Zwei von drei Öfen laufen momentan in der Straßburger Anlage. Der dritte wird von Asbest befreit. Foto: dpa

Französische Müllverbrennungs- anlage soll auch von Deutschland aus besser überwacht werden.

Kehl - Die Dioxin-Konzentration in der Abluft der Straßburger Hausmüllverbrennungsanlage wird künftig monatlich gemessen – anstatt wie bislang zweimal pro Jahr. 2015 finden vier jeweils zwei Wochen andauernde Messkampagnen statt, aus denen Erkenntnisse über die Schadstoffkonzentrationen im näheren und weiteren Umfeld der Anlage gewonnen werden sollen. Auch in Kehl sind Messpunkte geplant, wie die Stadt verwaltung mitteilt.

48 Auflagen hat die Firma Sénerval, welche die Straßburger Müllverbrennungsanlage im Auftrag der Stadtgemeinschaft Straßburg (CUS) betreibt, bekommen, nachdem die Anlage im vergangenen März wegen eines Streiks der Beschäftigten zwölf Wochen lang stillgestanden hatte. Aus Mitgliedern des Rats der Stadtgemeinschaft wurde eine sechsköpfige Kommission gebildet, die sich direkt um die Hausmüllverbrennungsanlage kümmert. Geleitet wird die Kommission von der Vizepräsidentin der CUS, Françoise Bey, die zusammen mit Kehls Oberbürgermeister Toni Vetrano den Vorsitz der Umwelt-Arbeitsgemeinschaft inne hat.

Um ihren Forderungen nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen, waren die Mitarbeiter in der Hausmüllverbrennungsanlage im März in den Streik getreten (wir berichteten). Als ihre Anschuldigungen auf der deutschen Rheinseite bekannt wurden, sorgten sich auch Kehler um die Luftqualität und fürchteten erhöhte Schadstoffbelastungen.

In der Sitzung der Umwelt-Arbeitsgemeinschaft der Städte Straßburg und Kehl berichtete Christophe Guebhart von der CUS, dass die Mitarbeiter von einem Arbeitsmediziner untersucht worden seien, der bei keinem einen erhöhten Bleispiegel im Blut gemessen habe. Auch bei Flechten im Umfeld der Müllverbrennungsanlage sei keine erhöhte Konzentration von Schadstoffen festgestellt worden. Grenzwerte seien also nicht überschritten worden, erklärte Guebhart.

Der Vertrag der CUS mit Sénerval wurde auf 20 Jahre abgeschlossen und läuft noch bis 2030. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, in diesem Zeitraum 56,5 Millionen Euro in die Erneuerung der Hausmüllverbrennungsanlage zu investieren und jährlich drei Millionen Euro für Unterhaltungsmaßnahmen bereitzustellen. Diesen Verpflichtungen kommt Sénerval wohl auch nach. Allerdings sei das Konzept der Firma nicht schlüssig gewesen, heißt es in der Mitteilung aus Kehl: Zwar seien die vereinbarten Investitionen in die Erneuerung von Teilen der Anlage erfolgt und auch Unterhaltungsmaßnahmen vorgenommen worden. Diese seien allerdings so mangelhaft koordiniert worden, dass sich die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter stark verschlechtert hätten.

Die unabhängige Kontrolleinrichtung für die Luftbelastung ASPA wurde jetzt beauftragt, 2015 vier zusätzliche Messkampagnen zu starten. In der Sitzung der Umwelt-Arbeitsgemeinschaft wurde angeboten, Messpunkte auf Kehler Territorium mit einzubeziehen. Die ASPA untersucht derzeitig die häufigsten Windrichtungen, um optimale Standorte auswählen zu können.

Zurzeit sind nur zwei der drei Verbrennungsöfen in Betrieb, weil der dritte von Asbest befreit und saniert wird. Die vierte Verbrennungslinie wurde komplett zurückgebaut. Wenn die Kapazitäten zur Verbrennung nicht ausreichen, wird Straßburger Müll nach Lothringen gebracht.

In der Straßburger Anlage werden jährlich rund 275 000 Tonnen Hausmüll verbrannt. Der dabei entstehende Dampf wird von drei Industrieunternehmen in der Nähe abgenommen. Außerdem wurde Ende des vergangenen Jahres ein elf Kilometer langes Nahwärmenetz in Betrieb genommen, das ein Äquivalent von 17 000 Haushalten versorgen kann. Darüber hinaus wird auf dem Gelände der Hausmüllverbrennungsanlage auf der Rohrscholleninsel eine Einrichtung installiert, die das aus der Müllvergärung entstehende Biogas in Methangas umwandelt, damit es künftig ins öffentliche Gasnetz eingespeist werden kann. Mit diesen Maßnahmen könnten jährlich 22 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden, erläuterte Guebhart.