Rund 150 Lahrer nahmen an dem Lichtermarsch teil, der die Menschen auch durch die Marktstraße führte. Foto: Baublies

Botschaft des Miteinanders: Lahrer aus verschiedenen Nationen ziehen durch die Stadt.

Lahr - Mit einem "liturgischen Lichtermarsch" haben am Samstagabend rund 150 Lahrer an die Schicksale von Flüchtlingen – nicht nur in Lahr – gemahnt. Bei einer Kundgebung auf dem Rathausplatz riefen Vertreter der Stadt, der syrisch-orthodoxen Gemeinde und der Diakonie zu Solidarität auf.

"Die älteste christliche Kirche steht in Damaskus." Elisabeth Akbaba erinnerte im Namen der syrisch-orthodoxen Gemeinde an die historisch belegte Tatsache, dass die zur Zeitenwende weltläufige Handelsmetropole Damaskus einer der Ausgangspunkte der noch jungen jüdischen Bewegung war. Später entwickelte sich aus ihr heraus das Christentum. Und damit spannte sie den Bogen zurück in die Gegenwart: "Wir wissen nicht, wie wir hier Weihnachten feiern sollen." Damit wollte die Nichte von Issa Demir, dem Vorsitzenden der syrisch-orthodoxen Gemeinde, an die vielen Schicksale beispielsweise in Syrien oder dem Irak erinnern. Akbaba zitierte zum Abschluss einen Satz aus dem Matthäusevangelium: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan."

Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller dankte den rund 150 Menschen – unter denen viele Bürger mit ausländischen Wurzeln waren – für ihr Erscheinen. "Sie sind Lahrer, egal wo sie herkommen." Laut Müller sind drei Begriffe universell: Friede, Freiheit und Gerechtigkeit. Diese Begriffe würden untrennbar zueinander gehören. Müller erklärte weiter, dass in der Stadt Menschen aus rund 100 verschiedenen Ländern miteinander leben würden. Und er sei froh, ergänzte er, dass es in Lahr ein "hohes Maß an Zustimmung" gebe.

Annedore Braun, Leiterin der Lahrer Dienststelle der Diakonie, erinnerte daran, dass laut der Weihnachtsgeschichte im Neuen Testament "Christus ein Flüchtlingskind" war. Sie wünschte sich angesichts der vielen Teilnehmer an dem Lichtermarsch, dass die Fürsorge für Flüchtlinge noch besser wird. Konkret dachte sie an eine bessere Sprachförderung für Kinder. "Viele werden hier bleiben." Da sei das Erlernen der deutschen Sprache ein guter Start.

Pfarrer Ulrich Henze hatte den Auftakt des Lichtermarschs an der Friedenskirche eingeläutet: "Ein kleines Licht kann die Welt heller machen." Der Theologe sagte, dass die Geburt Jesu in die längsten Nächte des Jahres gelegt wurde. "Es gibt in der Bibel keinen Hinweis auf die Jahreszeit." Nur wenn im Neuen Testament stehen würde, dass "die Hirten die ganze Nacht auf dem Feld verbrachten", dann wird es kaum Dezember gewesen sein. Auch in Bethlehem seien Winternächte dafür zu kalt. Wohl ein Hinweis, dass eine Botschaft wie der Lichtermarsch nicht nur zur Weihnachtszeit Sinn machen würde.

Von der Friedenskirche zogen die Teilnehmer singend zur Stiftskirche, wo Pfarrer Frank-Uwe Kündiger über Misstrauen und Menschenwürde, Flucht und Aufnahme in der Fremde sprach. Weitere Stationen waren neben dem Rathausplatz die Christuskirche und zum Abschluss die Martinskirche in Dinglingen. Auf dem Weg durch die Marktstraße machte der Zug an den Buden der "Lichtblicke" auf dem Schlossplatz Halt. Kündiger erinnerte auch dort die vielen Besucher an die erste Bedeutung des Weihnachtsfests.

Die Idee des Friedenslichts, das aus der Geburtskirche in Bethlehem stammt und der dazugehörigen Prozession, wurde erstmals im Jahr 1986 initiiert.