"Ich wei0, welche Akten ich zurücklasse, aber noch nicht, welche mich erwarten", sagt Richterin Ina Roser. Foto: Schwanauer

Richterin Ina Roser wechselt vom Amtsgericht Lahr ins Kinzigtal. Morgen erster Arbeitstag.

Wolfach/Gengenbach/Lahr - Vom Zivilrecht zum Strafrecht: Zum 1. April fängt die 33-jährige Ina Roser als Richterin an den Amtsgerichten in Wolfach und Gengenbach an.

Auf ihrem Lahrer Schreibtisch stapeln sich noch die Akten, doch Ina Rosers Tage im freundlichen Altbaubüro an der Turmstraߟe, das rund eineinhalb Jahre lang ihr Arbeitsplatz war, sind gezählt. "Das werde ich ein bisschen vermissen", sagt sie über ihren Arbeitsplatz im prachtvollen Gerichtsgebäude, "aber die geteilte Stelle im Kinzigtal, das ist eine Win-Win-Situation." Den doppelten Gewinn sieht sie darin, dass sie vor Ort wohnt und von Haslach theoretisch sogar per Rad zu den Amtsgerichten gelangen kann. Und dass ihr Arbeitgeber, das Land Baden-Württemberg, eine neue Richterin vor Ort beschäftigen kann, die sich im Gerichtsbezirk Offenburg bereits auskennt.

Die gebürtige Oldenburgerin, die ihre Jugend im ostwestfälischen Büren verbrachte, kam im Jahr 2002 zum Jurastudium nach Süddeutschland -Â zuerst nach Augsburg, dann nach Freiburg. Ihr Referendariat absolvierte sie am Landgericht Offenburg, im Anschluss arbeitete sie bis 2011 als wissenschaftliche Angestellte an der Uni Freiburg und promovierte im Bereich Marken- und Patentrecht. "Nach vier Jahren wissenschaftlicher Arbeit wollte ich dann auch noch was anderes sehen", sagt sie scherzhaft und lernte dann bis zum Jahr 2014 den Arbeitsalltag einer Kanzlei kennen, der ausgelagerten Rechtsabteilung der Hubert Burda Media.

Die vergangenen 14 Monate verbrachte sie am Amtsgericht Lahr im Bereich Zivilrecht.

Das wird sich jetzt ändern, denn an ihrer neuen Arbeitsstätte in Wolfach ist Roser fürs Strafrecht zuständig. Dass sie sich da jetzt gründlich einarbeiten müsse, schreckt sie nicht: "Facettenreich" seien ihre künftigen Aufgaben.

60 Prozent wird sie in Wolfach arbeiten, 40 Prozent in Gengenbach. Beide Gerichte besitzen rechnerisch 1,4 Planstellen für Richter. "Ich bin gespannt", sagt Ina Roser, "welche Akten ich hierlasse, weiߟ ich gut, aber welche mich im Kinzigtal erwarten, das weiߟ ich noch nicht."

Was man braucht, um Richterin zu sein? "Man braucht eine gewisse Art Durchsetzungsvermögen", sagt sie.

Flexibilität gefragt

Und Entscheidungsfreude, klar. Auf vertrackte Situationen müsse man flexibel reagieren können: "Vor den Prozessen habe ich zwar die Akten gesehen, weiߟ aber noch nicht, was die Beteiligten im Gerichtssaal mir dann noch zusätzlich Neues erzählen."

Offen sollte man auߟerdem sein und sich anpassen können. "Zivilrecht und Strafrecht sind völlig verschieden", erklärt Roser: "Im Zivilrecht geht es vor allem darum, zwei Parteien zusammenzubringen, während das Strafrecht andere Aufgaben hat: Fehlverhalten zu sanktionieren."

Ihre Freizeit verbringt Ina Roser am liebsten auf dem Fahrrad. Sie fährt bei den "After Work Bikern" des TV Haslach mit und macht ansonsten am liebsten ausgedehnte Touren über mehrere Tage.

Gerade hat sie auch den Bootsführerschein gemacht - zusammen mit ihrem Mann besitzt sie ein Motorboot, mit dem es hin und wieder auf den Rhein oder den Bodensee geht.

"Ich bin meistens drauߟen aktiv", berichtet die Richterin über sich selbst, "und Radrennen fahre ich nicht, allerhöchstens mal zum Spaߟ." Ob es sich zu ihren neuen Arbeitsorten gut radeln lässt, will sie bald austesten.