilungen.

Lahr - Nach langwierigen Ermittlungen ist der Kriminalpolizei Offenburg ein Schlag gegen einen Betrügerring in Lahr gelungen. Acht Männer und eine Frau sollen seit längerer Zeit Betrugsstraftaten, Einbrüche und Diebstähle begangen haben. Fünf Personen wurden vorläufig festgenommen.

Nahezu zwölf Monate Ermittlungszeit waren laut Polizei notwendig, um am Mittwoch elf Durchsuchungsbeschlüsse und vier Haftbefehle zu vollziehen. 60 Beamte der Kripo Offenburg, des Polizeireviers und der Bereitschaftspolizei Lahr durchsuchten am Morgen mehrere Wohnungen, Geschäftsräume und Häuser in Lahr und Umgebung. Hierbei kam es auch zu einem spektakulären Fluchtversuch eines der Tatverdächtigen. Der 28-Jährige versuchte dem »Hausbesuch« der Polizei durch einen Sprung aus dem Fenster seiner Wohnung im zweiten Obergeschoss zu entkommen. Als Landeplatz suchte er sich ausgerechnet die Motorhaube eines Polizeifahrzeugs aus. Verletzt wurde er weder durch den Sprung noch bei der darauffolgenden Festnahme.

Insgesamt neun Tatverdächtige bestritten laut Polizei ihren Lebensunterhalt mit der Begehung von Betrugsstraftaten und Urkundenfälschungen – aber auch Einbrüche und Diebstahlsdelikte gehörten offensichtlich dazu. Das »Hauptgeschäft« der Gruppierung sei die Fälschung von Gehaltsmitteilungen gewesen. So seien bundesweit über einen längeren Zeitraum im großen Stil Kreditverträge für den Kauf neuwertiger Autos erschwindelt worden. Den Kreditgebern wurde ein geregeltes Einkommen vorgetäuscht, um so an geliehenes Geld zu kommen. Mit den nun ausreichenden Finanzen wurden dann teure Autos gekauft, so die Polizei. Die Fahrzeuge deutscher Hersteller wurden von eigens aus dem osteuropäischen Ausland und aus Frankreich eingereisten Mittätern zugelassen, sofort außer Landes geschafft und dann verkauft.

Aber nicht nur Autos, sondern auch alltägliche Konsumgüter bis hin zur Einbauküche seien so erschwindelt worden. Mehr als 100 Straftaten aus diesem Bereich glauben die fünf Beamten der Ermittlungsgruppe »Stadthalter« nachweisen zu können. Außerdem soll die Gruppe mehr als 20 Führerscheine gefälscht haben.

Bei den Durchsuchungen wurde mutmaßliches Diebesgut aufgefunden. Neben nahezu 100 Stangen Zigaretten, Baumaschinen, Fahrrädern und Bargeld wurde auch eine scharfe Schusswaffe beschlagnahmt. Sie dürfte ersten Ermittlungen zufolge aus einem Einbruch in der Schweiz stammen. Als Kopf der Bande gilt laut Polizei ein 34-jähriger, in Lahr wohnhafter rumänischer Staatsbürger. Ihm zur Seite sollen sein 29-jähriger Bruder und seine 57-jährige Mutter gestanden haben. Hilfe erhielt das »Familienunternehmen« von sechs weiteren Tatverdächtigen im Alter zwischen 28 und 35 Jahren – allesamt Freunde und Bekannte des 34-jährigen Haupttatverdächtigen und der Polizei seit Langem bekannt.
Schaden in Höhe von 1,5 Millionen Euro

Die Ermittler des Dezernats für organisierte Kriminalität gehen davon aus, dass der durch die Straftaten entstandene Schaden mehr als 1,5 Millionen Euro beträgt.

Das Amtsgericht hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft Offenburg Haftbefehle gegen drei mutmaßliche Mittäter und die Mutter des Haupttatverdächtigen wegen des Verdachts des bandenmäßigen Betrugs, Urkundenfälschung und Einbruchsdiebstahls erlassen. Der mutmaßliche Haupttäter wurde nicht angetroffen. Er befand sich bis gestern auf Hochzeitsreise. Bei seiner Einreise am Frankfurter Flughafen wurden die Flitterwochen am Mittag durch die Bundespolizei unterbrochen.