Lahr - Der Gemeinderat stimmt noch in diesem Monat über eine Partnerschaft mit der japanischen Stadt Kasama ab. Die bisher drei Städtepartnerschaften laufen indes erfolgreich weiter.

Spätestens bei der Gemeinderatssitzung am 26. Februar soll darüber entschieden werden, ob Lahr eine japanische Partnerstadt bekommt. Kasama wäre somit die vierte Partnerstadt. Die 76 000-Einwohnerstadt etwa 100 Kilometer nordöstlich von Tokio ist wie Lahr eine Stadt der Chrysantheme. "In ganz Japan wird die Chrysantheme als Blume des Königshauses geehrt und auch in Kasama spielt die Pflanze eine wichtige Rolle", sagte Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller unserer Zeitung. Eine Gemeinsamkeit, auf der man aufbauen möchte.

Die Beziehungen zu den drei anderen Partnerstädten –Dole, Belleville, Alajuela – sind weiterhin aktiv, wobei die Partnerschaft zum costa-ricanischen Alajuela ganz besonders gelebt wird. "Seit 2006 haben wir eine Partnerschaft mit Alajuela, aber angefangen hat es praktisch schon 1999", erklärt Marlies Llombart vom 2004 gegründeten Freundeskreis Lahr-Alajuela. Sie verweist auf eine Kunstausstellung in Lahr aus dem Jahre 2001. Damals wurden Werke von costa-ricanischen Künstlern in Lahr ausgestellt. Einige der Künstler lernte Llombarts Mann, der heute Generalkonsul des kleinen lateinamerikanischen Landes ist, zuvor zufällig auf einer Norwegen-Reise im Jahre 1999 kennen.

Im Lauf der Jahre entstanden dann viele Freundschaften, Delegationen aus beiden Städten besuchten sich jährlich und Alajuela wurde schließlich 2006 dritte Partnerstadt von Lahr, sagt Llombart. Die Vorsitzende schätzt vor allem die "Herzlichkeit, Gastfreundschaft und die positive Lebenseinstellung der Menschen in Alajuela". Ein Wiedersehen ist während der Landesgartenschau geplant. "Drei Delegationen werden zur Schau erwartet", sagt Llombart. Aber auch Delegationen aus den beiden anderen Partnerstädten, Dole in Frankreich und Belleville in Kanada, werden mit eigenen Beiträgen im Bereich der Partnerschaftsgärten bei der Schau dabei sein.

Außerdem sieht das Veranstaltungsprogramm jeweils einen Tag mit dem thematischen Schwerpunkt der jeweiligen Partnerstadt vor. "Abgesehen von der Landesgartenschau gab es auch in der Vergangenheit gemeinsame Veranstaltungen im Rahmen der runden Jubiläen. Aber auch bei der Chrysanthema haben die Partnerstädte einen festen Platz", teilt die Stadt mit.

Stadt Lahr pflegt Kontakt nach Kanada

Grundsätzlich ist die Stadt mit den Partnerschaften zufrieden und setzt sich auch für sie ein. "Ich möchte ein ganz klares Bekenntnis zu Städtepartnerschaften abgeben. Wenn wir an die vielen Auseinandersetzungen in der Welt denken, wird uns bewusst, dass Frieden und Sicherheit im vergangenen Jahr keine Selbstverständlichkeit waren und wie wichtig die Völkerverständigung ist", sagt OB Müller. Dazu bieten Städtepartnerschaften eine ideale Plattform. Einziger Wermutstropfen ist der eingeschlafene Schüleraustausch mit dem kanadischen Belleville. Jetzt pflegt dafür umso mehr die Verwaltungsspitze diesen Kontakt nach Kanada.

Die Partnerschaft mit Dole in Frankreich ist die älteste. Wegen der geringen Entfernung ins 270 Kilometer entfernte Dole und des langjährigen Bestehens der Partnerschaft sind schon vielfältige private Kontakte entstanden. Der Schüleraustausch, der bereits seit 1961 besteht und an dem inzwischen etwa 9900 Schüler teilgenommen haben, ist eine tragende Säule. Was viele nicht wissen ist, dass der erste Besuch der Lahrer Gärtner in der Partnerstadt überhaupt erst den Anstoß für die spätere Chrysanthema gab.

Die in Dole gezüchteten Kaskadenchrysanthemen wollten auch die Lahrer Gärtner in ihrer Stadt ausstellen. Daraus ist letztendlich die Chrysanthema entstanden. Hinter allen Partnerschaften stehen Menschen, macht OB Müller klar. Schließlich geht es ja auch um die Verständigung von Bürgern unterschiedlicher Herkunft und Kultur über Landesgrenzen hinaus.

"Private Kontakte waren immer der Ausgangspunkt für die späteren Partnerstädte", sagt Müller, der auch schon Kontakt zu der russischen Stadt Zvenigorod für eine mögliche Partnerschaft aufgenommen hat. Ob auch Zvenigorod eine Partnerstadt wird, sei noch nicht sicher. "Man muss sich noch näher kennenlernen, bevor wir eine Partnerschaft eingehen."

Info: Historie

Auf Beschluss des Gemeinderats sollte 1986 eine Städtepartnerschaft mit einer Stadt in der DDR begründet werden. Die Bemühungen um eine Partnerschaft mit dem sächsischen Pirna blieben ohne Erfolg, da die staatlichen Stellen der DDR dies nicht wünschten. Nach der Wiedervereinigung wurde der Stadt Heidenau, ebenfalls in Sachsen, Unterstützung beim Aufbau der Verwaltung gegeben.